Kleiner Waffenschein Pfefferspray und Gaspistolen gefragter denn je

Bonn · Einen drastischen Anstieg an Anträgen für den sogenannten kleinen Waffenschein verzeichnet die Bonner Polizei. Seit Jahresanfang sei die Zahl fast so hoch wie im gesamten vergangenen Jahr, erklärt Sprecher Robert Scholten.

2015 seien 167 kleine Waffenscheine erteilt worden, im laufenden Jahr wurden bereits 35 erteilt. Das sei begründet in den Vorkommnissen in Köln. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Mitteln zur Selbstverteidigung wie Pfeffersprays und Gaspistolen, wie Waffenhändler aus Bonn und der Region auf Nachfrage bestätigen.

Allerdings scheint das Thema für die Händler heikel zu sein. Sie wollten sich nicht oder nur unerkannt äußern. Die Nachfrage nach Pfefferspray, CS-Gas und Schreckschusswaffen sei jedoch bereits seit den Anschlägen von Paris gestiegen. Anbieter von Kursen, die den Umgang mit Pfefferspray üben, sind aussagefreudiger. So Thomas Flegel von der Sicherheitsfirma InPega. Seine Firma habe seit Ende 2015 auf die Nachfrage reagiert und biete Pfefferspray-Kurse an. Dabei gehe es um die Handhabung, aber auch um rechtliche Grundlagen.

Die Bonner Polizei sieht das Thema kritischer. Sowohl Reizgas als auch Schreckschusswaffen können laut Friedhelm Herholz, Leiter des Kommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz, zu erheblichen Verletzungen führen, wenn ein Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werde. Zudem bestehe bei Reizgas die Gefahr der Selbstverletzung, wenn das Mittel falsch oder gegen den Wind ausgerichtet werde. Hinzu komme, dass Waffen, die den kleinen Waffenschein benötigen, nicht auf Großveranstaltungen wie Volksfesten, Karnevalsumzügen oder einer Kirmes mitgeführt werden dürfen. „Wir als Polizei lehnen solche Mittel daher ab“, so Herholz.

Auf die Frage, ob sich nach Köln eine andere Sicherheitslage ergebe, sagte Herholz: „In den Köpfen vieler Menschen ja, in der Realität aber sicher nicht.“ In Bonn seien Banden aus Nordafrika, wie sie in Köln auftreten, nicht bekannt. Scholten gibt aber auch zu bedenken: „Es handelt sich um ein neues Phänomen, das wir in dieser Dimension noch nicht beobachtet haben.“

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