Bonner Schauspieler Oliver Masucci spielt einen Polizisten in Netflix-Serie "Dark"

Seit Freitag ist „Dark“, die erste komplett in Deutschland produzierte Serie der US-amerikanischen Filmproduktionsfirma Netflix, im Internet abrufbar. Oliver Masucci spielt darin als Polizist eine tragende Rolle.

Herr Masucci, Ihrer Internetseite entnehme ich, dass Ihre Theaterleidenschaft auf die Bonner Schulzeit zurückgeht. Erzählen Sie mal!

Oliver Masucci: Meine damalige Deutschlehrerin am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium hat mit mir und einigen Mitschülern im Literaturkurs die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht fürs Schülertheater vorbereitet. Zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert. Danach wusste ich, was ich später machen will.

Das war Ihr erster Kontakt mit dem Schauspiel? Was ist mit Doktorspielen im Kindesalter?

Masucci: Daran kann ich mich nicht erinnern. Die Dreigroschenoper war für mich die erste nennenswerte Auseinandersetzung mit dem Theater. Mein Interesse an Literatur ging damals gleich null. Es war schon so etwas wie eine Offenbarung für mich.

Das Ema hat in allen Schülerbewertungen immer hervorragende Bewertungen fürs Blaumachen erhalten, weil die Mensa so nah liegt. Haben Sie mehr im Unterricht gesessen oder in der Mensa?

Masucci: Ich war mit Freunden während des Unterrichts gerne Billardspielen. Da haben wir uns ein paar Mark verdient.

Wie das?

Masucci: Wir haben die Alten abgezogen. Die sind ja immer so arrogant und überschätzen sich maßlos. Das haben wir ausgenutzt, um fünf Mark gespielt und oft gewonnen.

Ihre Eltern arbeiteten in Bonn als Gastronomen. Mussten Sie auch ran?

Masucci: Klar, ich sage immer: Ich habe eine dreifache Ausbildung als Koch und Feinschmecker genossen. Nach der Schule mussten wir oft im Betrieb helfen.

Konnten Sie Ihrer Leidenschaft für das Schauspiel weiter nachgehen?

Masucci: Am Bonner Theater bin ich als Komparse und in kleineren Rollen aufgetreten. Nach dem Zivildienst beim Unfallrettungsdienst bin ich nach Berlin auf die Schauspielschule gegangen und habe danach den gesamten deutschsprachigen Theaterraum bereist: Basel, Hamburg, Hannover, Hamburg. Mein letztes Theaterengagement führte mich ans Wiener Burgtheater.

Wenn Sie sich entscheiden müssten zwischen Ruhm und Familie, was würden Sie wählen?

Masucci: Ich habe drei Kinder. Als sie klein waren, habe ich mich beruflich zurückgenommen und feste Engagements gesucht. Aber natürlich ist das nicht immer ganz einfach.

Vor zwei Jahren haben Sie Adolf Hitler in dem Kinoerfolg „Er ist wieder da“ gespielt. Ein Einschnitt in Ihrer Karriere?

Masucci: Das ist so: Danach kamen viele durchaus verlockende Angebote für Filme und Serien. Deshalb ruht mein Engagement am Wiener Burgtheater derzeit. Für mich ist das eine tolle Sache. Ich liebe das Theater, aber nach drei Jahrzehnten ist jetzt eben etwas anderes dran. Was nicht heißt, dass ich nicht wieder zur Bühne zurückkehren werde.

Das neueste Projekt, an dem Sie als Schauspieler beteiligt sind, ist die Netflix-Serie „Dark“. Was hat Sie daran gereizt?

Masucci: Die Geschichte ist packend, die Ideen sind vielschichtig. Es geht um einen Jungen, der in einer Kleinstadt verschwunden ist. Dark spielt auf drei Zeitebenen: 1953, 1986 und 2019. Gedreht sind die zehn Episoden im Kinoformat mit einer für deutsche Verhältnisse unglaublichen Tiefenschärfe. Die gesamte Bildästhetik ist etwas besonderes.

Sie spielen einen Dorfsheriff, der in die Geschichte verstrickt ist...

Masucci: Sein Bruder ist vor Jahrzehnten verschwunden, deshalb auch die Zeitsprünge. Der Polizist, den ich spiele, ist in besonderer Weise in den aktuellen Fall involviert.

Hitler, der „Hässliche Joe“ in der Winnetou-Verfilmung von 2016, jetzt ein Polizist. Sie haben wohl keine Lust, sich auf irgendeine Rolle festzulegen?

Masucci: Warum sollte ich das tun? Es kommt auf die Qualität und die Rolle an. Mir geht es immer um eines: Emotionen. Wenn ich keine Empathie für eine Filmgeschichte oder eine Figur empfinde, lasse ich es bleiben. Ich halte es auch immer noch für eine gute Entscheidung, mich nicht in Vorabendserien verschlissen zu haben.

Hat die Hitler-Rolle eigentlich einen üblen Nachgeschmack gehabt?

Masucci: Kann man nicht sagen. Ich sehe ja ohne Bart und 25 Kilogramm leichter nicht aus wie Hitler. Hitler in diesem Film zu spielen hatte damals den Reiz, dass es ja darum ging, als Hitler in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Es gab Improvisationselemente im Gegensatz zur psychologischen, klassischen Schauspielerei, die jetzt bei „Dark“ gefragt war.

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