Oliver Masucci über seine Kindheit in Bonn Vom „Itaker-Kind“ zum gefeierten Schauspieler
Bonn · Der Schauspieler Oliver Masucci hat zugunsten des GA-Weihnachtlichts aus seinem Buch „Träumertänzer“ gelesen. Darin wirft Masucci auch einen genauen Blick auf seine Kindheit in Bonn - die aus unterschiedlichen Gründen nicht immer einfach war.
Heimat. Das ist für viele ein Ort der Kindheit, an dem man Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat. „Für mich nicht“, sagt Oliver Masucci. „Für mich ist Heimat Geschmack. Der Geschmack von Tomatensugo, Pasta und Involtini. Manchmal aber auch von Rouladen, Rotkohl und Kartoffeln. Essen ist aber immer Liebe.“ In Bonn aufgewachsen, balanciert der international gefragte Filmschauspieler seit Jahrzehnten zwischen zwei Welten: der seines Vaters Pino aus Italien und der seiner Bonner Mutter Gitta. „Die Fusion von Italien und Deutschland funktioniert in meiner Familie über das Essen“, sagte der 54-Jährige mit einem Lächeln.
Dabei war seine Kindheit in Bonn nicht immer einfach. Gemobbt von den arroganten „Lacoste-Schnöseln“ im Ippendorfer Tennisclub, dem HTC Schwarz-Weiß, wo seine Eltern das Vereinsrestaurant betrieben, bis hin zu den aufreibenden und oft temperamentvollen Diskussionen mit seinem Vater, für den der Berufswunsch seines Ältesten („Ich will Kunst machen und keine Pizza“) vergleichbar war mit dem Untergang des Abendlandes. Festgehalten hat Masucci alles in seinem Buch „Träumertänzer“. „Das ist keine Autobiografie, sondern eine Momentaufnahme“, erklärte er GA-Chefredakteur Helge Matthiesen, der eine Lesung mit Masucci zugunsten des GA-Weihnachtlichts im Collegium Leoninum moderierte. Und das Interesse an der Begegnung mit dem Star aus „Schachnovelle“, „Er ist wieder da“, „Enfant Terrible“, „Werk ohne Autor“, „Dumbledores Geheimnisse“ und etwa der ersten deutschen Netflixserie „Dark“ war groß. Innerhalb weniger Stunden waren alle Karten für die Lesung verkauft.
Die Liebe zur Schauspielerei entdeckte Oliver Masucci während seiner Schulzeit am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Zufällig beobachtet er dort eine Probe der Theater-AG, die für eine Aufführung der Dreigroschenoper probte. „Ich hörte die Ballade der Jenny und war gefangen. Und am Ende lief mir eine Träne über das Gesicht“, erzählte Masucci dem Publikum. „Magst Du mitmachen?“, fragte ihn seine damalige Deutschlehrerin Mechtild Reiche, die ihn beobachtet hatte. Als „Hakenfinger-Jakob“ stand der 16-Jährige dann erstmals auf einer Bühne. „Mechtild Reiche hat mir die Welt des Theaters eröffnet“, bedankte er sich bei seiner ehemaligen Lehrerin, die Matthiesen am Dienstag auf die Bühne holte. Sie ist natürlich stolz auf ihren ehemaligen Schüler. „Was soll sie auch anderes sagen“, sagte Masucci.
Oliver Masucci berichtet von Beleidigungen und Mobbing
Um von den schönen Erinnerungen wieder zu den nicht so schönen Erinnerungen seiner Bonner Jugendzeit zu kommen. Er wurde als „Itaker-Kind“, „Spaghetti“ oder „Pizza-Fresser“ gemobbt und verspottet. Gleichzeitig gerät der 54-Jährige jedoch ins Schwärmen, wenn er von der Familie erzählt. Zwar wurde er vom Vater streng und mit harter Hand erzogen, aber wenn er von seinen Eltern, beide leidenschaftliche Beatles-Fans, erzählt, spricht er mit sanfter Stimme. Pino und Gitta trafen sich stets auf der Hofgartenwiese, begegneten sich erstmals im „Black Horse“ und als Familie mit „Klein-Oliver“ zogen sie in eine Wohnung an der Römerstraße („wo auch sonst, ein bisschen Italien ist bei uns immer dabei“). Am Ende blickt Oliver Masucci versöhnt zurück. „Bonn ist doch ein Stück Heimat und ich komme immer gerne zurück.“