Auszug aus der Bonner Pauke Philosophisches Café sucht eine neue Heimat

Weststadt · Das Kulturbistro Pauke Live hat Organisator Markus Melchers vor der letzten Veranstaltung Mitte Mai kurzfristig die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Nun sucht er nach 24 Jahren in der Bonner Pauke eine neue Heimat für das Philosophische Café.

Auszug aus der Bonner Pauke: Philosophisches Café sucht eine neue Heimat
Foto: Martin Wein

Die Corona-Pandemie fordert ein Opfer im Bonner Kulturleben. Nach 24 Jahren steht das Philosophische Café unvermittelt ohne einen Veranstaltungsort da. Das von der Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg getragene Kulturbistro Pauke Live hat Organisator Markus Melchers vor der letzten Veranstaltung Mitte Mai kurzfristig die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt.

Einmal im Monat hatte Melchers vor der Pandemie zuerst freitagsabends, dann mittwochs interessierte Menschen zu philosophischen Gesprächen in der Pauke in Endenich empfangen. „Ich möchte Menschen zeigen, dass Philosophie auch einen Wert außerhalb der Hochschule hat“, sagt der Endenicher, der mit seiner Philosophischen Praxis unter dem Namen „Sinn auf Rädern“ Seminare, Arbeitskreise und Einzelgespräche anbietet und philosophische Reden zu Geburtstagen oder Jubiläen hält.

Auszug aus der Bonner Pauke: Philosophisches Café sucht eine neue Heimat
Foto: Martin Wein

Nach dem Studienabschluss in Philosophie, Religionswissenschaften und Geschichte in Bonn 1993 hat Melchers ähnliche Café-Formate unter anderem in Düren, Bad Honnef, Heinsberg oder Hückelhoven aufgebaut. In Bad Godesberg gibt es einen Philosophischen Salon. Dort sollen Themen zur Sprache kommen, die alle angehen, die aber innerhalb der akademisch betriebenen Philosophie nicht oder nur schwer verständlich diskutiert werden.

Großes Interesse

Zu den insgesamt 266 Veranstaltungen in Bonn seien im Durchschnitt der Jahre 42 Personen gekommen, berichtet Melchers. „Für ein anspruchsvolleres Format dieser Art ist das viel“, sagt der 59-Jährige. Während der Pandemie konnten indessen nur wenige Termine stattfinden.

Umso enttäuschter ist Melchers über das Ende der Zusammenarbeit, gerade jetzt, wo nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen viel Gesprächsbedarf bestehe. „Wir haben das Format sehr gerne tatkräftig und vielfältig unterstützt“, erklärt auf der anderen Seite Geschäftsfeldleiterin Susanne Oberndörfer von der gemeinnützigen Pauke Bonn-Rhein-Sieg gGmbH. So habe man nicht nur die Werbetrommel gerührt und die Räume zur Verfügung gestellt, sondern auch wegen der Abendkasse mehr Personal eingesetzt, als sonst nötig gewesen wäre. „Die Nachwirkungen der Coronakrise und der Fachkräftemangel machen es uns aber leider unmöglich, weiterhin so viel Energie in das Philosophische Café zu stecken, wie es das Format verdient“, sagt Oberndörfer.

Primärer Auftrag des Pauke-Teams sei es, sich auf diejenigen zu konzentrieren, die Unterstützung brauchen – so zum Beispiel Langzeitarbeitslose und ehemals Abhängige. Auf diesen müsse der Fokus liegen. Die Angebote und Maßnahmen der Pauke sind vordringlich Hilfestellungen für den selbstständigen Weg aus der Sucht.

Aus Melchers Sicht fällt sein Philosophisches Café damit vordringlich einem Spardiktat zum Opfer. Auch erste Kontakte zu anderen möglichen Veranstaltungsorten fielen negativ aus. Dort wurde ihm bedeutet, unter 100 Teilnehmern sei eine Abendveranstaltung nicht kostendeckend. Im kirchlichen Umfeld wünschte man sich einen stärker religiösen Bezug. „Der passt aber nicht zu einem offenen philosophischen Austausch“, findet Melchers. Nun will er bei anderen Bonner Gastronomiebetrieben und Veranstaltungsorten vorstellig werden, damit der philosophische Austausch in Bonn nicht verstummt.

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