Landgericht Bonn Pärchen lockt 28-Jährigen in Liebesfalle

BONN · Der Fall eines kriminellen Paares wird zurzeit vor dem Bonner Landgericht verhandelt. Mit einem Vorwand lockt eine junge Frau einen 28-Jährigen in ihre Wohnung. Dort lauern dem Mann der Freund der Frau und ein Komplize auf.

 Vor Prozessbeginn berät sich die Angeklagte mit ihrer Rechtsanwältin.

Vor Prozessbeginn berät sich die Angeklagte mit ihrer Rechtsanwältin.

Foto: Alf Kaufmann

Zwar machte das junge Paar zum Prozessauftakt zunächst keine Angaben zu den Vorwürfen gegen sie, allerdings ließ ihr Verhalten vor Gericht tief blicken. Während die 21-Jährige bereits auf der Anklagebank Platz genommen hatte, wurde ihr 27 Jahre alter Freund in Handschellen von Justizbeamten in den Saal 1.19 des Bonner Landgerichts gebracht. Dass der junge Mann im Gegensatz zu seiner mutmaßlichen Komplizin in Untersuchungshaft sitzt, mag seinem aufbrausendem Temperament geschuldet sein.

Das demonstrierte er vor Beginn der Verhandlung den filmenden und fotografierenden Journalisten gegenüber, die er wüst beschimpfte. Seine Freundin begrüßte er freundlicher mit einem Kuss. Auf der Anklagebank sitzt das Duo wegen Freiheitsberaubung, gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes.

Laut Staatsanwaltschaft soll die 21-Jährige das 28 Jahre alte Opfer am 17. Februar 2016 unter einem falschen Profil zunächst auf Facebook angeschrieben haben. Er sei „super sympathisch“ und „süß“ – deshalb wolle sie ihn kennenlernen. Der Chatverlauf offenbart, wie die mutmaßliche Täterin ihr Opfer um den Finger gewickelt hat: Auf der einen Seite hatte sie zahlreiche Fragen an ihn, gab aber selbst nur wenig von sich preis.

Der 28-Jährige wiederum antwortete umfangreich und schien sich vom Interesse, den Komplimenten und Herz-Emoticons geschmeichelt zu fühlen. Einen Tag später, dann über den Kurznachrichtendienst WhatsApp, folgte nach weiteren Komplimenten der Vorschlag, sich zum Mittagessen am nächsten Tag zu verabreden.

Opfer flüchtet ins Badezimmer

In der Bonner Wohnung der jungen Frau erwarteten den 28-Jährigen am 19. Februar dann statt schmackhafter Speisen allerdings zwei mit Sturmhauben maskierte und großen Messern bewaffnete Männer. Nachdem diese ihn geschlagen und gefesselt hatten, nahmen sie ihm schließlich ein Smartphone ab. Das Opfer konnte sich jedoch losreißen, ins Badezimmer flüchten und mit einem zweiten, unentdeckten Smartphone einen Notruf absetzen.

Weil die beiden Angreifer das mitbekamen, ergriffen sie die Flucht, sodass auch der 28-Jährige entkommen konnte. Der Notruf des Mannes wurde zum Prozessauftakt nun vorgespielt und offenbart, welche Panik das Opfer offenbar gehabt haben muss. Während die 21-Jährige während des Abspielens keinerlei Regung zeigte, konnte sich der 27-Jährige ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Festgenommen wurde das Duo schließlich in der Nacht des Tattages. Bei einem ersten Besuch der Polizei am Tattag konnte die 21-Jährige die Beamten den Ermittlungen zufolge mit einem filmreifen Auftritt noch davon überzeugen, dass der Tumult in ihrer Wohnung von einem aggressiven Ex-Freund ausgegangen sei.

In der Wohnung konnten neben Klebeband und Kabelbindern auch das Smartphone des Opfers sichergestellt werden. Daneben wurden auch diverse Betäubungsmittel, Messer und ein Teleskopschlagstock gefunden. Ob sich das Paar zu den Vorwürfen weiterhin ausschweigt, wird sich nun im weiteren Verlauf des Prozesses zeigen.

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