Oberbürgermeister und Naujoks reden über Auflösung

Schwarz-Grün pocht dagegen auf die Kündigung des Ex-Gebäudemanagers. Die Personalie Hartmann hat ein Nachspiel.

Details zum Verhandlungsstand konnte sie noch nicht nennen. Kommt es zu einer einvernehmlichen Trennung, wird die für die Stadt nicht billig, sind sich aber Insider einig.

175 000 Euro erhält Friedhelm Naujoks im Jahr und ist damit der bestbezahlte Mitarbeiter der Stadt Bonn. Doch viel arbeiten muss der einstige SGB-Chef und Herr über mehr als 700 städtische Immobilien für sein Geld seit geraumer Zeit nicht mehr.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Warum erst jetzt?"Nimptsch hatte den Parteifreund im April 2010 von seinem Job entbunden, weil er unter anderem bisher ausgezahlte Landesfördermittel von rund 25 Millionen Euro für das World Conference Center Bonn (WCCB) mit falschen Angaben erschlichen und beim Controlling des Skandal-Projekts geschlampt haben soll.

Naujoks habe als beauftragte Prüfinstanz in baufachlichen Testaten mit falschen Zahlenangaben die Finanzierung des WCCB wahrheitswidrig als gesichert erklärt, heißt es unter anderem im WCCB-Bericht des Rechnungsprüfungsamtes. Seitdem gilt Naujoks, gegen den die Staatsanwaltschaft Bonn wegen Betrugsverdacht ermittelt, als "kaltgestellt".

Die schwarz-grüne Ratsmehrheit hatte seit Naujoks Entmachtung im April dessen fristlose Kündigung gefordert. Das hatte Nimptsch nach Rücksprache mit einem Arbeitsrechtler ausgeschlossen. "Bis heute kennen wir dafür keine nachvollziehbare Begründung", erklärte Tom Schmidt (Grüne). "Wir werden deshalb das RPA beauftragen, der Sache auf den Grund zu gehen."

Kürzlich hatte der Fall Naujoks zusätzlichen Zündstoff erhalten. In einem jetzt erst bekannt gewordenen Bericht aus 2009 der WCCB-Wirtschaftsberater von PricewaterhouseCoopers (PwC) hatten diese unter anderem bereits das mangelnde Controlling Naujoks moniert.

Auch eine andere Personalie sorgt derweil im Stadthaus für Unruhe. Dabei geht es um die vom OB verfügte Versetzung von Hans-Jürgen Hartmann. Der Leiter des Sport- und Bäderamtes wird, wie berichtet, zum 1. Mai abberufen und soll einer Projektgruppe Seniorenzentren zuarbeiten.

Hartmann ist auf der Liste der missliebigen Amtsleiter kein Einzelfall. Auch der Chef des Liegenschaftsamtes, Martin Krämer, hat nicht mehr so viele Kompetenzen. Grundstücksverkäufe und Wohnbauförderung wurden ihm entzogen, Krämer bleibt ein reines "Vergabeamt".

Im "Fall Hartmann" gab es schon häufiger Irritationen wegen unabgestimmter Aussagen des Amtsleiters. Vor zwei Wochen dürfte Hartmann bei seiner letzten Pressekonferenz nur noch über die Verschönerungsaktion im Hardtbergbad erzählen. Fragen zum Melbbad wurden vom Presseamt abgeblockt.

Zwei Tage später dann die Sitzung des Sportausschusses, als der Verwaltung schwere Vorwürfe gemacht wurden und der GA titelte: "Sechs Beispiele für Untätigkeit". Offenbar war das der Tropfen, der bei Nimptsch das Fass zum Überlaufen brachte. Die CDU hat am Montag Akteneinsicht beantragt, um zu erfahren, "was denn tatsächlich an Arbeit geleistet wurde", sagte Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger dem GA.

Die Grünen unterstützen dieses Vorgehen, so Ratsherr Rolf Beu: "Wir hoffen, dass die Verwaltung zukünftig mit einer konstruktiven Stimme spricht."

Dass Hartmann viele Ideen hatte und mit Herzblut an die Verbesserung der Bäder und des Sportparks Nord ging, erkennen die Politiker an. "Was der OB entschieden hat, hat den Anschein einer Demontage eines kreativen Amtsleiters", sagte Werner Hümmrich (FDP). Die Abberufung habe er als stillos empfunden.

Das sagen...Stimmen zur Abberufung von Hans-Jürgen Hartmann:

  • Udo Lehmann (Stadtschwimmverband): "Im Sport- und Bäderamt wurden zu viele Baustellen aufgemacht und nicht beendet. Nach den Angriffen aus der Politik wegen Nichtstuns musste irgendwann eine Reaktion erfolgen. Und zum Melbbad: Klar sind die Pumpen neu, aber modern ist anders."
  • Heinz-Helmich van Schewick (Stadtsportbund): "Ich persönlich habe keinen Anlass, Herrn Hartmann zu kritisieren."
  • Michael Scharf (SSF Bonn): "Das hat mich überrascht und unvorbereitet erreicht. Ich hoffe, dass wir die noch offenen Punkte bezogen auf Restauration im Sportpark, Renovierung des Schwimmbades und den Vertrag im Sportpark mit Herrn Hartmann zum Abschluss bringen können, bevor er in ein anderes Amt wechselt." (kf)
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