Änderungen zum Verkehr Politik weitet Tempo 30 in Bonn aus

Bonn · Die linke Ratsmehrheit drängt auf zusätzliche Geschwindigkeitsbeschränkungen und geschützte Radfahrstreifen. Auch der Hermann-Wandersleb-Ring ist als mögliche Umweltspur wieder im Rennen.

 Wie hier auf der Reuterstraße soll an weiteren Stellen in Bonn bald Tempo 30 gelten.

Wie hier auf der Reuterstraße soll an weiteren Stellen in Bonn bald Tempo 30 gelten.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Pilotprojekt "Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen" soll nun in den kommenden Monaten in die Tat umgesetzt werden. Konkrete Auswirkungen hat das zunächst auf die Achse Servatiusstraße/Bernkasteler Straße im Abschnitt zwischen Friesdorfer Straße und Schwalbengarten sowie auf die Königswinterer Straße zwischen Mehlemstraße und Auf dem Grendt.

Auf den genannten Straßen soll nun "umgehend" eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer eingeführt werden, wie der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen die Stimmen von CDU, FDP und Bürger Bund Bonn beschloss. Darüber hinaus soll die Verwaltung bis Mai weitere Vorschläge für Straßenabschnitte erarbeiten, die für Tempo 30 geeignet sind. Dazu sollen für den Stadtbezirk Bonn zwei und für die anderen Stadtbezirke je ein Vorschlag auf den Tisch gelegt werden. Erkenntnisse erhofft sich die Verwaltung hierzu aus der laufenden "Tempo 30"-Testphase auf den beiden Straßen "Auf dem Hügel" und "An der Josefshöhe". Vorschläge anhand der Auswertung sollen laut Stadtverwaltung im ersten Halbjahr 2021 vorliegen. Die Kosten für ein Gutachten schätzt die Stadt grob auf rund 20000 Euro.

In Friesdorf werden auf Antrag der Wählervereinigung Volt zusätzlich zur Servatiusstraße auch die parallel verlaufende Kessenicher Straße und die Straße Im Bachele bis zum Beginn der Tempo-30-Zone auf das Tempolimit begrenzt. Andernfalls, so die Befürchtung der Mehrheit im Gremium, würde eine Umgehungsstrecke durch ein Wohngebiet entstehen, weil Navigationssysteme diesen Weg als schnellste Route berechnen. Ziele von Grünen, SPD und Linken, die das Projekt tragen, sind eigenen Angaben zufolge die Verbesserung der Luftqualität und die Verringerung von Lärm. Nicht durchsetzen konnten sich im Ausschuss FDP und Bürger Bund mit mehreren Änderungsanträgen: Die Liberalen wollten der Tempo-30-Regelung auf Bernkasteler Straße, Servatiusstraße und Königswinterer Straße zunächst eine Lärmkartierung vorausgehen lassen. Der Bürger Bund forderte, für alle in Rede stehenden Straßenzüge aufzuzeigen, wie viele Anwohner von den Lärmschutzmaßnahmen tatsächlich profitieren und welche objektiven Verkehrszählungen und Messungen die Temporeduzierung rechtfertigen.

Mehr Protected Bike Lanes gefordert

Auch die geschützten Radfahrstreifen ("Protected Bike Lanes"), wie es sie seit dem Sommer auf der Sandkaule gibt, sollen sich nach dem Willen der Ratsmehrheit auf weitere Bonner Straßen ausbreiten. Sie setzte sich gegen CDU und Bürger Bund mit einem entsprechenden Antrag durch, auf dessen Grundlage die Verwaltung drei zusätzliche Strecken für Radfahrstreifen oder alternativ für Umweltspuren vorschlagen und planen soll. Die Verwaltung bremste einerseits den Eifer der Ratsmehrheit, die diese Planung am liebsten bereits Ende Februar in den Händen halten würde – nach Überzeugung der Fachverwaltung eine denkbar kurze Frist. Jedoch legte die Stadt bereits eine Liste möglicher Straßenabschnitte vor, die für die Radfahrstreifen oder Umweltspuren aus ihrer Sicht grundsätzlich infrage kämen. Auch eine Umweltspur auf dem Hermann-Wandersleb-Ring, kurz vor Ende der vergangenen Ratsperiode von einer Mehrheit im Rat abgelehnt, ist dabei wieder im Rennen.

Konkret nennt die Stadt folgende Straßen: Brüser Damm, Konrad-Adenauer-Damm, Herseler Straße/Graurheindorfer Straße (zwischen Herseler Straße und Augustusring), Provinzialstraße (zwischen Rochusstraße und südlicher Autobahnauffahrt), Hermann-Wandersleb-Ring, Endenicher Straße (zwischen Endenicher Ei und Viktoriabrücke), Am Alten Friedhof/Oxfordstraße/Bertha-von-Suttner-Platz/Berliner Freiheit, Konrad-Adenauer-Platz/Sankt Augustiner Straße (bis Combahnstraße), Welschnonnenstraße, Belderberg/Adenauerallee, Franz-Josef-Strauß-Allee/Petra-Kelly-Allee/Ludwig-Erhard-Allee (bis Heinemannstraße), Heinemannstraße, Koblenzer Straße/Mainzer Straße/Remagener Straße.

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