Initiative für Radverkehr Projekt „Abstandshalter“ für Radfahrer in Bonn gescheitert

Bonn · Die Initiative „Verkehrswende Bonn“ beendet ihr Projekt, das den Radverkehr sicherer machen sollte. Ein Grund dafür ist auch ein Streit bei der Sponsorensuche.

 Um Autofahrer auf engen Fahrbahnen auf Abstand zu halten, hatte der Ingenieur Fritz Schwirz eine ausziehbare Alustange mit gelbem Wimpel entwickelt, die sich an einem Gelenk einklappen lässt.

Um Autofahrer auf engen Fahrbahnen auf Abstand zu halten, hatte der Ingenieur Fritz Schwirz eine ausziehbare Alustange mit gelbem Wimpel entwickelt, die sich an einem Gelenk einklappen lässt.

Foto: Martin Wein, Bonn

Er sollte den Radverkehr in Bonn sicherer machen und Autofahrer für die Bedrängnis vieler Radler sensibilisieren. Nach sechs Monaten ist das Projekt „Abstandshalter“ der Initiative „Verkehrswende Bonn“ aber gescheitert. „Wir haben das Projekt jetzt abschließend beendet“, bestätigte am Donnerstag einer der Initiatoren, Fritz Schwirz, gegenüber dem GA.

Um Autofahrer auf engen Fahrbahnen besser auf Abstand zu halten, hatte der Ingenieur Schwirz eine ausziehbare Alustange mit gelbem Wimpel entwickelt, die sich an einem Gelenk am Fahrradrahmen bequem einklappen lässt. Für die Idee besitzt er inzwischen Gebrauchsmusterschutz. Mithilfe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) suchten Schwirz und sein Team seit Sommer Abnehmer für eine erste Serie. Johanna Schäfer von BonnLab in Beuel übernahm die Sponsorensuche über die Crowdfunding-Plattform Startnext. Zwar wurde die Zahl von 100 Unterstützern mit 135 deutlich überschritten. Produziert aber wurden die Halter nicht.

Über das Warum gibt es Uneinigkeit. Zunächst hatte die Gruppe um Schwirz offenbar Schwierigkeiten, einen Hersteller für die Kleinserie zu finden. Anfragen bei Schlossereien in Bonn und Umgebung blieben ohne Erfolg.

Ein Anbieter im Westerwald konnte die Teile nicht zum kalkulierten Preis fertigen. Andererseits wurden auch die eingezahlten Gelder von BonnLab „fast fünf Monate unter Verschluss gehalten“, berichtet Schwirz in einer Mail an die Förderer, die dem GA vorliegt. Es ging um eine Summe von 6000 Euro auf dem Konto von BonnLab. Auch der VCD und eine eingeschaltete Anwältin hätten nichts erreicht. „Einen Grund kennen wir nicht, alle Nachfragen wurden nicht beantwortet“, so Schwirz.

Schäfer hatte sich von dem Projekt offenbar auch wirtschaftlichen Gewinn versprochen. „Ich sah eine unternehmerische Möglichkeit und die Chance, aus einer Initiative heraus ein Produkt zu entwickeln“, berichtet sie dem GA. Die erwarteten Kosten seien indessen nach dem Crowdfunding rasant gestiegen. In die Angebotssuche sei sie nicht eingebunden worden. Nachdem sie eigenständig die Produktion habe übernehmen wollen, habe der Erfinder seine Rechte an dem Produkt nicht an die BonnLab UG übertragen wollen, beklagt sie ihrerseits in einem emotional gehaltenen Schreiben an alle Unterstützer. Für ihre Bemühungen in mehr als 100 Stunden Arbeit habe sie zudem keine Abfindung erhalten. Sie schreibt: „Aus unternehmerischer Sicht ist der Schaden, der durch die Zusammenarbeit (…) entstanden ist, enorm.“

Das Projektteam will sich zu den Vorgängen laut Schwirz nicht mehr öffentlich äußern. Der Konstrukteur weist eine unternehmerische Absicht hinter dem Projekt allerdings von sich. Offenbar war im Gegenteil beabsichtigt, die Erstserie aus privaten Geldern zu subventionieren, damit alle Besteller ein Exemplar bekommen. Jetzt sollen sie immerhin ihr Geld zurückerhalten.

Schäfer hat um Kontodaten gebeten. 60 Prozent der Gelder seien bereits rücküberwiesen, sagt sie, ebenso das Preisgeld des VCD. Wer wolle, könne den Betrag von 30 Euro aber auch spenden – oder zumindest die Kosten für die Crowdfunding-Plattform.

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