Windeckbunker in Bonn OB verhandelt mit Interessenten

BONN · Bei der Stadt Bonn laufen bereits Gespräche für eine künftige Nutzung des Windeckbunkers, der für den Zivilschutz nicht mehr benötigt wird und deshalb verkauft werden soll. "Ich bemühe mich seit längerer Zeit, zwei Interessenten zusammenzubringen", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch.

Es handele sich um eine Nutzung, "die auch im Sinne der Stadt ist", sagte Nimptsch. Ein Interessent kommt nach Informationen des General-Anzeigers aus dem Bereich Kultur. Das wollte Nimptsch mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen weder dementieren noch bestätigen.

Fest steht: Der Windeckbunker, dessen Grundstück der Stadt Bonn und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehört, wird wohl stehen bleiben. "Für eine große städtebauliche Lösung und den Abriss des Bunkers gibt es keinen Investor", sagte Nimptsch.

In der NS-Zeit war im Windeckbunker die Bonner Luftschutzzentrale untergebracht war. Es gibt heute noch einen unterirdischen Gang zum Alten Stadthaus am Bottlerplatz, wo früher auch das Büro des Oberbürgermeisters war.

Das 1941 fertiggestellte Bauwerk bot rund 800 Plätze für Zivilisten. Beim Einmarsch der Amerikaner 1945 gab General Richard von Bothmer vom Bunker aus den Befehl, die Bonner Rheinbrücke sprengen zu lassen.

Schlagzeilen machte der Windeckbunker 1990, als er als Notunterkunft für obdachlose Asylbewerber, vor allem Roma aus Rumänien, hergerichtet wurde. Die große Zahl der Flüchtlinge stellte Bonn damals vor Probleme, sämtliche Plätze in anderen Unterkünften und Hotels waren belegt.

Die Zustände im fensterlosen Bunker, den die Bewohner tagsüber verlassen mussten, erregten Proteste, die Asylbewerber wurden schließlich auf andere Gemeinden verteilt.

1997 war der Windeckbunker als Probenraum für Bands im Gespräch. Es gab aber eine politische Kehrtwende: Der Kulturausschuss beschloss, das für die Renovierung vorgesehene Geld lieber in Räume im "Kult 41" am Hochstadenring zu investieren.

Relativ konkret waren im Jahr 2001 die Planungen, im Bunker die bedeutende Fotosammlung und das Archiv des Stifterpaars Ann und Jürgen Wilde unterzubringen. Die Architekten Karl-Heinz Schommer (Bonn) und Erich Schneider-Wesseling (Köln) hatten bereits Vorentwürfe für einem Anbau oder angrenzendem Neubau gemacht. Hier sollte auch ein "NRW-Forschungszentrum Fotografie" untergebracht werden. Gescheitert sind die Pläne rückblickend wohl vor allem an der Finanzierung. Die Sammlung Wilde ging 2009 an die Pinakothek der Moderne in München.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Windeckbunker entsteht zurzeit das Haus der Bildung. Ursprünglich war geplant, hier neben Volkshochschule und Stadtbibliothek auch das Stadtmuseum und die Gedenkstätte Bonn unterzubringen.

Dafür hätte das Gelände zwischen Altem Stadthaus und Bunker bebaut werden müssen. Dies mit Hilfe eines privaten Stifters zu realisieren, scheiterte letztlich. Zuletzt war der Windeckbunker als neuer Sitz des Stadtarchivs im Gespräch, das im Keller des Stadthaus nicht vor Wasserschäden sicher ist. Hier favorisiert die Verwaltung aber die ehemalige Pestalozzischule an der Budapester Straße als Standort.

In den vergangenen Jahrzehnten hat der Bunker immer wieder Künstler angezogen. 1988 gestaltete Martin Noel die Betonfassade, die heute fast komplett bewachsen ist. 2007 holten verschiedene Künstler auf Initiative von Gabriele Lutterbeck aus Köln "Licht in den Bunker": Zwischen Pritschenstapeln und Toilettenwänden entstand eine spannende Mischung aus den düsteren Reizen des massiven Gebäudes und farbenfroher Kunst. 2012 waren dann Kunststudentinnen der Alanus-Hochschule Alfter mit der Ausstellung "Bunker a.D." zu Gast.

Der Windeckbunker grenzt an Florentiusgraben und Stadtbefestigung an. Eine alte Karte von 1809 zeigt, dass die Bastionen der Stadtmauer als Gärten bepflanzt waren. Urbanes Gärtnern hieße das heute: Eine Initiative hat im vergangenen Jahr ihre Idee präsentiert, das Dach des Windeckbunkers für einen Bürgergarten zu nutzen.

Ein Interesse für an der Umfeldgestaltung hat auch die Sparkasse KölnBonn, die beim Wettbewerb für ihren Neubau am Friedensplatz auch Ideen für den öffentlichen Raum gefordert hatte. Hier hatte besonders ein Schommer-Entwurf überzeugt, der sich zum wiederholten Mal mit dem Arealbeschäftigt hat und die Kanten der barocken Stadtbefestigung wieder sichtbar und begehbar machen will. Auch das könnte in Überlegungen rund um die Zukunft des Windeckbunkers einfließen.

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