Bus und Bahn Preise für Schülertickets steigen

BONN/RHEIN-SIEG-KREIS · Bücher, Hefte, Federmäppchen: Zum Start eines neuen Schuljahres müssen Eltern tiefer in die Tasche greifen. Zu den Kosten für das Schulmaterial kommt in diesem Jahr ein weiterer Aufschlag hinzu: Zum 1. August steigen die Preise für Schülertickets im Verkehrsverbund.

Bisher bezahlten die Eltern der rund 26 100 Schüler aus Bonn sowie die aus der Region 24,80 Euro (Grundschulen) sowie 31,10 Euro monatlich ab der fünften Klasse. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das Ticket für Grundschüler 25,50 Euro kosten, für Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I und II) im Normaltarif 32 Euro. Damit können sie dann von Monheim bis Windeck, von Gummersbach bis Euskirchen fahren.

Für Fahrstrecken in der Eifelregion werden ab August 28,40 Euro (weiterführende Schulen) statt wie bisher 27,60 Euro vom Konto der Eltern abgebucht. Für Grundschüler (Selbstzahler) waren bisher 22 Euro fällig, jetzt sind es 22,60 Euro. Allerdings erhalten Eltern von mehreren Kindern sowie Schüler, die einen weiten oder gefährlichen Schulweg haben, Sonderkonditionen. „Ich finde das skandalös, denn die Leistungen, die man dafür bekommt, haben sich in den letzten Jahren nicht verbessert“, schimpft eine betroffene Mutter aus Bad Godesberg. „Mit den Eltern kann man's ja machen.“

Besonders teuer sollten die nächsten Schuljahre für Familie Körmer aus Alfter werden. Seit Jahren besuchen die Zwillinge Alina und Max sowie ihr kleiner Bruder Tim die Margot-Barnard-Realschule in Medinghoven. Die Anbindung ist hervorragend, die Kinder sind mit der Bahn innerhalb von neun Minuten an Ort und Stelle. Dafür zahlten die Körmers bisher insgesamt 18 Euro: zwölf Euro für das erste Kind, sechs für das zweite, und das dritte fährt umsonst.

Doch wenn die drei nach den Sommerferien erstmals in ihre Klassen gehen, sollten die Eltern monatlich 96 Euro für die Tickets hinlegen. „Das ist doch ein Unding“, klagte die Mutter. Bei einer Stichprobe war aufgefallen, dass die Kinder nicht die Schule besuchten, die dem Wohnort am nächsten liegt. „Einmal jährlich wird ein kompletter Abgleich der Schülertickets vorgenommen und der Anspruch auf Fahrpreisermäßigung überprüft“, erklärt Marc Hoffmann, Vize-Sprecher der Stadt Bonn. Bislang habe die Familie Körmer zu Recht einen Anspruch auf ermäßigte Schülertickets gehabt, da die Margot-Barnard-Schule in Medinghoven sowie die Freiherr-vom-Stein-Schule in Tannenbusch mehr als 3500 Meter von der Wohnung in Alfter entfernt liegen.

Durch Neubau- beziehungsweise Umbaumaßnahmen der Umgehungsstraße L183n sowie der Kreuzung Bonn-Brühler-Straße/K12n hätte sich die Strecke zur Freiherr-vom-Stein-Schule allerdings deutlich verkürzt, und die Entfernung liege nunmehr bei 3000 Metern. „Ein Anspruch auf weitere Übernahme der Schülerfahrkosten aufgrund der in der Vergangenheit gewährten Leistungen besteht nicht“, stellt Hoffmann klar.

Natürlich ist die Freiherr-vom-Stein-Schule im Tannenbusch näher. Aber der Weg dorthin würde über die Bahnlinie, entlang eines Tümpels sowie durch Felder führen. „Zu Fuß wären meine Kinder stundenlang unterwegs, selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert die Fahrt 30 Minuten, denn eine direkte Verbindung gibt es nicht. Was soll das?“, fragte sich Annette Körmer.

Zwar war zunächst nur aufgefallen, dass Max offenbar mit der Barnard-Schule nicht die nächstgelegene Schule besuchte, nach der Beschwerde der Eltern wurden dann jedoch auch die beiden weiteren Kinder überprüft. Mit dem Ergebnis, dass für alle wesentlich höhere Tickettarife gelten. Deshalb sollte die Familie pro Kind 32 Euro im Monat zahlen. „Für uns hieße das, dass wir ab August nicht mehr 18 Euro für alle überweisen müssen, sondern 96 Euro“, empört sich Körmer. „Es ist offenbar schon Luxus, für Kinder ein Schülerticket zu kaufen, damit sie sicher und pünktlich zur Schule kommen.“

Dem Besuch der Freiherr-vom-Stein-Realschule stünde laut Presseamt rechtlich nichts entgegen. Allerdings hat die Schule in den entsprechenden Klassen keinen Platz für die Körmer-Kinder. Deshalb „werden die Schülerfahrkosten für das Schuljahr 2016/2017 weiterhin übernommen“, sagte Hoffmann dem GA. Alina, Max und Tim werden nach den Sommerferien also wieder in ihre alte Schule in Medinghoven fahren. „Wir können nur hoffen, dass die Realschule im Tannenbusch keine Kapazitäten hat, bis unsere Kinder ihren Abschluss haben“, so Annette Körmer. Auch im nächsten Schuljahr wird sie wie zuvor 18 Euro pro Monat für die Tickets ihrer drei Kinder zahlen.

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