Bundesweit auf Platz zwei Fast nirgendwo sonst shoppen Menschen so viel online wie in Bonn

Bonn · Der Einzelhandelsreport der IHK Bonn/Rhein-Sieg zeigt es erneut: Stationäre Geschäfte haben es in der Pandemie schwer. Die Bewohner der Bundesstadt zieht es zum Einkaufen ins Internet. Nur in einer deutschen Stadt wird noch mehr online bestellt als in Bonn.

 In der Corona-Pandemie sind die Umsätze des stationären Einzelhandels in Bonn das zweite Jahr in Folge zurückgegangen. Die Kunden wandern ins Internet ab.

In der Corona-Pandemie sind die Umsätze des stationären Einzelhandels in Bonn das zweite Jahr in Folge zurückgegangen. Die Kunden wandern ins Internet ab.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Umsätze im Onlinehandel sind in der Corona-Krise rasant gestiegen, im stationären Handel gehen sie unterdessen weiter zurück, zumindest in Bonn. Das zeigt der am Dienstag veröffentlichte Sechste Einzelhandelsreport der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Demnach betrug das Umsatzminus in der Bundesstadt 0,18 Prozent gegenüber dem Jahr 2020, damals wurden 2,174 Milliarden Euro vom Bonner Einzelhandel erlöst. Leicht im Plus lagen hingegen die Umsätze des stationären Einzelhandels im Rhein-Sieg-Kreis, sie stiegen um 1,08 Prozent auf 3,081 Milliarden Euro. Dabei muss man berücksichtigen, dass schon im ersten Corona-Jahr der stationäre Handel Umsatzeinbußen hinnehmen musste.

 Die Kaufkraft in der Region ist weiterhin überdurchschnittlich: Wenn der bundesdeutsche Schnitt bei 100 Punkten liegt, dann erreicht die Kaufkraft in Bonn aktuell 110,1 Punkte, im Rhein-Sieg-Kreis sind es 106,5 Punkte. Interessant ist, dass der E-Commerce-Anteil am Handel in der Bundesstadt bereits über 19 Prozent beträgt, laut IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers kommt Bonn damit an zweiter Stelle direkt nach München. Im Rhein-Sieg-Kreis machen Interneteinkäufe immerhin 17,6 Prozent aus, auch das ist etwas mehr als im Bundesdurchschnitt von 17,0 Prozent.

Schwer, im Internet sichtbar zu sein

 Winfried Bernartz, der ein Berufsbekleidungsgeschäft in der Bonner Innenstadt führt, erklärte, es sei außerordentlich schwierig, als lokaler Einzelhändler im Internet wahrgenommen zu werden. Allerdings gibt es einige Initiativen, die es kleinen stationären Händlern erleichtern sollen, ihre Ware online anzubieten. Bernartz nannte den Marktplatz „Ebay-Deine Stadt“, der eine Verkaufsplattform für einzelne Städte entwickelt.

Ein positives Beispiel sei auch die Plattform „Kiezkaufhaus“ von Bad Honnef. Dabei bereitet der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen ebenfalls eine neue Plattform vor, die schrittweise um interessierte Kommunen in der Region erweitert werden soll.

Förderprogramme werden nur langsam bewilligt

Voraussetzung für eine Onlinepräsenz ist allerdings ein Warenwirtschaftssystem, das den Händler auf Knopfdruck über die Warenflüsse auf dem Laufenden hält. Laut dem Einzelhandelsverband verfügen in seinem Verbandsgebiet rund 60 Prozent der Mitglieder über eine solche Software. „Solche Systeme sind bei vielen noch unzureichend installiert“, erklärte Bernartz. Es gebe für die Anschaffung zwar Förderprogramme, deren Bewilligung aber dann ein Dreivierteljahr auf sich warten lasse. Und die Umsetzung des Projekts mithilfe eines Softwareunternehmens benötige nochmals ein Jahr.

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