Akzeptanz und Gleichberechtigung 450 Menschen ziehen bei Pride Demo durch Bonn

Bonn · 450 queere Demonstranten in der Bonner Innenstadt haben am Samstagnachmittag mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung gefordert. Zum Abschluss des Zuges gab es eine Kundgebung am Münsterplatz.

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Mit Regenbogenfahnen und bunten Protestschildern in der Hand – Rund 450 lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und andere queere Menschen waren am Samstagnachmittag in der Bonner Innenstadt unterwegs. Die Demonstranten forderten mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung in der Gesellschaft. Der Protestzug setzte sich aus Vertretern der Aids-Hilfe Bonn und Herzenslust Bonn, dem Jugendzentrum GAP in Bonn, dem Antidiskrimierungsprojekt Schlau Bonn sowie dem Queer-Referat des AStA der Universität Bonn zusammen. Der Tross starte am frühen Mittag auf der Rheinaustraße in Beuel und bewegte sich über Friedrich-Breuer-Straße, Kennedybrücke, Bertha-von-Suttner-Platz, Oxfordstraße, Kasernenstraße, Friedensplatz und Vivatsgasse bis zum Münsterplatz wo am frühen Nachmittag eine Abschlusskundgebung abgehalten wurde. Die Polizei begleitete die Veranstaltung mit mehreren Fahrzeugen, sprach aber von einem ruhigen Einsatz. Zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen sei es nicht gekommen und die Teilnehmer hielten die Abstände ein.

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Einen besonderen Fokus legte die diesjährige Pride Demo auf die Schlagworte "Selbstbestimmung und Zusammenhalt", so die Organisatoren. Demzufolge stießen queere Menschen bei der selbstbestimmten Gestaltung ihres Lebens, etwa während der Adoptionsprozesse für gleichgeschlechtliche Paare oder bei der Anpassung des Namens und Geschlechtseintrags von transgeschlechtlichen Menschen, immer noch auf große Hürden.

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Alex Münster, ehemals Referent im Queer-Referat des AStA Bonn, rief daher zu mehr Zusammenhalt auf: „Die Gemeinschaftserfahrung und gegenseitige Unterstützung müssen ein Fundament bilden, von dem aus sich die Lebensentwürfe der Einzelnen erst entfalten können. Denn der gesellschaftlichen Tendenz zur Vereinzelung, bei der jede und jeder nur an sich denkt und soziale Ungleichheit ausgeblendet wird, möchten wir entschieden entgegentreten.“ Minderheiten seien im besonderen Maß von mehrfacher Diskriminierung betroffen - wie von Rassismus.

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Wegfall von Begegnungsorten

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Die Pandemie soll das Problem nochmal verschärft haben, schilderten die Organisatoren. Denn der Wegfall von Anlaufstellen, in denen die eigenen Erfahrungen im Spiegel der anderen gesehen werden könnten, haben insbesondere für junge Menschen einen starken Einschnitt bedeutet. „Es ist eben gerade nicht jedes Zuhause und jede Familie ein sicherer Ort für queere Kinder und Jugendliche. Der Wegfall von Schule und allgemeinen Begegnungsorten sei schon schlimm genug gewesen, aber insbesondere auch die besondere Bedeutung von queeren Begegnungs- und Selbsterfahrungsorten wie lgbtiq*+ Jugendtreffs und Cafés wurde von der Politik eindeutig nicht gesehen und beachtet“, empörte sich Finn Müller, Jugendarbeiter im GAP in Bonn.

Pride Demo in Bonn - 450 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Foto: Niklas Schröder

Fabian von „Schlau Bonn“ führte aus: ,,Die Sichtbarkeit und Thematisierung von queerem Leben ist, besonders für junge Menschen, von hoher Bedeutung. Sie können dadurch mit dieser wichtigen Thematik konfrontiert werden, lernen Akzeptanz und werden motiviert, sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen.“ Umso lauter und motivierter sei man jetzt auf die Straße gegangen, sagte Fabian. Clara und Isabel (Beide 21) wünschten sich mehr Sichtbarkeit und Normalität für alle. „Ich demonstriere dafür, dass alle Sexualtäten gesehen werden und dass jeder dabei sein darf“, sagte Isabel.

Daniel Krämer von der Aids-Hilfe Bonn und Koordinator von Herzenslust Bonn, beobachtete während der Pandemie eine teils unterbrochene und erschwerte medizinische Versorgungsstruktur für Menschen mit HIV. „Präventionsveranstaltungen konnten während der Pandemie nicht stattfinden und kostenlose und anonyme Testangebote blieben lange Zeit aus.“ Insbesondere wegen der anhaltenden Situation wollte das Bündnis mit dem Protestmarsch mehr Sichtbarkeit für seine Themen im öffentlichen Raum schaffen, begründeten die Veranstalter.

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