Modernes Unternehmertum Bonner Unternehmer suchen nach Raum für Ökozentrum

Bonn. · Ein Verlag und eine Agentur wären gerne die ersten Mieter in einem Bonner Nachhaltigkeitszentrum. Die Suche nach einem neuen Standort gestaltet sich schwierig.

 Die beiden Geschäftsführerinnen Regine Gwinner (von rechts) und Michaela Mohrhardt mit Mitarbeiterin Marcella Müller im zu klein gewordenen Großraumbüro.

Die beiden Geschäftsführerinnen Regine Gwinner (von rechts) und Michaela Mohrhardt mit Mitarbeiterin Marcella Müller im zu klein gewordenen Großraumbüro.

Foto: Stefan Hermes

Für Regine Gwinner und Michaela Mohrhardt scheint es selbstverständlich zu sein, das zu leben, was sie mit ihren Zeitschriften „Anderswo“ und „fairkehr“, der Mitgliederzeitschrift des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), propagieren. „Es spricht für Bonn, dass man hier alles mit dem Fahrrad erledigen kann.“, sagt Gwinner, die gemeinsam mit Mohrhardt die Geschäfte von Fairkehr-Verlag und -Agentur in den Räumen der ehemaligen Kaffeerösterei Inhoffen am Stadthaus führt.

Mit ihrer Agentur bieten sie Beratungen und Konzepte für Ökologie und Nachhaltigkeit an. Der Erfindungsreichtum auf dem Gebiet scheint grenzenlos und ist vielfach auch von Erfolg gekrönt. Doch auch ihren Fähigkeiten werden durch den akuten Mangel von Wohn-und Gewerbeflächen in Bonn Grenzen gesetzt. Seit längerer Zeit ist man auf der Suche nach neuen, rund 300 Quadratmeter großen, zentral gelegenen Räumen, die zudem ihren Ansprüchen an eine ökologische Architektur, an Ökonomie und Originalität genügen sollten.

Das sei nicht einfach, ist sich die doppelte Führungsspitze des etwa 35 Mitarbeiter starken Unternehmens einig. In Zukunft soll es auch nicht mehr alleine das Großraumbüro sein, das man ursprünglich als kommunikativ und kreativ empfunden hatte, sondern es darf auch wieder Rückzugsorte geben. „Ab einer gewissen Anzahl von Leuten tritt ein Umkehreffekt ein“, weiß Mohrhardt aus eigener Erfahrung. Man denke, alle sitzen in einem Raum und könnten „unheimlich toll miteinander reden“, doch das Gegenteil sei der Fall. Man höre auf, sich auszutauschen, da man die anderen nicht stören möchte.

„Es gibt natürlich Städte“, so Gwinner, „die selber Nachhaltigkeitsstrukturen schaffen oder darin investieren.“ So, wie man in Bonn beispielsweise auch das Viktoriaviertel dazu nutzen könnte. Bonn fehle eine unterstützende Struktur. „Wir würden gerne daran mitarbeiten, in unserer Stadt eine Kultur zu schaffen, in der Nachhaltigkeit selbstverständlich ist“, sagt Gwinner, und ihre Kollegin ergänzt, dass „es wünschenswert wäre, ein Zentrum zu schaffen, an dem sich viele Nachhaltigkeitsfirmen gegenseitig befruchten könnten“.

Die Gesellschaften der beiden Frauen liefern dazu eine Steilvorlage. Seit mehr als 25 Jahren beschäftigen sie sich mit dem Thema. Auf ihrer Kundenliste sind Städte, Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) und Ministerien genauso zu finden wie die Nationale Klimaschutzinitiative. „Wenn morgen VW vor unserer Türe stände, würden wir sie als Kunden ablehnen“, so Gwinner. Anzeigen von Fluggesellschaften wären auch für ihr Reisemagazin „Anderswo“ ein Tabu. Das Magazin will Lust machen auf das „nachhaltige Entdecken Europas“.

„Man muss zeigen“, so Gwinner als Chefredakteurin des Blatts, „dass Nachhaltigkeit ein Gewinnerthema ist.“ Das Mitmachen müsse Spaß machen. Eine gute Botschaft alleine reiche in der Regel nicht aus. Man müsse sie auch attraktiv verpacken. Durch die im Auftrag der NKI entwickelte Kampagne „Kopf an. Motor aus“ wurden Rad- und Fußverkehr in Kommunen messbar gesteigert und 25 000 Tonnen CO2 eingespart. Groß plakatierte Sprüche wie „Für den Klimaschutz müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Nur häufiger nutzen.“ oder „Liebe Eltern, für Kurzstrecken mit dem Auto gibt‘s ne 6“ dürften bei manch einem Betrachter nachhaltig gewirkt haben. Aktuell macht die Bonner Agentur auf Reiseerlebnisse in Deutschland neugierig (www.katzensprung-deutschland.de).

Zielgruppe sind vor allem junge Menschen, die Reiselust oft mit fernen Zielen gleichsetzen. Im Katzensprung-Magazin und auf diversen Social-Media-Kanälen treten junge Autoren und Fotografen den Beweis an, dass Deutschland viele Überraschungen, grenzenlose Natur und besondere Reiseerlebnisse zu bieten hat.

Weitere Infos oder Kontakt unter www.fairkehr.de

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