Zirkus-Wildtierverbot in Bonn Politiker sehen Beschluss skeptisch

Bonn · Wanderzirkusse mit Löwen, Elefanten und Kamelen bekommen von der Stadt Bonn keinen Standplatz. Trotzdem hadern einige Politiker mit dem Beschluss.

Gehören der Vergangenheit an: Giraffen im Bonner Weihnachtscircus.

Gehören der Vergangenheit an: Giraffen im Bonner Weihnachtscircus.

Foto: Nicolas Ottersbach

Besser als gar nichts sei der Beschluss des Rates zum Verbot von Wildtieren in Zirkussen, findet Stephan Eickschen von der SPD-Fraktion. Auch, wenn der ursprüngliche Antrag deutlich verwässert und nicht viel mehr als eine Absichtserklärung übriggeblieben sei, habe seine Fraktion dem Antrag der Koalition zugestimmt: "Wir werden sehen, wie die Verwaltung das jetzt umsetzt."

Sein Kollege Andreas Faber von der Linksfraktion ist deutlich weniger optimistisch: "Ich befürchte, dass sich am Ende gar nichts ändert", kommentierte er den letztendlich aber auch von seiner Fraktion mitgetragenen Beschluss.

Der enthält im Kern tatsächlich nicht viel mehr als die Willenserklärung, dass man den Widmungszweck gemeindlicher Einrichtungen im Interesse von Tierschutz und Gefahrenprävention derart einschränken möchte, dass Zirkussen, die Wildtiere mitführen, keine städtischen Flächen mehr zur Verfügung gestellt werden sollten. "Die Verwaltung wird daher beauftragt, alles im Rahmen ihrer derzeitigen rechtlichen Möglichkeiten zu tun, um diesem Willen nachzukommen", heißt es weiter.

Der Fraktionschef der Linken im Rat hatte mit seiner Fraktion zuvor einen auch von der SPD unterstützten Änderungsantrag eingebracht, in dem ein Wildtierverbot nach dem "Kölner Modell" gefordert wurde. In der Domstadt hat sich die Stadtverwaltung ein solches Verbot schon im Jahr 2008 auf die Fahnen geschrieben: Bei der Vergabe von städtischen Grundstücken an einen Zirkus steht dort regelmäßig im Vertrag, dass keine wilden Tiere gehalten werden dürfen.

Der Unterschied zum Prozedere in der Bundesstadt besteht darin, dass es anders, als in Bonn keinen förmlichen Ratsbeschluss gegeben hat: "Der Verwaltungsvorstand hat das Verbot auf dem Dienstweg beschlossen - verwaltungsintern und ohne Ratsbeschluss", erläutert Faber. Auch in Bonn hatte es in den Jahren 2012 und 2013 ein solches Verbot gegeben: Danach konnte die Bezirksregierung das Wildtierverbot kippen, weil es vom Rat beschlossen worden war. Dessen Entscheidungen werden in Köln grundsätzlich juristisch geprüft.

Faber hält die Unterschiede zwar für rechtlich eher fragwürdig, gibt sich aber pragmatisch: "Wenn es denn effektiv ist ..." Leider habe die Koalition diesen Vorstoß aber nicht mitgetragen sondern brachte den nunmehr angenommenen Änderungsantrag ein.

Auch wenn die Rechtslage nicht abschließend geklärt sei, hätten doch auch gute Gründe für die Zulässigkeit eines kompletten Verbots gesprochen hieß es in dem Antrag der Linken: "Gründe des Tierwohls und auch solche der Gefahrenabwehr, die bisher in der Korrespondenz mit der Aufsicht und in den verwaltungsseitig angeführten gerichtlichen Beschlüssen nicht berücksichtigt wurden, sprechen ebenfalls hierfür."

Zirkus sei Glitzer, Musik und Nervenkitzel - aber nur für Menschen, heißt es im Aufruf einer Bonner Tierrechtsorganisation zu einer Demonstration gegen Tierhaltung und Tierdressuren am kommenden Freitag vor der Beethovenhalle. "Für die Tiere bedeutet Zirkus ein Leben in einem winzigen Käfig und den Zwang zu artwidrigen Verhalten", so Aktivist Richard Groh von der Tierrechtsgruppe Bonn. "Wir werden am Premierentag des Bonner Weihnachtscircus' die Besucher über Tierzirkusse aufklären."

Den Aktivisten der Organisation geht es allerdings nicht nur um Wildtiere - da sind sie nämlich beim Weihnachtscircus definitiv an der falschen Adresse: "Wir kommen in diesem Jahr ganz ohne Wildtiere aus", sagt Zirkus-Sprecher Thomas Lenz. "Sie sind einfach nicht mehr zeitgemäß und werden vom Publikum nicht mehr gewünscht."

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