Kommentar zu den Öffnungszeiten der Kitas Problem ist hausgemacht

Meinung | Bonn · Der Personalmangel in den Bonner Kitas hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass die Kitas ab August nur noch rund 45 Stunden in der Woche geöffnet haben werden.

Morgens um acht zur Arbeit, vorher den Nachwuchs in die Kita gebracht, um ihn dann pünktlich gegen 16 Uhr wieder abzuholen: Viele Berufstätige, die Vollzeit arbeiten, können von diesem Idealzustand nur träumen. Die Arbeitswelt der meisten Väter und Mütter sieht heute anders aus. Die Aufgabenstellungen im Job werden immer komplexer, gefordert wird zudem eine hohe Mobilität und Flexibilität.

Berufstätige Eltern sind deshalb auf ein ausreichendes Angebot von Kitas mit flexiblen Öffnungszeiten angewiesen. Dass nun ausgerechnet die Stadt Bonn, die sich gern als familienfreundliche Stadt rühmt, dieses Angebot streicht, ist bitter. Zwar ist die gesetzlich festgeschriebene maximale Betreuungszeit von 45 Stunden in der Woche davon (noch) nicht tangiert. Doch die Kürzung der allgemeinen Öffnungszeit wird viele Eltern vor neue Probleme stellen, zumal viele eben keine Großeltern oder sonstigen Verwandten in der Nähe haben, die das Hinbringen oder Abholen der Kleinen übernehmen könnten.

Die von der Politik vielzitierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in unserer Gesellschaft nach wie ein schwieriges Thema. Viele Unternehmen wie Telekom und Post in Bonn werben damit und bemühen sich auch, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um junge Arbeitnehmer hierher zu locken. Sie bieten Kita-Plätze mit Öffnungszeiten, die weit über die vom Gesetzgeber festgelegten Zeiten hinausgehen.

Doch der Fachkräftemangel, mit dem die Stadt zu kämpfen hat und der sie jetzt zu einer unpopulären Maßnahme greifen lässt, betrifft längst auch Betriebskitas sowie die Kitas der freien Träger. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft spricht von 100 000 Erziehern, die bundesweit akut fehlen. Das Problem ist hausgemacht: Forderungen, die Ausbildung endlich zu vergüten und damit attraktiver zu machen, hat die Politik bisher ignoriert. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren kräftig in den Ausbau von Kita- und OGS-Plätzen investiert wurde, ohne das Personalproblem in den Blick zu nehmen.

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