51 Parkplätze fallen weg Was sich beim Verkehr in der Bonner Innenstadt ändert

BONN · Der Verkehrsausschuss hat am Mittwochabend beschlossen, dass Autos über die Kaiserstraße nur noch stadtauswärts fahren dürfen. Außerdem will die Jamaika-Koalition einen erweiterten Cityring in zwei Varianten ab September testen.

In der Innenstadt werden sich Verkehrswege ändern. Der Verkehrsausschuss hat am Mittwochabend beschlossen, dass Autos über die Kaiserstraße nur noch stadtauswärts fahren dürfen. Der Linksabbieger am Belderberg auf den Bertha-von-Suttner-Platz wird vom Provisorium zur Dauereinrichtung. Der von der Jamaika-Koalition vorgeschlagene erweiterte Cityring über die Straßen Am Hofgarten, Fritz-Tilmann- und Maximilianstraße zum Hauptbahnhof soll in einem Probelauf ab dem 1. September getestet werden.

Kaiserstraße

Die Verwaltung soll nach Mehrheitswunsch über die Stimmen der Koalition hinaus die stark von Radfahrern genutzte Strecke so umgestalten, dass Autos nur noch Richtung Süden (also stadtauswärts) fahren können. In der Gegenrichtung dürfen nur noch Busse und Fahrradfahrer fahren. Um die Radler zu schützen, wird ein drei Meter breiter Radstreifen auf die Fahrbahn gebracht, den die Busse überfahren dürfen (sogenannte Umweltspur). Über den bestehenden Radweg an den Gleisen sollen nur noch Räder in Richtung Süden fahren. Um die ganze Breite der Straße nutzen zu können, fallen 51 Parkplätze weg. Für die Anwohner will die Verwaltung mehr Anwohnerparkplätze in umliegenden Straßen ausweisen und eine Parkraumbewirtschaftung einführen. Mit dem Beschluss wendet sich die Politik gegen die Empfehlung der Verwaltung. Sie hatte vorgeschlagen, den Radverkehr gen Stadt zwar auf die Straße zu verlagern und einen Schutzstreifen einzurichten, aber die Durchfahrt für Autos weiter zu ermöglichen.

Im Hauptausschuss schlug Oberbürgermeister Ashok Sridharan am Donnerstagabend überraschend eine andere Einbahnstraßen-Variante vor: Der Autoverkehr solle nicht nach Süden, sondern in Richtung Innenstadt fließen. So könne die Kaiserstraße weiter als Ausweichroute für den Innenstadtverkehr auf der Adenauerallee dienen; zudem könnten Lieferfahrzeuge die Mensa in der Nassestraße besser erreichen. Der Hauptausschuss vertagte den Beschluss ohne Votum in den Rat, der nächste Woche wohl endgültig entscheiden wird.

Erweiterter Cityring

Ab 1. September will die Stadt den erweiterten Cityring über Fritz-Tillmann-Straße, Kaiserstraße und Maximilianstraße testen. Verbunden wäre der Koalitionsvorschlag mit der Sperrung der Rathausgasse für Autos. Der Verkehr würde sich auf Busse, ausfahrende Wagen der Marktgarage und den Radverkehr (E-Roller nicht zu vergessen) beschränken. Um die Autofahrer mit Ziel Garage bei vollem Haus ableiten zu können, würde die Franziskanerstraße zur Einbahnstraße gen B9. Die Stockenstraße sollte bei dem Versuch, der im November evaluiert werden soll, nach Vorschlag der Verwaltung offen bleiben. Die Koalition will in der Testphase die Durchfahrt aber nur für die Hälfte der Zeit öffnen. Der Verkehrsausschuss hatte diesen Punkt zwar auf der Tagesordnung, er wurde aber nicht aufgerufen. Der BBB hatte kurz vor 23 Uhr beantragt, die Beschlussfähigkeit des Gremiums festzustellen: Die Sitzung musste beendet werden, weil weniger Stadtverordnete als sachkundige Bürger anwesend waren.

Linksabbieger

Der Ausschuss beschloss, den Linksabbieger am Belderberg fest zu installieren. Auch die Verwaltung war zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Provisorium bewährt hat. Die Einrichtung führte nach einer Verkehrszählung zu einem Rückgang der Autos vor dem Bahnhof. Für den SPD-Antrag, im Zuge dessen Autos in der Wesselstraße am Busbahnhof das Abbiegen nach rechts auf die Maximilianstraße zu verbieten, fand sich keine Mehrheit.

Reaktionen

„Keine gute Idee“: So fällt der Kommentar von IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers zum Beschluss Kaiserstraße aus. „Eine Einbahnstraße in Richtung Norden wäre kein Problem für uns gewesen, da es nur wenig Verkehr in Richtung Süden gibt. In Richtung Norden allerdings hat die Kaiserstraße eine Bypass-Funktion für die Reuterstraße, die Adenauerallee und den Bonner Talweg“, sagte er. Wenn diese Funktion wegfiele, werde der Verkehr in der Innenstadt zusammenbrechen. Karina Kröber vom Verein City-Marketing reagierte „sprachlos“: „Das ist für alle Kaufleute ein Schlag ins Gesicht.“ Damit werde die City noch schlechter erreichbar mit Folgen für die Geschäfte. Der ADFC befürwortet die von der Politik beschlossene Variante.

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