Kunstinstallation auf dem Münsterplatz 333 Kinderfiguren als Protest gegen die Kirche aufgestellt
Update | Bonn · Pünktlich zum Weltkindertag hat der Wesselinger Künstler Dennis Josef Meseg mit einer Installation auf dem Münsterplatz in Bonn für Aufsehen gesorgt. 333 Kinder-Schaufensterpuppen strecken mahnend ihre Arme in Richtung Kirche.

333 Kinderfiguren als Protest vor dem Bonner Münster
Während das Weiß für die Unschuld steht, symbolisiert die Farbe Purpur die Beichte und Reue in der katholischen Kirche. Dabei geht es Meseg nicht um eine Verurteilung der Kirche an sich, sondern um die Anklage der Einzelnen, die sich an Kindern vergangen haben. „Sie tragen die gleichen Gewänder wie ihre Brüder im Glauben, haben dieselbe Heilige Schrift studiert und demselben Gott ewige Treue gelobt. Doch ihre Hände erteilen keinen Segen, und ihre Worte spenden keinen Trost. Sie sind das Böse, das im Haus des Herrn sein Unwesen treibt, das Menschen quält und Gott verhöhnt, indem es Seine Gebote missachtet“, so der Künstler. Zu Tausenden hätten Gläubige die Kirche verlassen, mit ihren Kindern an der Hand, die als fröhliche junge Christen eintraten und als gebrochene Seelen wieder zurückkehrten.
Während des gesamten Zeitraums des Weltjugendtages 2023 hatte Meseg seine Kinderfiguren vor dem Kölner Dom aufgestellt. „Die Reaktionen der Passanten waren überwiegend positiv“, so Meseg. Allerdings habe es auch einige kritische Stimmen gegeben, die darauf hingewiesen hätten, dass Missbrauchsfälle auch an anderen Orten der Gesellschaft, wie etwa in Sportvereinen, vorkämen. Es hätten sich auch einzelne Priester bei ihm gemeldet und seine Aktion begrüßt.
Von Seiten Kardinal Woelkis oder der Kirche sei aber keine Reaktion gekommen. Meseg: „Die sitzen halt die Problematik aus. Genau so haben sie auch die Aktion ausgesessen.“ Aber immerhin wäre das Domradio da gewesen und hätte berichtet. Am Mittwoch gab es weitere Proteste gegen Kardinal Woelki. Mehrere katholische Priester zelebrierten eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare.
Stadtdechant Wolfgang Picken will die Mahnung nicht nur in Richtung Kirche verstanden wissen: „Das Kunstwerk will dafür sensibilisieren, dass Missbrauch überall geschieht. Er kann nur dann verhindert werden, wenn alle aufmerksam hinsehen und eine Kultur der Achtsamkeit und Transparenz entsteht.“ Somit befänden sich die Figuren also auf dem Münsterplatz, „mitten in unserer Stadt und vor der Basilika genau richtig. Ich hoffe, es zeigt eine gute Wirkung und hilft beim Schutz von Kindern und Jugendlichen“, sagte Picken.
Auf dem Münsterplatz bleiben die Passanten auch stehen und lesen auf den Aufstellern, worum es eigentlich geht. Viele zücken Fotoapparate oder Handys. „Wir dachten zuerst, dass es eigentlich nur mit dem Weltkindertag zu tun habe“, meinte Sonja Balegh, die mit einer Freundin auf dem Münsterplatz unterwegs war. „Den kirchlichen Bezug habe ich auf den ersten Blick nicht erfasst.“
Etwas weiter experimentierte eine Hobbyfotografin damit, die Installation und das Münster durch eine kleine Kristallkugel hindurch zu fotografieren. „Ich finde das sehr interessant“, sagte sie. So würde man auch noch einmal auf die Thematik aufmerksam machen.
Für Rentner Wilfried Braun ist das Thema hochaktuell. „Das Bistum Essen hat ja gerade die Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach öffentlich gemacht. Das ist eine gute und zeitgemäße Aktion, gerade am Weltkindertag.“
Installation wird am Abend wieder abgebaut
Am Abend wird die Installation um 18 Uhr abgebaut. „Ich habe ein eigenes Helferteam von sieben bis acht Leuten, die mit anpacken. Aber auch so brauchen wir drei Stunden für den Auf- und Abbau“, sagte Meseg.
An diesem Donnerstag und auch noch mal am Freitag werden sie dann um 6 Uhr wieder mit dem Aufbau anlässlich des 24. Familiengerichtstages beginnen. Diese Aktion wird dann in Zusammenarbeit mit der Bundesinitiative zur Umsetzung der Istanbul-Konvention „Frauen für Gewaltschutz“ stattfinden.
Wenn am Freitagabend Meseg seine „Shattered Souls“ eingepackt hat, geht es gleich weiter. „Nächste Woche stehen sie fünf Tage lang im Zentrum von Wiesbaden – in der Nähe der Bischofskonferenz“, so der Künstler.
Segnungsgottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare in Köln
Weitere Proteste gegen Kardinal Rainer Maria Woelki gibt es an diesem Mittwoch in Köln: Mehrere katholische Priester zelebrieren eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom.