Serieneinbrecher vor Gericht Porsche-Diebstahl auf Bestellung

BONN · Mit einer faustdicken Überraschung warteten am Dienstag zum Prozessauftakt die jungen Männer auf der Anklagebank auf, die sich wegen einer Einbruchserie in Bonn und der Region vom Sommer vergangenen Jahres vor dem Landgericht verantworten müssen.

 Vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts muss sich das Trio, hier mit der Verteidigung, seit gestern für eine ganze Einbruchserie verantworten.

Vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts muss sich das Trio, hier mit der Verteidigung, seit gestern für eine ganze Einbruchserie verantworten.

Foto: Jeschor

Den schlagzeilenträchtigen Diebstahl eines goldenen Porsche Cayenne aus einer Werkstatt in Remagen, wo ein arabischer Scheich das Luxusgefährt warten lassen wollte, habe der Werkstattbesitzer selbst in Auftrag gegeben. Oberstaatsanwalt Patrick Wilhelm notierte diese Aussage, nun könnte auch dem Werkstattchef Ungemach drohen.

Auto sollte ausgeschlachtet werden

Glaubt man dem 23-jährigen Angeklagten, hat der Werkstattbesitzer, für den er früher gearbeitet habe, zu ihm gesagt, er habe schon mehrfach Autos gestohlen gemeldet und daran verdient. Den Porsche sollte der 23-Jährige angeblich verstecken, bis der Diebstahl versicherungstechnisch für den Scheich abgewickelt wäre.

Dann sollte das Luxusauto ausgeschlachtet und für 30.000 Euro verkauft werden. Die beiden "Diebe" sollten die Hälfte erhalten. Doch dazu kam es nicht. Der Porsche wurde in der Garage einer Verwandten des 23-Jährigen sichergestellt. Denn die drei Angeklagten, von denen der jüngste eher als Randfigur gilt, waren bereits ins Visier der Fahnder geraten.

Am 24. Juli hatten sie aus dem Haus eines Malermeisters in Alfter, bei dem der 25-jährige Angeklagte arbeitete, nachts einen Tresor gestohlen, den sie jedoch in Tatortnähe auf einem Grundstück versteckten, weil sie sich beobachtet fühlten. Als sie den Tresor am nächsten Tag abholen wollten, sahen sie, wie der von einem Abschleppwagen weggefahren wurde, im Auftrag der Polizei.

Damals habe er gedacht, so der 23-Jährige nun treuherzig: "Hammer, was für ein Schock, was für ein Zufall." Und gab zu: Sie seien dem Abschleppwagen hinterhergefahren und hätten den Tresor vom gesicherten Gelände ins Auto geschleppt. Um ihn in der Wohnung eines der Angeklagten zu öffnen, fuhren sie zum Baumarkt, wo sie sich eine Flex liehen - und wurden auf dem Rückweg von der Polizei kontrolliert. Die Beamten sahen die Flex, wurden misstrauisch und hatten das Trio ab da im Auge.

Täter gestehen vor Gericht

Zwölf Einbruchdiebstähle legt die Anklage den beiden Hauptangeklagten nun zur Last, und der 23-Jährige gibt alle zu: Einbrüche in mehrere Computerläden und den Diebstahl von Hunderten teurer iPhones, iPads und anderer Gegenstände für Zigtausende Euro.

Sie brachen in Bonn in ein Optikergeschäft, eine Parfümerie und einen Verlag in Bad Godesberg ein, stahlen zwei Motorräder bei einer Autovermietung, verprassten die Beute von mehreren tausend Euro in Bordellen und Spielhallen, filmten sich mit Bündeln von Geld in der Hand - und beim Aufbrechen des Tresors.

Nun erklärte der 23-Jährige: Er habe auf Freunde gehört, die diese Art, schnelles Geld zu verdienen, empfohlen hätten: "Das war ein Fehler." Und nennt auch den gesuchten Hehler beim Namen.

Auch sein 25-Jährige Komplize ist grundsätzlich geständig, kann sich aber an vieles nicht erinnern: Er erlitt bei einem Motorradunfall kurz vor dem zunächst geplanten Prozessbeginn im März ein schweres Schädelhirntrauma und leidet seinem Verteidiger Martin Kretschmer zufolge unter erheblichen Konzentrationsstörungen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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