Ausstellung im Stadtmuseum Postkarte zeigt die Wacht am Rhein in Bonn

Bonn · Eine Postkarte aus den 1920er Jahren zeigt die Wacht am Rhein in Bonn. Derzeit ist sie in einer Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen. Das Motiv lässt unterschiedliche Interpretationen zu.

 Die Wacht am Rhein mit algerischem Soldaten (1920 - 1926).

Die Wacht am Rhein mit algerischem Soldaten (1920 - 1926).

Foto: Stadtmuseum

„Eine merkwürdige Postkarte, die man unterschiedlich interpretieren kann“, vermutet Horst-Pierre Bothien, der Kurator der Ausstellung „50 Objekte – 50 Fotos – Eine Zeitreise durchs 20. Jahrhundert“, in seinem zur Schau erschienenen Buch. Ein algerischer Infanterist steht oberhalb der Alten Bonner Rheinbrücke und scheint den ganzen Fluss zu überwachen. In der Ferne ist das Siebengebirge mit einer pyramidenhaften Hügellandschaft angedeutet. Die bunt kolorierte Postkarte „La Garde au Rhin“ erschien in den 1920er Jahren.

„Drückt die Karte tatsächlich die Forderung der Franzosen aus, das Rheinland besetzt zu halten und den Rhein zukünftig als Grenzfluss zu betrachten, den es zu bewachen gilt?“, oder will sie den Text des deutschen Liedes, „Die Wacht am Rhein” ironisieren und als vergangen darstellen, denn nun seien ja die Franzosen „Wacht am Rhein”, spekuliert Bothien. Tatsache ist, dass bereits im Frühjahr 1840 in den französischen Gazetten Berichte erschienen, wonach die französische Regierung überlegte, den Rhein bis zur Mündung als Grenze zu beanspruchen. Daraus entwickelte sich eine angespannte Stimmung, die auch Kunstschaffende erfasste.

Rassistisch aufgeladene Vorbehalte in der deutschen Bevölkerung

Zudem enthalte die Postkarte mit der Abbildung eines nordafrikanischen Soldaten eine weitere antideutsche Spitze, da es zu dieser Zeit in der deutschen Bevölkerung mitunter rassistisch aufgeladene Vorbehalte gegen schwarze Besatzungssoldaten gegeben habe, sagt Bothien. Doch der politische Gehalt dieser Karte sei eher eine Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit von französischen Postkarten, die in dieser Zeit gedruckt und versendet wurden, zeigten meist Ansichten von Kasernen oder Örtlichkeiten und Veranstaltungen, die den Alltag der Soldaten prägten.

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