Beethovenhalle Bonn Planer: Beethovenhalle liegt auf einem „kritischen Pfad“

Bonn · Die Asbestbeschichtung wirft die Sanierungspläne für die Beethovenhalle um sechs Monate zurück. Aber es warten noch viele andere bauliche und finanzielle Risiken.

Es sind nicht nur Zahlen, die den Projektbeirat am Mittwoch beschäftigen. Die Euro-Millionen in den Vorlagen sind verwirrend, weil hier Netto- und dort Brutto-Kosten aufgeführt sind. Irritiert sind die Mitglieder des Beirats vor allem aber über das Vokabular von Dirk Fischer vom Projektmanagement Drees & Sommer. Wenn dieser bei der Einhaltung der Bauzeit von einem „kritischen Pfad“ spricht, dann springt der eine oder andere Stadtverordnete vom Platz. So wie Jürgen Repschläger (Linke): „Wenn es hakt oder der Betrieb 2020 in Gefahr ist, dann müssen wir das rechtzeitig erfahren.“

Wegen der Asbestbeschichtung in den Lüftungsrohren und des Denkmalschutzes muss mit weiteren sechs Monaten Planungs- und Bauzeit gerechnet werden. Und natürlich mit mehr Ausgaben. Einfach wäre es, wenn man die Rohre nur aus den Wänden herausreißen würde. Da spielt jedoch der Denkmalschutz nicht mit. Die Folge: Die Asbestbeschichtung muss aufwendig und vor allem mit einem noch völlig neuen Verfahren aus den Rohren herausgefräst und entsorgt werden. Erst danach kommt die neue Beschichtung an die Reihe.

Das ist aber längst noch nicht alles. Ein großes Risiko birgt der Tiefbau. Es soll ein neues Untergeschoss geschaffen werden, und das Forum wird ebenfalls für den Proberaum des Beethoven Orchesters räumlich in den Boden vergrößert. Unsicher ist, was Planer und Bauarbeiter im Untergrund erwartet. Unter anderem müsse mit Schutt, der in der Nachkriegszeit verarbeitet wurde, gerechnet werden. Und auch der Hochwasserschutz beziehungsweise das Drückwasser aus dem Rhein könne für Überraschung en sorgen, hieß es.

Eine neunprozentige Kostensteigerung ist bereits angemeldet (der GA berichtete). Und das, obwohl erst 20 bis 25 Prozent der Ausführungsplanung erledigt sind. Fischer rechnet damit, dass man noch bis Mai 2017 brauche, bis alles durchgeplant ist und ausgeschrieben werden kann. Und was wird die Sanierung der Beethovenhalle schließlich kosten? Fischer zuckt die Achseln. Diese Frage werde wohl erst am Ende der Bauzeit zu beantworten sein, denn neben vielen Risiken müsse auch das Ergebnis der Ausschreibungen abgewartet werden. Dann erst wisse man, wie hoch der „Marktpreis“ für die Arbeiten tatsächlich sei.

Die Millionen purzeln in den Vorlagen der Verwaltung doch auch jetzt schon gehörig durcheinander, wie Marcel Schmitt (Bürger Bund) bemängelt. Ihm komme das Projekt eh vor wie ein „unverantwortlicher Blindflug“. Tatsächlich nannte die Stadt bislang nur Bruttokosten. Seitdem sie aber zuversichtlich ist, weniger Umsatzsteuer zahlen zu müssen, weil sie ein entsprechendes Steuermodell entwickelt hat, nennt sie nur noch Nettobeträge. Ein Vergleich der Zahlen werde dadurch nicht gerade erleichtert, so Schmitt.

Doch so erklärt sich der Unterschied zwischen den noch im April genannten 62,75 Millionen Euro als voraussichtliche Sanierungskosten und den nun auf dem Tisch liegenden 59,35 Millionen Euro. Nach Abzug einiger Arbeiten standen im April 60,19 Millionen Euro brutto auf der Liste. Die entsprechen wiederum 50,58 Millionen Euro netto. George Tulbure, Büroleiter von Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, sagt dazu: „Mit der derzeitigen Kostenerhöhung auf 59 347 267,14 Euro liegen wir noch unterhalb der vom Rat am 7. April beschlossenen Bruttokosten in Höhe von 60 187 713,36 Euro, weil wir die Mehrwertsteuerbelastung im Gegenzug zu den planerischen Kostenerhöhungen reduzieren konnten.“ So gesehen hat es aus Sicht der Stadt keine Kostensteigerung gegeben.

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