Die untergegangene Bonner Altstadt Patronin des Frühlings und der Schiffer

Bonn · Maria Metternich-Wein pflegt den Bildstock zu Ehren der heiligen Gertrudis. In der Nähe stand einst die Gertrudiskapelle, die dem Angriff am 18.Oktober 1944 zum Opfer fiel.

 Pflegt die Reste der Gertrudis-Kapelle: Maria Metternich-Wein.

Pflegt die Reste der Gertrudis-Kapelle: Maria Metternich-Wein.

Foto: Hannah Fath

Besonders schwärmt sie von dem blühenden Rosenstock, der sich um den Schrein der Gertrudis-Statue rankt. Hier ist die belgische Äbtissin mit einem Buch und einem Äbtissinenstab dargestellt. Die heilige Gertrudis von Nivelles, geboren zu Beginn des 9. Jahrhunderts, konnte lesen und schreiben und setzte sich für die Bildung von Mädchen ein. Nicht zuletzt deshalb widmet das Frauenmuseum Bonn der Heiligen eine „Hauskapelle“. Der Bildstock in der Vogtsgasse, „eine Außenstelle der Gertrudiskapelle im Frauenmuseum“, wie Metternich-Wein mit einem Augenzwinkern feststellt, erinnert an die ursprüngliche Bonner Gertrudiskapelle, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Nachdem Maria Metternich-Wein 2017 von Wilhelmshaven nach Bonn gezogen war, reifte ihr Entschluss, sich des Bildstöckchens gegenüber ihrer Wohnung anzunehmen. Mit Hingabe pflegt sie es und ebenso den angrenzenden Grünstreifen. Sie freue sich über die grüne Vielfalt, die dort über die Jahre entstanden ist, weil Nachbarn am Bildstock der Patronin der Gärtner allerlei Kräuter eingepflanzt haben, sagt sie. In Ihrem Tun bestärkt hat die Seniorin eine Beobachtung während der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr: „Als die Kirchen geschlossen waren und man sich fast ausschließlich in den eigenen vier Wänden aufhalten konnte, kamen besonders viele – oft ältere, alleinstehende Personen – zum Bildstöckchen, um einen Moment innezuhalten oder eine Fürbitte zu sprechen“, erzählt sie. Sie sei froh gewesen, in dieser Zeit der Isolation durch die Pflege des Bildstöckchens ein Zeichen setzen zu können, dass „da jemand ist“.

Ihre Leidenschaft für ehrenamtliches soziales Engagement begleitet die aktive Seniorin schon ihr ganzes Leben lang. In ihrem vorherigen Wohnort Wilhelmshaven brachte sie sich im ADFC, als Blumenpatin und bei der Seemannsmission ein. Als Schiffsbesucherin versorgte sie Seeleute aus aller Welt, die in Wilhelmshaven ankamen, mit Zeitungen aus ihrer Heimat und hieß sie herzlich willkommen. Indem sie sich jetzt um den Bildstock der Schutzheiligen der Reisenden und Schiffer kümmert, schließt sich in gewisser Weise ein Kreis.

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