Nachts sind viele alkoholisiert Bonner Polizei verschärft Kontrollen von E-Scooter-Fahrten

Bonn · E-Scooter rücken in den Fokus der Bonner Polizei. Die Beamten stellen bei Kontrollen vermehrt alkoholisierte Fahrer fest. Anders als in Köln sind die Unfallzahlen aber bislang unauffällig.

 Ein Mann fährt mit einem E-Scooter durch die Stadt.

Ein Mann fährt mit einem E-Scooter durch die Stadt.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Nicht nur in Köln sorgen E-Scooter für mehr Unfälle, sondern auch in Bonn. Die noch vergleichsweise jungen Verkehrsmittel, die man erst seit rund zwei Jahren in der Bundesstadt mieten kann, sind deshalb und wegen Trunkenheitsfahrten in den Fokus der Polizei gerückt. In den vergangenen Wochen gab es häufiger Kontrollen.

9. Juli: Ein 28-Jähriger ist betrunken auf einem E-Scooter unterwegs. 28. Juli: Ein 19-Jähriger fährt Schlangenlinien mit seinem E-Scooter, weil er alkoholisiert ist. 7. August: Ein 18-Jähriger fährt mit dem E-Scooter und 1,8 Promille über zwei rote Ampeln. Die Liste der Verstöße, die die Polizei in den vergangenen Wochen in Verbindung mit E-Scootern festgestellt hat, ist lang. Und auch bei den Unfallzahlen zeichnet sich eine steigende Tendenz ab, wenn auch noch nicht in einem kritischen Bereich: Seit Juni 2019 – als die Verkehrsunfälle mit den Elektro-Rollern erstmals separat erfasst wurden und das Leihangebot in Bonn startete – gab es bis zum Jahresende 19 Verunglückte. 2020 waren es schon 37. Und in diesem Jahr setzt sich dieser Trend nach ersten Einschätzungen des Polizeipräsidiums fort. Zum Vergleich: 2020 gab es 743 Fahrrad- und E-Bike-Unfälle in Bonn, 128 Menschen wurden dabei schwer verletzt.

„Besonders nachts alkoholisiert“

„Wir stellen immer wieder fest, dass die E-Scooter besonders nachts alkoholisiert genutzt werden“, sagt Michael Brockmann, Leiter der Direktion Verkehr. Welche Gefahren das birgt, haben besonders die Kölner Kollegen erfahren. Dort hatte es in diesem Sommer, als Biergärten, Bars und Restaurants wieder öffneten, sprunghaft viele Unfälle mit E-Scootern gegeben – fast täglich mit Schwerverletzten. Doch nicht nur Fahrten unter Alkoholeinfluss bergen aus Sicht der Polizei Gefahren. Viele sind zu zweit auf den kleinen Rollern unterwegs, fahren entgegengesetzt der Fahrtrichtung oder achten nicht auf rote Ampeln.

Für die Kölner Polizei war das Anlass, die Kontrollen massiv zu verstärken. Die Bonner achten im Streifendienst, aber auch bei generellen Überprüfungen, bei denen es gleichzeitig um die Sicherheit von Fahrradfahrern geht, vermehrt auf E-Scooter. „Die Kontrollen sind aber insgesamt nicht mit den Kölner Sondereinsätzen vergleichbar. Auch, weil die Unfallsituation in Bonn in Bezug auf E-Scooter zuletzt unproblematisch war“, sagt Polizeisprecher Simon Rott.

Verkehrsregeln wie beim Autofahren

Auffällig ist die Situation dennoch, wie Brockmann erläutert. „Eine Vielzahl von E-Scooter-Fahrenden verunglückt bei Alleinunfällen. Dabei spielt der Einfluss von Alkohol und Drogen eine erhebliche Rolle. Bei Kontrollen stellen wir zudem immer wieder E-Scooter-Fahrende fest, die ohne gültigen Versicherungsschutz unterwegs sind.“ Was offenbar viele nicht wissen, oder es zumindest ignorieren: Es gelten die gleichen Alkohol- und Drogengrenzwerte wie für Autofahrer. Die Roller dürfen darüber hinaus nicht auf Gehwegen genutzt und ausschließlich alleine befahren werden.

Gleichzeitig fordert das Unternehmen Tier „mehr Maßnahmen und Kontrollen, um die Nutzer und Nutzerinnen zu sensibilisieren und gezielt gegen entsprechendes Fehlverhalten vorzugehen“, wie ein Sprecher erläutert. Genaue Statistiken veröffentlichen die Anbieter nicht. Tier spricht von „knapp 100.000 Bonnern“, die den Service nutzten und etwa einer Million Fahrten.

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