Protestanten in Bonn Christen feierten Reformationstag in der Kreuzkirche

Bonn · Rund 1000 Christen nahmen an der zentralen Reformationsfeier in der Kreuzkirche in Bonn teil. Das diesjährige Motto der Feier lautete „Hoffen wider alle Hoffnung“.

 Feier anlässlich des Reformationstages in der Kreuzkirche in Bonn.

Feier anlässlich des Reformationstages in der Kreuzkirche in Bonn.

Foto: Niklas Schröder

Volles Haus in der Kreuzkirche: 1000 Christen nahmen an der zentralen Reformationsfeier teil. Unter den Gästen waren Bonner Superintendent Dietmar Pistorius sowie junge Menschen der Evangelischen Studierendengemeinde Bonn. Der Kammerchor Vox Bona und das Sinfonieorchester der Kreuzkirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Karin Freist-Wissing brachte die Bachkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ zu Gehör. Die Orgel spielte Stefan Horz.

Das diesjährige Motto der Reformationsfeier lautete „Hoffen wider alle Hoffnung“. Drei Studierende der Bonner Universität sprachen dazu über den Klimawandel, die Flutkatastrophe sowie Verfolgung wegen eines anderen Glaubens. Der kürzlich gewählte rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel predigte im Anschluss über Verse aus dem Galaterbrief im Neuen Testament. Er thematisierte das Evangelischsein. „Was bedeutet es, heute im evangelischen Sinne Christin beziehungsweise Christ zu sein?“, fragte der Geistliche in die Runde. Sein Fazit lautete: „In Liebe tätig zu sein, auch wenn alles andere dagegen spricht. Und darauf zu vertrauen, dass Gott es zu einem guten Ende führen wird. Auch wenn ich nicht weiß, wie es geschieht, und oft Gott nicht einmal spüre. Das heißt für mich, in evangelischer Weise Christ zu sein. Und das macht frei, anders zu leben: mutig, widerständig, liebevoll“, so Latzel.

Predigt wurde live im Internet übertragen

Seine Predigt konnten die Bonner auch im heimischen Wohnzimmer mitverfolgen, da der Festgottesdienst live im Internet übertragen wurde. Traditionell begrüßten Posaunenbläser die Besucher vorab mit Reformationschorälen auf dem Vorplatz der Kreuzkirche. Im Anschluss an den Festgottesdienst waren die Gäste zum offenen Empfang auf dem X-tra-Platz vor der Kreuzkirche eingeladen. Dort spielte der Beueler Kantor Hubert Arnold auf dem Akkordeon geistliche und weltliche Stücke zur Nacht. Zu Wein und Wasser wurden hier „Reformationsbrötchen“ gereicht, kleine, eigens im Kirchenpavillon für diesen Anlass gebackene Lutherrosen aus Käsegebäck-Teig.

Beinahe zeitgleich wiedereröffneten am späten Sonntagnachmittag die Katholiken das Bonner Münster. An der Veranstaltung auf dem Münsterplatz nahm nicht nur der Ministerpräsident teil, sondern sämtliche 15 Stadt- und Kreisdechanten des Erzbistums, ebenso alle Pfarrer der Stadt. Bonns Stadtdechant Wolfgang Picken hatte im Vorfeld entschieden die schrittweise Wiedereröffnung der Münsterbasilika auf den evangelischen Reformationstag zu legen.

Irritationen wegen der zeitgleichen Wiedereröffnung des Münsters

Dieser Entschluss hatte bei den Protestanten für große Irritationen gesorgt. Amtsträger der evangelischen Kirche bewerteten die Situation intern zwischenzeitlich als schwere Belastung für die Zusammenarbeit beider Kirchen und die Ökumene generell. Um ein Zeichen zu setzen, kamen viele Katholische Christen zur Reformationsfeier in die Kreuzkirche. Darunter auch Persönlichkeiten wie der ehemalige Stadtdechant Wilfried Schumacher. Pistorius gab sich diplomatisch: „Wir freuen uns mit der Münsterpfarrei und den römisch-katholischen Christen in Bonn darüber, dass die Münsterkirche wiedereröffnet wird.“

Wegen der „zeitlichen Enge“ zum Reformationsgottesdienst konnte Pistorius die Münstereinweihung nicht mitfeiern. Stadtdechant Picken hatte zuvor die Reformationsfeier abgesagt. „Wir lassen uns von den Umständen nicht irritieren und bauen weiter auf das gute und bewährte Miteinander der Konfessionen in Bonn“, sagte Pressepfarrer Joachim Gerhardt gegenüber dem GA. „Der Reformationstag ist für uns ein Tag in ökumenischer Weite und erinnert uns jedes Jahr auf Neue daran, dass Kirche die Kraft haben muss, sich zu verändern, also zur Reformation, und für die Menschen da zu sein. Darum ist und bleibt dieser Tag so wichtig“, so der Gerhardt.

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