Amtsgericht Bonn Prostata vereitelt Reisepläne - Versicherung muss zahlen

BONN · Wenn einer eine Reise tut, schließt er vorher gerne eine Reiserücktrittversicherung ab, um im Fall einer unerwarteten schweren Erkrankung nicht auf den Reisekosten sitzen zu bleiben.

Doch wann ist eine schwere Erkrankung unerwartet? Diese Frage beschäftigte nun das Amtsgericht, weil die Bonner Versicherung einem 67-Jährigen die Zahlung verweigerte und erklärte: Seine vor der Reise aufgetretenen schweren Prostata-Probleme seien nicht unerwartet gekommen. Eine Einschätzung, die der Zivilrichter nicht teilte.

Denn wie die Beweiserhebung ergab, wusste der 67-Jährige zwar bei Buchung der Reise im Dezember 2011, dass seine Prostata wie bei vielen älteren Männern vergrößert war. Aber Probleme hatte er keine, und sein Arzt hatte ihm nur gesagt, man müsse sich regelmäßig untersuchen lassen. Aber auch weitere Kontrollen hätten keine Veränderung ergeben.

Doch am 23. September 2012, vier Tage bevor der 67-Jährige mit seiner Frau die zweiwöchige Reise nach Zypern antreten wollte, bekam er plötzlich große Probleme beim Wasserlassen. Am nächsten Tag musste der Arzt ihm einen Dauerkatheder legen, an eine Reise war nicht zu denken.

Und so meldete der 67-Jährige der Assekuranz einen Versicherungsfall und forderte von den gezahlten 3968 Euro Reisepreis den vereinbarten Anteil von 3500 Euro zurück. Doch die Versicherung weigerte sich und schrieb: Die Prostata-Erkrankung sei ihm bereits bei Buchung bekannt gewesen, und da in diesen Fällen immer mit einer plötzlichen Verschlechterung zu rechne sei, sei die schwere Erkrankung nicht unerwartet und führe nicht zur Zahlungspflicht.

Zivilrichter Jan Kraus aber wertete den Begriff "unerwartet" anders und hielt dem entgegen: Nur wenn jemand bei Buchung der Reise unsicher ist, ob er sie wegen seiner Gesundheitsprobleme auch antreten kann, kommt die Erkrankung nicht unerwartet. Das sei hier jedoch nicht der Fall. Er riet zum Vergleich. dem die Parteien auch zustimmten: Die Versicherung zahlt dem 67-Jährigen nun 2000 Euro vom Reisepreis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ Der Macke vom Müll
Aus dem Ressort