In Tannenbusch, Castell und weiteren Stadtteilen Polizei Bonn startet erneut strategische Fahndung

Bonn · Die Bonner Polizei darf ab Freitag wieder Personen ohne konkreten Verdacht überprüfen. Hintergrund der strategische Fahndung ist die Bekämpfung von Taschendiebstahl und Drogenhandel, vor allem in Tannenbusch.

Die Polizei Bonn kontrolliert bei einer strategischen Fahndung verstärkt Personen im Bonner Zentrum auch ohne konkreten Verdacht. Sie will dadurch Taschendiebstahl und Drogenhandel bekämpfen.

Die Polizei Bonn kontrolliert bei einer strategischen Fahndung verstärkt Personen im Bonner Zentrum auch ohne konkreten Verdacht. Sie will dadurch Taschendiebstahl und Drogenhandel bekämpfen.

Foto: Benjamin Westhoff

Polizeipräsident Frank Hoever hat erneut die strategische Fahndung für seine Behörde angeordnet. Dadurch dürfen die Polizisten Personen ab dem 9. Juni für 28 Tage ohne konkreten Verdacht kontrollieren. Schwerpunkte sind die Stadtteile Tannenbusch, Castell, Nordstadt, Südstadt, Weststadt und das Bonner Zentrum, in denen es laut Polizei vermehrt zu Taschendiebstählen und Drogenhandel kommt. "Ich habe die Maßnahme erneut angeordnet, um vertiefte Erkenntnisse zu den im Bonner Stadtgebiet agierenden Tätergruppierungen zu erlangen und diese dann besser bekämpfen zu können“, sagt Hoever. Doch die Fahndung ist umstritten.

Der Polizei geht es um die Gefahrenabwehr, wie Hoever erläutert. Konkret dürfen die Beamten Personen anhalten, sie nach ihrer Identität befragen und Gegenstände sowie Fahrzeuge in Augenschein nehmen. Zuletzt hatte die Polizei Bonn eine strategische Fahndung im Winter angeordnet. Hoever sah den Erfolg bestätigt: Die Maßnahme habe zu einem Rückgang der Fallzahlen bei Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen geführt.

Drogen sind vor allem in Tannenbusch ein Thema

Hoever verweist nun erneut auf die Taschendiebstähle, aber auch das Sicherheitsgefühl der Bürger, das er verbessern will. Im Jahr 2022 hat die Bonner Polizei einen Anstieg der Fallzahlen beim Taschendiebstahl von 384 Fällen beziehungsweise 38,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt. 2023 haben sich die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht reduziert, sind jedoch im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt weiterhin auf einem hohen Niveau, meldet die Polizei. Die Stadtteile Castell, Nordstadt, Südstadt, Weststadt und Zentrum sind besondere Brennpunkte.

Der Handel mit Drogen habe, so die Polizei, in Tannenbusch wiederholt zu Beschwerden geführt. 2022 gipfelten die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Tätergruppen um die Vorherrschaft im örtlichen Drogenhandel am 30. Oktober in einer Schießerei. Bei einer Razzia im März wurden drei mutmaßliche Drogenhändler festgenommen sowie rund neun Kilogramm Marihuana, 900 Gramm Heroin, 700 Gramm Kokain, rund 75.000 Euro mutmaßliches Dealgeld und eine Schusswaffe sichergestellt. Die Bonner Polizei begegnet der Situation seit Januar dieses Jahres mit dem "polizeilichen Aktionsprogramm zur Kriminalitätskontrolle in Tannenbusch". Weitere, langjährig bekannte Orte des Drogenhandels in Bonn sind die Bereiche rund um den Bonner Hauptbahnhof sowie die Grünanlagen am Hofgarten und am Alten Zoll.

Strategische Fahndung ist umstritten

Die strategische Fahndung ist umstritten. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte sie 2018 im NRW-Polizeigesetz verankert. Sie muss einen Anlass haben und zeitlich sowie örtlich begrenzt sein. Nach 28 Tagen kann sie um denselben Zeitraum verlängert werden, was zuletzt auch in Bonn passierte. Die Grünen als Koalitionspartner der CDU im Landtag sehen die Maßnahme skeptisch. Sie halten den Eingriff in die Freiheitsrechte gemessen an den Resultaten für zu weitreichend.

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