Oper in Bonn Oberpleiser Gesamtschüler blicken hinter die Kulissen

OBERPLEIS · Oberpleiser Gesamtschüler blicken bei einer Probe zu Mozarts „Zauberflöte“ hinter die Kulissen der Bonner Oper. Im Frühjahr planen die Sechstklässler zwei Aufführungen des Opernklassikers.

Rundgang durch die Requiste: Rund 60 Arbeitsstunden brauchen die Experten, um eine Damenperücke herzustellen.

Rundgang durch die Requiste: Rund 60 Arbeitsstunden brauchen die Experten, um eine Damenperücke herzustellen.

Foto: Benjamin Westhoff

„Stopp, stopp, stopp!“ Der Regisseur unterbricht die drei Sängerinnen auf der Bühne. Eine von ihnen hatte nicht auf der richtigen Position gestanden. Sie verstummt, geht ein paar Schritte nach rechts und schon geht es weiter – die drei Damen aus Mozarts „Zauberflöte“ nehmen ihr Gesangsstück wieder auf.

Zugegeben, ein wenig fehlte es der „Zauberflöte“ an diesem Freitagmorgen noch an Zauber. Denn auf der Bühne der Bonner Oper war nur eine Probe zu sehen: Sänger in Alltagskleidung, ein Dirigent ohne Orchester und leere Sitzreihen.

Lediglich eine kleine Gruppe Zuschauer hatte die Szene beobachtet: die Musical-AG der Gesamtschule Oberpleis mit ihrer Musiklehrerin Karin Thiesen. Den ganzen Morgen über waren sie bereits im Opernhaus unterwegs gewesen. Nun saßen die Sechstklässler aufmerksam im Zuschauerraum und blickten auf die Bühne, wo die drei Damen soeben den Jüngling Tamino umsorgten.

Kurz zuvor hatten die Schüler noch selbst auf der Bühne gestanden und mit in den Nacken gelegtem Kopf die Höhe des Schnürbodens bewundert. „Dort können Vorhänge und Teile des Bühnenbildes hoch- und heruntergefahren werden“, hatte Musiktheaterpädagogin Rose Bartmer erklärt.

Rund 110 Schüler

Mozarts Zauberflöte wird die Jungen und Mädchen aus Königswinter in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen. „Anfang März werden wir zwei Inszenierungen der Oper aufführen, bei der viele Schüler eine Solistenrolle erhalten“, erklärte Thiesen.

Da sich alle sechsten Klassen der Oberpleiser Gesamtschule an den Aufführungen beteiligen, werden insgesamt rund 110 Schüler mitwirken. „Neben den Solisten gibt es viele Plätze im Chor oder im Tanzensemble zu besetzen“, so Thiesen. Die Schüler sollen einige ausgewählte Szenen der Oper spielen, die im Original eine Spieldauer von drei Stunden hat.

„Haben Sie schon einmal den Text vergessen?“ „Was ist ihr Lieblingskostüm?“ „Sind Sie vor Auftritten aufgeregt?“ und „Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?“: Die Schüler hatten eine Menge Fragen an Johannes Mertes. Im Gegensatz zu den Jungen und Mädchen ist Mertes ein Profi. Seit 14 Jahren arbeitet der Tenor an der Oper Bonn. Wenn sich im November und Dezember der Vorhang zur Zauberflöte hebt, wird er in den Rollen des Vogelfängers Papageno und des Bösewichts Monostatos zu sehen sein.

„Klar habe ich schon einmal den Text vergessen“, sagt er. „Etwa zum Ende der vergangenen Spielzeit. Eine Kollegin war auf der Bühne gestolpert, und ich hatte Sorge, dass sie verletzt ist.“ Dann habe er kurz die Melodie mitgesummt, bis er wieder wusste, wie es weitergeht. Bereits als Kind hatte Mertes in der Schule im Chor gesungen und beim Theater mitgespielt. „Ich wollte Musik und Theater verbinden – und so bin ich bei der Oper gelandet“, erzählte er den Schülern. Seine Lieblingsoper? „Die Zauberflöte!“

"Ich finde Opern faszinierend"

Aber warum verzaubert gerade diese Oper so viele? „Die Musik ist einmalig“, sagt Pädagogin Bartmer. „Der Zauber der Musik, aber auch die Figuren Papageno und Papagena faszinieren die Kinder immer wieder.“ Das sieht auch Jonas Hovenbitzer so. Der Elfjährige würde bei der Aufführung im März gerne den Papageno spielen: „Aber ich mag auch einfach die Geschichte der Zauberflöte und die Kostüme.“

Alle Fragen zu echten Haaren und falschem Blut beantwortete Andreas Frank, Chef der Maskenabteilung, den Schülern aus Königswinter. „Es dauert 60 Arbeitsstunden, eine Damenperücke herzustellen“, so Frank. Bei ihrer Schulaufführung im kommenden Frühjahr sollen auch andere Fachbereiche die jungen Sänger unterstützen, so sollen etwa im Kunstunterricht Plakate und Kulissen entstehen.

„Ich freue mich schon sehr auf die Aufführung“, sagt Clara Schumacher (11) und schwärmt: „Ich finde Opern faszinierend, und die Zauberflöte ist ein tolles Stück.“ Dem Ziel des Projekts, Schüler an die Welt der Oper heranzuführen, ist Lehrerin Karin Thiesen also bereits ein Stück nähergekommen.

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