Autoverkehr in der Stadt Stadt will mehr Geld fürs Parken in Bonn

Bonn · In Bonn sollen in Bereichen mit "hohem Parkdruck" mehr Anwohnerparkplätze geschaffen werden und das Parken für alle anderen Autofahrer soll weitgehend gebührenpflichtig werden. Freiwerdende Flächen sollen für ganz andere Zwecke genutzt werden.

 Einen größeren Anteil sollen dem städtischen Gesamtkonzept zufolge die Anwohnerparkplätze in Bonn bekommen.

Einen größeren Anteil sollen dem städtischen Gesamtkonzept zufolge die Anwohnerparkplätze in Bonn bekommen.

Foto: Benjamin Westhoff

Das „Modell Venusberg“ soll Schule machen. Wie bereits im Wohnquartier an der Uniklinik will die Verwaltung ihre neue Parkraumstrategie nach und nach auf 18 weitere Bereiche in der Stadt ausdehnen, in denen der Parkdruck als hoch eingestuft wird. Im Kern geht es darum, den Anteil der Anwohnerparkplätze zu steigern, das Parken für alle anderen Autofahrer weitgehend gebührenpflichtig zu machen und freiwerdende Flächen anders zu nutzen denn als Abstellfläche für Autos.

Denn die, so rechnete Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) am Mittwoch gegenüber den Medien vor, nähmen jeweils im Schnitt zwölf Quadratmeter Fläche ein, auf denen alternativ auch zehn Fahrräder oder zwölf Menschen Platz fänden – idealerweise umgeben von Blumen oder Bäumen. Ohnehin, so die OB mit Blick auf die Nutzung der Autos, handele es sich in einer Vielzahl der Fälle um „Stehzeuge statt Fahrzeuge“. Aus Sicht Dörners Grund genug, hier stattdessen Platz für Sitzgelegenheiten, Gastronomie und Spielfläche zu schaffen. Mehr Vitalität und damit mehr Lebensqualität, so lautet ihr erklärtes Ziel.

Politik berät in den nächsten Wochen

Umsetzen will die Verwaltung die Ausdünnung der Parkplätze in einem Stufenplan. Bereits in den nächsten Wochen sollen die Bezirksvertretungen, die Fachausschüsse und der Stadtrat mit ihren Beratungen beginnen, für den 10. Februar sieht die Agenda schon den Beschluss der ersten Schritte im Rat vor. Zu diesen gehört dann neben der eingehenden Untersuchung jedes der 18 Gebiete jeweils eine Bürgerinformations- und Diskussionsveranstaltung. Die Erfahrung auf dem Venusberg habe gezeigt, so Planungsdezernent Helmut Wiesner am Mittwoch, wie sich ein solches Projekt gemeinsam mit den Anwohnern zum Erfolg machen lasse. „Das Modellprojekt wurde gut angenommen“, bekräftigte die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Petra Denny.

Der Venusberg bietet somit auch konkretes Anschauungsmaterial, wie das Konzept vor Ort funktionieren soll: Dort spiegelt sich die Parkraumstrategie in mehreren Zonen mit unterschiedlichen Regeln wider: Neben reinen Bewohnerparkzonen gibt es Bereiche, in denen entweder Gebühren fällig werden oder eine zeitliche Begrenzung (Parkscheibe) gilt – wobei Anwohner dort von beiden Bedingungen befreit sind. Lediglich in einem Straßenzug gilt die Parkgebühr für jedermann.

Auch Beueler Quartiere stehen auf der Liste

Ein solcher Umbau steht nun auch Wohnquartieren wie der Südstadt, der Nordstadt, Dottendorf, und all den anderen Vierteln ins Haus, die auf der Liste stehen – darunter übrigens auch rechtsrheinische Quartiere wie das Beueler Zentrum, Vilich und Ramersdorf. Bereits auf den Weg gebracht wurde die Strategie für die Stadtteile Nordstadt, Südstadt/Weststadt und Hochkreuz/Plittersdorf.

Wie sich letztlich der Anteil der Anwohnerparkplätze in einem Viertel wie beispielsweise Kessenich prozentual verändern wird, vermochte am Mittwoch kein Vertreter der Verwaltung zu bemessen. Klar dürfte indes sein, dass sich die Gesamtzahl der Stellplätze verringern dürfte, wozu neben dem Umbau zu anderen Zwecken auch das Ziel beiträgt, durchgehend für eine Mindestbreite der Gehwege von 1,50 Metern zu sorgen – in besonders stark frequentierten Bereichen sollen sie zugunsten von Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator gar 1,80 Meter breit sein. Die Hoffnung, dass künftig die gesamte Nachfrage an Anwohnerparkplätzen gedeckt werden könnte, musste Denny angesichts der Gesamtstrategie enttäuschen. Zu ihr gehöre jedoch auch die Option von „Quartiersgaragen“ – deren Bau gerade in dicht bebauten und besiedelten Vierteln nicht leicht werden dürfte. Alternativen, so Denny, könnten beispielsweise die nächtliche Nutzung von Supermarktparkplätzen oder anderen privaten Flächen sein. In allen Quartieren soll es sowohl ausreichend Parkmöglichkeiten für Behinderte sowie Ausnahmegenehmigungen für Pflegedienste, Handwerker und den Lieferverkehr geben.

Einen durchaus gewünschten Nebeneffekt ließ die Oberbürgermeisterin am Mittwoch nicht unerwähnt: Mehr Parkplätze bedeute in der Regel auch mehr Verkehr. Im Umkehrschluss: „Über Parkraumregelungen werden innerstädtische Verkehre und der in den Stadtvierteln bestehende Parkdruck verringert“, so Dörner. Pendler oder Menschen, die zum Einkaufen in die Stadt kommen, steuerten somit von vornherein Tiefgaragen oder Parkhäuser an, ergänzte Wiesner.

Auch Anwohnerparkausweise werden teurer

Dass laut Verwaltung das Abstellen der Autos im öffentlichen Raum in Zukunft „mehr nutzerfinanziert“ sein soll, bedeutet auf Deutsch nicht nur flächendeckende Parkgebühren für Nicht-Anwohner: Auch lässt die Verwaltung durchblicken, dass die aktuellen 30,70 Euro für einen Jahres-Anwohnerausweis eine Erhöhung vertragen können. Die Stadt wird den Preis für Bewohnerparkplätze in Eigenregie gestalten können, sobald das Land den Kommunen hierfür grünes Licht gibt. Wie genau die „sozialen Aspekte“ aussehen könnten, nach denen es eine Staffelung geben kann, müsse im Stil einer „Preistafel“ dann ausgestaltet werden, so Wiesner.

Klar ist bereits jetzt, dass das neue Konzept auch das Ordnungsamt fordern wird, denn: Um die städtische Parkraumstrategie zukünftig konsequent umzusetzen, soll die Einhaltung der einzuführenden Parkregelungen effektiv kontrolliert werden. Wie viele Kräfte er künftig zusätzlich wird auf die Straße bringen müssen, vermag Carsten Sperling, Abteilungsleiter für den Stadtordnungsdienst, derzeit nicht zu beziffern. Eine Ahnung vermittelt aber auch hier das Beispiel Venusberg. Sperling: „Dort haben wir zwei neue Stellen geschaffen, um dort wenigstens zweimal pro Tag eine Kontrolle sicherzustellen.“

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