Atomkraftgegner in Bonn Plakataktion gegen Pannenreaktor

Bonn · Die Initiative "Anti Atom Bonn" hat in ihrem Kampf gegen das Atomkraftwerk im belgischen Tihange einige Unterstützer. Sie sehen bei einem Unglück eine „enorme Gefahr für Bonn“.

Diese Katastrophe wäre ein Super-Gau auch für Bonn: Nur 130 Kilometer entfernt steht der belgische Pannenreaktor Tihange. „Wenn sich dort ein Atomunfall ereignet, würde eine radioaktive Wolke innerhalb von sechs Stunden Bonn erreichen“, beschreibt Herbert Hoting von der Initiative „Anti Atom Bonn“ ein Schreckensszenario.

Eine Zeit, die kaum ausreichen würde, um alle Bewohner der Stadt und der Region zu evakuieren. Er startete deshalb eine Plakataktion, um auf die unkalkulierbare Gefahr aufmerksam zu machen, die von der Anlage nahe Lüttich ausgeht. „Tihange ist die größte nukleare Bedrohung Bonns“, so Hoting.

Ein leuchtend gelbes Plakat mit der Aufschrift „Stop Tihange“ hängt auch im Schaufenster des Buchladens 46 an der Kaiserstraße. „Seit Tschernobyl haben wir ein anderes Bewusstsein entwickelt“, meint Inhaber Holger Schwab.

Position beziehen

„Wenn in Belgien etwas passiert, dann wird unser Leben nicht mehr so sein, wie es war. Deshalb ist es mir wichtig, Position zu beziehen“, erklärt der Buchhändler und ergänzt: „Es genügt mir schon, wenn sich Passanten aufgrund des Plakats Gedanken machen.“

Schuhmachermeister Eckbert Engel hat sich der Protestaktion ebenfalls angeschlossen. „Tschernobyl, Fukushima – diese beiden Ereignisse haben bei mir schon etwas verändert“, erklärt Engel. Auch im Schaufenster seines Betriebs in der Friedrichstraße hängt ein entsprechendes Plakat.

„Wir müssen uns bewusst machen, dass wir ganz in der Nähe ein Atomkraftwerk haben, das extrem störanfällig ist“, sagt Engel. Unterstützung bekommt die Initiative auch von der Evangelischen Studierendengemeinde. „Es ist verantwortungslos, ein solch störanfälliges Kraftwerk zu betreiben“, nimmt Pfarrer Michael Pues Stellung. „Stop Tihange“ ist deshalb auch im Fenster des Großen Saals an der Königstraße zu lesen.

Die Pannen in dem belgischen Atomkraftwerk lassen sich kaum noch aufzählen. Zuletzt sorgte ein Zwischenfall Anfang Oktober für Aufregung. Das Land NRW fordert seit Jahren die Abschaltung der über 40 Jahre alten Atomanlage, mittlerweile klagen rund 100 Kommunen in der Dreiländer-Region und NRW gegen den Betrieb.

Atomtransporte durch Bonn

Doch nicht nur von dem Pannenreaktor geht nach Ansicht der Initiative eine enorme Gefahr für Bonn aus. „Viele Atomtransporte gehen mitten durch unsere Stadt, ohne dass die Bevölkerung etwas davon erfährt“, erklärt Herbert Hoting. Denn Reaktoren in der Schweiz und Frankreich würden mit Brennelementen versorgt, die in Schweden und Sankt Petersburg produziert würden. „Die werden vorrangig auf der Rheinschiene transportiert“, so der Aktivist.

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