Karneval inklusiv Proklamation in Bonn soll erstmals barrierefrei sein

BONN · Der Bonner Karneval geht beim Thema Inklusion neue Wege: Die Proklamation von Prinz und Bonna am Freitag, 9. Januar 2015, wird erstmals als barrierefreie Veranstaltung in der Beethovenhalle durchgeführt.

 Die Moderation von Präsidentin Marlies Stockhorst soll bei der nächsten Prinzenproklamation von einem Gebärdendolmetscher - wie auf dem Foto im sächsischen Landtag - übersetzt werden.

Die Moderation von Präsidentin Marlies Stockhorst soll bei der nächsten Prinzenproklamation von einem Gebärdendolmetscher - wie auf dem Foto im sächsischen Landtag - übersetzt werden.

Foto: Barbara Frommann

Damit erhalten Rollstuhlfahrer ebenso wie Hörbehinderte die Möglichkeit, die Inthronisierung der Bonner Tollitäten und das Programm der Proklamation zu verfolgen.

Durch die Übertragung von Gebärdensprach- und Schriftdolmetschern auf eine Großbild-Leinwand, die Verwendung von mobilen Induktionsschleifen sowie durch ein ausgeweitetes Platzangebot für Rollstuhlfahrer wird der Festausschuss dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderung deutlich besser als bisher an der Prinzenproklamation teilnehmen können. Dabei soll darauf geachtet werden, dass alle Besucher ihre Plätze beim Kartenvorverkauf weitgehend frei wählen können, ohne hierbei auf "technische" Hindernisse achten zu müssen.

Für Rollstuhlfahrer wird sich die freie Platzwahl aufgrund der engen Bestuhlung für 1800 Proklamationsbesucher nur eingeschränkt umsetzen lassen, jedoch soll eine deutlich höhere Zahl an möglichen Plätzen als bisher geschaffen werden. "Aktion Mensch"-Pressesprecher Sascha Decker zu der Zusammenarbeit: "Jeder Jeck soll dabei sein können. Egal, ob jemand im Rollstuhl sitzt oder schlecht sehen oder hören kann. Die Aktion Mensch arbeitet gerne daran mit, dass der Bonner Karneval für alle zugänglich ist, und wir freuen uns auf diese Zusammenarbeit."

Auch der Festausschuss freut sich auf die Kooperation. "Wir sind dankbar, dass die Aktion Mensch neben ihrem Know-how auch Fördermittel beisteuert", sagte Präsidentin Marlies Stockhorst, "noch mehr freuen wir uns, dass die Aktion Mensch 2015 erstmals auch am Bonner Rosenmontagszug teilnehmen will."

Unter ihrem Motto "Barriereräumkommando - hinkumme, erenkumme, klarkumme" wird eine bunte inklusive Truppe von Mitarbeitern und Teilnehmern aus geförderten Projekten durch Bonns Straßen ziehen.

Durch gemeinsame Werbemaßnahmen, Presseveröffentlichung sowie Berichterstattung im Internet und den sozialen Medien sollen Karnevalsfans mit Behinderung, die bisher nicht an der Prinzenproklamation teilgenommen haben, ermuntert werden, 2015 die Proklamation von Prinz Jürgen I. und Bonna Nora I. zu erleben.

Darüber hinaus wollen die Organisatoren alle getroffenen Maßnahmen so sichtbar umsetzen, dass die anwesenden Vertreter aus Politik, Verwaltung, öffentlichen und sozialen Einrichtungen sowie Vereinen erkennen können, wie auch bei einer großen Veranstaltung in einer Halle, in der die technischen Voraussetzungen weitgehend nicht vorhanden sind, Maßnahmen zur Barrierefreiheit durch temporäre technische Nachrüstung umgesetzt werden können.

Der Festausschuss plant, im Nachgang insbesondere den Vertretern seiner Mitgliedsvereine aber auch allen anderen Interessierten die aus dieser Veranstaltung gewonnenen Erkenntnisse zugänglich zu machen.

Bis zu 5000 Euro können Vereine bei der Aktion Mensch beantragen, wenn sie ihre eigenen Veranstaltungen barrierefrei machen wollen.

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