Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ Organisatoren bemängeln Missstände im Bonner Radwegenetz

Bonn · Die Gewinner der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit 2021“ freuen sich über Preise. Zudem geht‘s in die nächste Runde. Die Organisatoren bemängeln in dem Zusammenhang, dass beim Bonner Radwegenetz noch einiges im Argen steckt.

Die Gewinner der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit 2021“.

Foto: Stefan Knopp

In der Hauptverkehrszeit ist man in Bonn mit dem Fahrrad einfach schneller unterwegs als mit dem Auto. Für die Organisatoren der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ von AOK, ADFC und Stadt ein gutes Argument, den Umstieg zu wagen. Die Aktion 2022, für die die Deutsche Telekom die Schirmherrschaft übernommen hat, begann mit einem Festakt im Gobelinsaal des Alten Rathauses, wo auch die Gewinner des vergangenen Jahres geehrt wurden.

Die wurden per Los bestimmt: An der Verlosung konnte teilnehmen, wer sich registriert hatte und an mindestens 20 Tagen im Jahr mit dem Rad zur Arbeit fuhr. Wobei im Coronajahr 2021 eine Ausnahmeregel galt: Da viele Pendler im Homeoffice arbeiteten, durften sie die Kilometer anrechnen, die sie vor und/oder nach der Arbeit zur Entspannung zurücklegten. Die Preise überreichten die Bonner Bürgermeisterin Melanie Grabowy (Grüne), der Bonner Regionalleiter der AOK Rheinland/Hamburg, Helmut Schneider, und Annette Quaedvlieg als Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Bonn/Rhein-Sieg.

Es war auch die Stunde, das Fahrrad in den Mittelpunkt zu stellen. Mit dem Ziel, Bonn bis 2035 klimaneutral zu machen. „So sollen beispielsweise ein durchgehendes Radwegenetz errichtet, neue Rad- und Gehwege angelegt, neue Fahrradabstellplätze eingerichtet sowie große Ampelkreuzungen sicher gestaltet werden“, so Grabowy.

Schneider dankte allen, die mit dem Fahrrad fahren. „So etwas motiviert andere.“ Er hob den Gesundheitsaspekt des Radfahrens hervor, was auch für Kinder und Jugendliche immer wichtiger werde.

Für Quaedvlieg ging es bei der Aktion vorrangig darum, „dass wir weniger Autoverkehr haben“. Olga Nevska, als Geschäftsführerin der Telekom MobilitySolutions, zuständig für 20000 Kraftfahrzeuge von Servicekräften und Vertriebsmitarbeitern, betonte, in Bonn gebe es viel zu tun: Vernetzte Mobilität bedeute lückenlose Angebote – im ÖPNV und im Radwegenetz.

1800 Teilnehmer

2021 machten rund 1800 Menschen bei der Aktion mit, darunter Gewinnerin Helena Marx. Ihr gefiel, dass Radwege verbreitert werden, und auch die Idee der Umweltspuren für Rad- und Buslinienverkehr fand sie grundsätzlich gut. „Aber Busse haben einen großen toten Winkel, das ist gefährlich.“ Sie würde sich mehr überdachte Fahrradständer wünschen, vor allem am Hauptbahnhof. „Ich mag mein Fahrrad, würde aber auch gerne mit dem Bus fahren, wenn es günstiger wäre“, sagte Schäfer. Die hohen Ticketpreise in Bonn wurden aber nicht thematisiert.

Für Guido Rochner, der täglich acht Kilometer von Hersel zur Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) und zurück fährt, gibt es viele kleine Missstände. Als Beispiel führte er an, dass seit Neuestem an der Kölnstraße gegenüber vom Nordfriedhof Glas- und Altpapiercontainer direkt am Radweg stehen. Neben den zu erwartenden Scherben auf dem Boden führe das auch dazu, dass die Leute auf dem Radweg stünden, um das Altglas und -papier einzuwerfen. Die Kölnstraße fahre er deshalb entlang, weil der Radweg am Rheinufer ab dem Graurheindorfer Hafen „grottig“ sei. Er befürwortet die Umweltspuren und sah in den hohen Spritpreisen auch Gutes: „Die haben dazu geführt, dass viele Kollegen der ULB jetzt mit dem Rad kommen.“