Haus des Karnevals in Bonn Plattform für den jecken Nachwuchs

TANNENBUSCH · Vorstellnachmittag im Haus des Karnevals. Der Trend geht zur Party statt Sitzung. Den Löwenanteil des Programms im Haus des Karnevals stellten Tanzgruppen und Musiker.

 Nachwuchs: Büttenredner Marc Röhrig ist zehn Jahre.

Nachwuchs: Büttenredner Marc Röhrig ist zehn Jahre.

Foto: Knopp

Büttenredner Marc Röhrig war sehr aufgeregt. Während er Scherze über seinen Vater vom Stapel ließ, blickte er immer wieder zu seiner Mutter, die ihm soufflierte. Marc ist zehn Jahre alt. Am Sonntag präsentierte er sich beim Vorstellnachmittag des Festausschusses Bonner Karneval und erntete seinen ersten Applaus.

Die Veranstalter konnten froh sein, dass Marc sich gemeldet hatte, denn sonst hätten sie mit Paul Posthorn, der seinem Namen alle Ehre machte und über die Post witzelte, nur einen Sprechbeitrag gehabt. "Büttenredner zu bekommen, ist ein Problem", sagte der stellvertretende Pressesprecher Mirko Heidrich.

Den Löwenanteil des Programms im Haus des Karnevals stellten Tanzgruppen und Musiker. "The Drummerholics" aus dem Rhein-Erft-Kreis mit ihrer Trommel-Performance bildeten da schon ein Kuriosum. Und die richtig großen Namen bekam man nicht auf diese Bühne - aber das war auch nicht Sinn der Sache: Der Festausschuss hatte im Sommer ein Rundschreiben an die ihm angeschlossenen Vereine geschickt und sie eingeladen, ihre Gruppen zu präsentieren. Im Publikum saßen Vertreter eben dieser Vereine sowie Veranstalter von Karnevalssitzungen und schauten, wer einen Saal zum Toben bringen könnte.

Natürlich suchten sie vornehmlich nicht für die kommende Session: Anneliese Gräf etwa schaute, welche Gruppen sie für die Veranstaltungen der Endenicher KG Narrenzunft in der Session 2016/17 ansprechen könnte. Ebenso machte es Helmut Schmitz, Präsident der Tannebüscher Jecke. "Aber ich lasse mir auch für die kommende Session noch einen oder zwei Programmpunkte offen."

Er wartete vor allem auf den Auftritt der Band "Spökes", für die er sich interessierte. Ansonsten war er wegen der Auftritte aus dem eigenen Verein da: Neben der Tanzgarde trat erstmals Solosängerin Joana auf, die sehr nervös war: Es war ihre erste Show vor Publikum mit den Karnevalsliedern, die sie in rheinischer Mundart vortrug. Es sei heutzutage mühsam, ein Programm für Karnevalssitzungen zusammenzustellen, sagte Schmitz. "Es geht immer mehr in Richtung Partykarneval." Die Stimmungsbands ließen sich ihre Auftritte gut bezahlen, was kleinere Vereine gar nicht leisten könnten. Aber die Ansprüche des Publikums seien gestiegen; Auftritte heimischer Tanzgarden reichten da oft nicht mehr aus - es müssten schon die großen aus Köln sein.

Heidrich stimmte zu. "Es wird immer schwieriger für kleinere Vereine, bezahlbare Gruppen zu finden." Dennoch: "Hier ist die Plattform, sich einem breiteren Publikum vorzustellen", so Heidrich.

Das werde auch immer stärker genutzt. "Die Gruppierungen schätzen diese Vorstellnachmittage." Zum einen, weil die Trainer drei Wochen vor Sessionsbeginn sehen können, wo noch Nachbesserungsbedarf besteht, zum anderen, um auch Feedback von anderen Vereinen zu erhalten.

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