Paulusplatz in Tannenbusch Protest gegen Schließung der Sparkasse wächst
Tannenbusch · Rund 300 Bürger demonstrieren vor der Filiale in Tannenbusch. Die Interessengemeinschaft Paulusplatz hat bereits 1200 Unterschriften für den Erhalt der Sparkasse gesammelt.
Mehr als 300 Bürger versammelten sich am Dienstagabend auf dem Paulusplatz zur Kundgebung gegen die geplante Schließung der dortigen Sparkassenfiliale. Zuvor hatten der Buchhändler Philipp Seehausen und andere von der Interessengemeinschaft (IG) Paulusplatz Vertretern der Sparkasse KölnBonn rund 1200 Unterschriften überreicht.
„Die Schließung ist eine Existenzbedrohung für den Paulus-platz. Hier lässt man sehenden Auges einen lebendigen und lebenswerten Stadtteil sterben“, sagte Seehausen. Die Sparkasse sei zum einen Dienstleister, habe aber auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag, den sie bedienen müsse, sagte der Initiator der Protestaktion und griff dabei den CDU-Ratsherrn Guido Déus an.
Déus hatte wie auch Stadtverordnete der SPD, FDP und Grünen, im Verwaltungsrat der Sparkasse KölnBonn den Beschluss zur Schließung von sieben Filialen in Bonn und 15 in Köln mitgetragen. Als Grund nannte die Sparkasse rückläufige Kundenzahlen. Déus habe in einem Fernsehinterview gesagt, eine Sparkasse sei kein Kommunikationszentrum. „Das war unverschämt“, schimpfte Seehausen unter großem Beifall, „das erwartet ja auch kein Bürger“.
Ins gleiche Horn stießen auch die örtlichen Stadtverordneten von CDU und SPD, Paul Schäfer und Sebastian Kelm, sowie Sozialausschussvorsitzender Peter Kox (SPD). Alle drei warfen ihren Parteifreunden im Verwaltungsrat vor, nicht vorher mit den örtlichen Politikern über die Schließung geredet zu haben. „Denn ich bin dagegen. Ohne Wenn und Aber“, sagte Schäfer. Kelm glaubt auch nicht, dass die Zahlen am Paulusplatz eine Schließung der Filiale rechtfertigten. „Wir verlangen die Offenlage der Zahlen“, forderte er.
Die 78-jährige Elke Rakow lebt mit ihrem 91-jährigen Mann seit 1974 in dem Stadtteil. „Für viele Senioren ist die Schließung problematisch, weil sie ihr Geld nur am Schalter abheben.“ Einen mobilen Service lehnten viele ab, weil sie nicht gern fremde Menschen in ihre Wohnungen ließen, sagte die rüstige Rentnerin. „Dabei haben wir auf die Zusage der Sparkasse 'Für üch in Köln und Bonn' vertraut“, rief sie zornig in die Menge.
Seehausen hofft, dass der Widerstand in der Bevölkerung weiter wächst und der Beschluss revidiert wird. „Auch die Sparkasse muss ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten“, meinte Kox. Und dass man am Paulusplatz noch zusammenhält, konnte man anschließend beim Stadtteilfest beobachten.