Qualitätskontrolleure in Zügen Profitester sind auf der Schiene in Bonn und der Region unterwegs

Bonn · Seit Anfang Juli kontrollieren Qualitätsscouts Züge und Bahnhöfe im Gebiet des Nahverkehr Rheinland (NVR). Arian Stefanic ist einer von gut 20 sogenannten Profitestern, die der NVR einsetzt.

Profitester Arian Stefanic im Einsatz am Bonner Hauptbahnhof: Getestet wird mit Hilfe einer App, inspiziert werden die Toilette und die Sitze.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Die Regionalbahn RB 26 fährt pünktlich um 13.31 Uhr im Bonner Hauptbahnhof auf Gleis 1 ein. Arian Stefanic wartet schon auf den Zug und trägt die Ankunftszeit in einer App ein. Das macht er nicht aus privatem Interesse, sondern weil das den Nahverkehr Rheinland (NVR) interessiert. Stefanic ist einer von gut 20 sogenannten Profitestern, die das Unternehmen seit dem 1. Juli einsetzt, um die Qualität der Züge zu verbessern.

Bisher erhielt der Nahverkehr Rheinland die Qualitätskontrolle über eingereichte Liefernachweise der Eisenbahnverkehrsunternehmen. Diese dokumentieren die Nichtleistungen auf den einzelnen Linien. Dazu zählen etwa Zugausfälle oder wenn zu wenig Zugpersonal eingesetzt wurde. Diese Nichtleistungen seien auch die Basis für vertraglich vereinbarte Strafzahlungen, die sogenannten Pönale. Zusätzlich kommen jetzt die Profitester zum Einsatz. „Wir wollen dem Kunden gute Qualität bieten“, sagt Wilfried Koenen, NVR-Bereichsleiter für Qualität und Sicherheit des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Mithilfe der Profitester wolle man noch schneller auf Fehlentwicklungen reagieren. „Große Beschwerden kommen schnell raus“, sagt Koenen. Doch manche seien eher schleichend.

Stefanic studiert eigentlich Physik an der Universität zu Köln. Über das Stellenwerk, ein Jobportal für Kölner Studierende, hat der 24-Jährige die Ausschreibung zum Profitester des NVR gefunden und sich beworben. „Das hat dann auch sehr schnell geklappt“, sagt er. Fünf bis sechs Touren können es dann auch mal am Tag sein, die er fährt. Der Test beginnt bereits auf dem Bahnsteig. „Ist die Durchsage korrekt? Steht auf der Anzeigentafel der richtige Zug? All das muss ich kontrollieren und in die App eintragen“, erzählt er. Auch die Auslastung der Sitzplätze im Waggon notiert er. „In Corona-Zeiten liegt die meistens bei weniger als 50 Prozent.“

Alles wird genau kontrolliert

Zwei Schulungen haben Stefanic auf seinen Job vorbereitet. „Die waren ziemlich ausführlich“, erzählt er. Schließlich muss er die verschiedenen Zugtypen kennen, mit denen er fährt. „An der Außenhaut schaue ich, ob es Graffiti gibt.“ Wenn der Zug besprüht wurde, trägt er es in das Handy ein und macht ein Foto davon. Im Zug selbst kontrolliert er, ob die Mülleimer noch da und nicht überfüllt sind, ob die Toilette einwandfrei funktioniert, ob Licht und Anzeigetafeln an sind und ob es besondere Verunreinigungen im Waggon gibt. „Wenn es gravierende Mängel sind, beschreibe ich das in der App genauer und mache ein Foto davon.“

Die einzelnen Punkte werden auf Sauberkeit und Funktionalität geprüft und in der App vermerkt. In der Regionalbahn RB 26, die von Bonn Richtung Köln fährt, ist Stefanic aufgefallen, dass manche Deckenlichter nicht funktionieren. Am Tag sei das nicht so schlimm, aber wenn nachts kein Licht im Zug brennen sollte, sei das ein sicherheitsgefährdender Mangel. „Das melden wir direkt per Telefon noch aus dem Zug“, sagt Stefanic. So etwas sei aber bisher selten vorgekommen.

Keine feste Uhrzeit für die Kontrollen

„Ich bin selbst sehr gespannt, wie viel mehr Informationen wir bekommen“, sagt Koenen. Er erhofft sich durch die Tester noch einen besseren Überblick, was auf welcher Linie los ist. Auf fünf Jahre, bis Ende 2024 ist das Projekt vorerst angelegt. Jeder der im NVR-Gebiet verkehrenden Züge solle im Jahr bis zu 140 Mal getestet werden. Bislang sind es etwa 20 Tester. Im kommenden Jahr sollen es noch ein paar mehr werden.

Die Tester sind dabei sowohl am Tag als auch in der Nacht wie auch an Werktagen und am Wochenende unterwegs und fahren dabei immer mal andere Strecken. Stefanic ist etwa Strecken nach Aachen, Mönchengladbach, Leverkusen und Bonn gefahren. „Neben der Qualität der Züge sollen die Qualitätsscouts ebenfalls als verdeckte Testkunden in Kundencentern eingesetzt werden. Auch die Ticketprüfung des Personals wird von ihnen beurteilt. „Wenn mal jemand aus der Rolle fällt, wird aber kein Name genannt“, sagt Stefanic.

Mittlerweile fährt die RB 26 pünktlich um 14.02 Uhr in den Kölner Hauptbahnhof ein. Stefanic trägt die Ankunftszeit in die App ein. „Die Abfahrts- und Ankunftszeiten helfen uns auch zu überprüfen, ob die Daten der Verkehrsunternehmen, die wir erhalten, auch wirklich stimmen“, sagt Koenen.