Winterregelung Obdachlose können ihre Hunde ins Bonner Tierheim bringen

Bonn · Bei Frost können Obdachlose ihre Hunde im Bonner Tierheim einquartieren. Leider wird das Angebot bislang nicht genutzt.

 Und noch ein Leckerli vorm Schlafengehen: Hannah Kasper, die ein Freiwilligenjahr im Bonner Tierheim absolviert, führt Hund Bruno in einen Zwinger.

Und noch ein Leckerli vorm Schlafengehen: Hannah Kasper, die ein Freiwilligenjahr im Bonner Tierheim absolviert, führt Hund Bruno in einen Zwinger.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Kälte macht nicht nur den Obdachlosen, sondern auch ihren Tieren zu schaffen. „Deshalb bieten wir ihnen an, ihre Hunde über Nacht zu uns zu bringen“, sagt Ronald Seemann vom Bonner Tierheim. Obwohl damit keinerlei Kosten für die Tierhalter verbunden sind, hat dieses Angebot seit Jahren niemand genutzt. Offenbar haben viele Obdachlose Angst, dass ihnen ihr Hund abgenommen werden könnte. Ein Tier über den Winter zu bringen, ist für sie oft nicht einfach. Das größte Problem ist dabei nicht unbedingt das Futter, das wie im Sommer besorgt werden muss.

Tiere sind in Notunterkünften nicht erlaubt

„Ich kann nicht überall mit meinem Hund hin, wenn ich mich aufwärmen will“, erzählt ein junger Mann in der Bonner Fußgängerzone. Zwar bieten die Mitarbeiter im Kontaktcafé des Vereins für Gefährdetenhilfe (VFG) warme Getränke an, kochen und schauen nach den Besuchern. Abends räumen sie die Stühle zur Seite. Der Raum wird dann zum Schlafquartier, in dem Besucher ihre Isomatten und Schlafsäcke auslegen.

Doch nur in Einzelfällen dürfen an den kalten Tagen Herrchen und ihre Hunde zusammen in die Unterkünfte. Voraussetzung ist, dass sich das Tier mit anderen Hunden und den Menschen versteht. „Es ist auch eine hygienische Frage, im Druckraum an der Quantiusstraße ist so etwas gar nicht möglich“, sagt ein Mitarbeiter der VFG, der täglich mit Obdachlosen zu tun hat. In den Notunterkünften der Caritas sind die Tiere grundsätzlich nicht erlaubt.

Für viele seien die Hunde „eine wichtige Bezugsperson“, so der Mitarbeiter. Oftmals sei das Tier der „einzige richtige Freund“, der sie „stets treu“ begleite. „Und dementsprechend eng ist dann auch die Bindung, das Tier wird vermenschlicht.“ Anstatt den Hund draußen anzubinden, verlassen die Betroffenen lieber die Unterkunft und suchen sich einen anderen Unterschlupf, in dem man vor der Kälte geschützt ist.

Bis 20 Uhr können Obdachlose kommen

Diese Problematik haben Ronald Seemann und seine Helfer beim Bonner Tierheim im Bonner Norden schon vor fünf Jahren auf die Idee gebracht, eine Art Pension für die Hunde anzubieten. Bis 20 Uhr können Obdachlose ihre Vierbeiner vorbeibringen, am nächsten Morgen müssen sie sie bis 10 Uhr abholen. Schlafplätze für Menschen gibt es nicht, weil es an Räumen fehlt und Auflagen erfüllt werden müssten.

„In all den Jahren ist noch nie jemand vorbeigekommen, das macht uns natürlich traurig“, erzählt Seemann. Er kann die Sorge der Betroffenen aber auch verstehen: Niemand gebe gerne das her, was ihm am wichtigsten sei. Offenbar spielt dabei auch die offizielle Funktion als Tierheim eine Rolle. Die Obdachlosen hätten Angst, dass ihnen die Hunde weggenommen werden könnten, erzählt Seemann. „Aber das ist nicht unsere Aufgabe, und das wird auch nicht passieren.“

Das Gegenteil ist sogar der Fall: Die Ärzte und Pfleger würden sich um die Hunde kümmern, wenn sie Krankheiten oder Verletzungen haben. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Tieren zu helfen“, sagt Seemann. Deswegen will er das Projekt auch nicht einstampfen. „Vielleicht können wir die Angst der Obdachlosen irgendwann abbauen.“

Wer seinen Hund über Nacht im Tierheim, Lambareneweg 2, einquartieren will, kann vorbeikommen oder sich unter 02 28/63 69 95 melden. Hinweise über hilfsbedürftige Obdachlose nehmen die Polizei unter 110 und der Stadtordnungsdienst unter 02 28/77 33 33 entgegen.

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