Wegen Sanierungsarbeiten Ostern in Bonn erstmals ohne das Münster

Bonn · Höherer Organisationsaufwand: Die katholische Gemeinde geht neue Wege und verzichtet in den gastgebenden Kirchen auf einige Traditionen. Ein Fasttuch gab es dieses Mal nicht.

Karfreitagsgottesdienst in Sankt Remigius. FOTO: SENTIS

Karfreitagsgottesdienst in Sankt Remigius. FOTO: SENTIS

Foto: Reinhard Sentis

„Vertraut den neuen Wegen“ lautet ein bekanntes Kirchenlied. Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher hat dieses Lied zum Thema dieser Karwoche gemacht.„Denn wir begehen die Karwoche nicht in der Rückschau, sondern richten den Blick nach vorne, in die Zukunft“, erklärt er. Neue Wege gehen er und seine Gemeinde auch in anderer Hinsicht: Weil das Bonner Münster seit vorigem Sommer wegen Grundsanierungsarbeiten geschlossen ist, müssen die Gläubigen auf die Sankt Remigiuskirche und die evangelische Schloßkirche ausweichen. Zum ersten Mal Ostern ohne das Münster. „Eine Herausforderung“, sagt Schumacher. Und es bedeute auch den Verzicht auf einige lieb gewonnene Traditionen.

So gab es in dieser Fastenzeit erstmals kein Fastentuch. „Das hätte in der Remigiuskirche nicht gepasst“, erklärt der Stadtdechant. Man sei schließlich nur zu Gast in der Kirche der Katholischen Hochschulgemeinde sowie in der Schloßkirche und dafür auch sehr dankbar. Deshalb müsse man aber erst ausprobieren, was dort überhaupt möglich sei. Zudem teile man sich die Remigiuskirche mit der kroatischen Gemeinde. Die Vorbereitung der Gottesdienste dort und in der Schloßkirche seien mit einem deutlich höheren Organisationsaufwand verbunden, den es im Münster so natürlich nicht gab, sagt Schumacher.

Verzichtet wurde auch erstmals auf die zu Karfreitag übliche Gestaltung des Heiligen Grabes, das traditionell im Münster in der Krypta an die Grabesruhe Jesu erinnert und die Gläubigen zum stillen Gebet einlädt. Nun geht Schumacher einen neuen Weg: „Nach dem Karfreitagsgottesdienst in der Remigiuskirche wird dort das Kreuz mit dem Corpus Christi entfernt und ein Kreuz ohne Corpus aufgestellt.“ Der Priester hat gut neun Monate nach der Schließung des Münsters festgestellt: Die Basilika ist und bleibt einzigartig und kann durch nichts ersetzt werden. „Es kommen insgesamt gesehen schon weniger Gläubige zu den Messen in die Remigiuskirche und die Schloßkirche“, räumt er ein. Beide Gotteshäuser lägen halt auch nicht wie das Münster quasi auf dem Weg. Einige Gläubige hätten sich deshalb umorientiert und besuchten andere Kirchengemeinden, aber es kämen anderseits auch neue Gesichter und durchaus jüngere Menschen zu den Gottesdiensten in die City.

Trotzdem geht Schumacher davon aus, dass zu Ostern beide Kirchen – Sankt Remigius und die Schloßkirche – gut besucht sein werden. Das sei auch an Weihnachten so gewesen. Zumal Ostersonntag in Sankt Remigius ab 5 Uhr morgens die Osternacht mit Heiliger Messe im Gedenken an die Auferstehung Jesu mit anschließendem Osterfeuer gefeiert wird. Schumacher rechnet mit bis zu 350 Gläubigen. Wie immer werden in der Osternacht auch einige Erwachsenen getauft. „Nur das Osterfeuer wird etwas kleiner ausfallen, weil ja auch der Kreuzgang von Sankt Remigius kleiner ist als der des Münsters“, erklärt Schumacher. Trotz der Sondersituation versuche man, besondere Akzente zu setzen und verschiedene Dinge auszuprobieren, um zu sehen, was in den Ausweichquartieren möglich ist und was nicht.

Noch gut zwei Jahre werden der Stadtdechant und die Gläubigen aller Voraussicht nach auf das Bonner Münster verzichten müssen. Noch laufen die Vorbereitungen für die Sanierungsarbeiten, die im Frühsommer beginnen sollen, sagt Schumacher. „Wir liegen aber im Zeitplan, alle Arbeiten laufen wie vorgesehen.“ Die Kosten für die Generalsanierung werden derzeit auf rund 20,2 Millionen Euro geschätzt. Das Erzbistum wird einen Großteil übernehmen.

Einen Anteil muss aber auch die Münstergemeinde übernehmen. Deshalb hat der Münster-Bauverein unter anderem eine Steinpatenschaft ins Leben gerufen, um die Finanzierung der Sanierungsarbeiten zu unterstützen. Schumacher: „Wir sind für jeden Steinpaten dankbar.“ Ob es am Ende bei den 20,2 Millionen Euro bleibt? „Es wäre unredlich, das jetzt schon zu bestätigen“, meint der Geistliche. „Wir haben eine sehr solide Planung und Bauanalyse erstellen lassen, aber es ist nach wie vor eine Kostenschätzung.“ Schließlich handelt es sich bei der Münster-Basilika um ein mehr als 1000 Jahre altes Bauwerk. „Da sind wir vor Überraschungen nicht gefeit.“

Nähere Informationen zu den Gottesdiensten an diesen Ostertagen in der Remigiuskirche und Schloßkirche im Internet unter www.bonner-muenster.de

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