Demonstrationszug durch die Innenstadt Bonnerinnen fordern Gleichberechtigung in der katholischen Kirche

Bonn · Rund 40 Frauen haben am Donnerstagabend in der Bonner Innenstadt für mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche demonstriert. Sie forderten, dass auch Frauen Diakon werden können.

 Bonner kfd-Vorsitzende Nawal Obst (rechts) bei ihrem BEgrüßungswort am Münsterplatz vor dem Gang durch die Fußgängerzone.

Bonner kfd-Vorsitzende Nawal Obst (rechts) bei ihrem BEgrüßungswort am Münsterplatz vor dem Gang durch die Fußgängerzone.

Um ihrer Forderung nach mehr gleichberechtigter Teilhabe von Frauen in der römisch-katholischen Kirche öffentlichen Ausdruck zu verleihen, versammelten sich am Donnerstagabend etwa 40 Bonnerinnen am Münsterplatz für einen Demonstrationszug durch die Fußgängerzone. „Frauen in der Kirche hatten bisher einen langen Atem und große Geduld. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat ist längst überfällig. Allen ist es wohl bekannt, dass das diakonische Handeln der Kirche im Großteil von Frauen geleistet wird”, betonte Nawal Obst von der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Die über 2000 Mitgliederinnen starke Bonner Vertretung der kfd beteiligte sich mit ihrer Aktion an der landesweiten Kundgebung zum „Tag der Diakonin“.

Der 29. April als Gedenktag der heiligen Katharina von Siena, einer meinungsstarken Kirchengelehrten, stand symbolisch für das bedeutsame Wirken von Frauen in und für die Kirche. „Wir leben nicht mehr im Mittelalter. In so gut wie allen Lebensbereichen gibt es eine Gleichberechtigung, nur nicht in unserer Kirche. Es ist Zeit, dass Frauen die gleichberechtigte Teilhabe am sakralen Amt des Diakonats gewährt wird und zu allen Ämtern der römisch-katholischen Kirche”, fuhr Obst fort. Als Zeichen der der geforderten Gleichberechtigung und Gleichstellung trugen die Frauen bei ihrem Gang das Purpurkreuz der katholischen Frauengemeinschaft mit sich.

„Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, gerade auch hier im Erzbistum Köln”, sagte Teilnehmerin Veronika Klinke. Die Bonnerin, die sich seit vielen Jahren in den Kirche ehrenamtlich engagiert, sieht den Grund dafür in den männlich dominierten Machtstrukturen der Institution. „Gerade viele Ehrenamtler wenden sich enttäuscht von der Kirche ab, vor allem engagierte Leute sollten aber nicht austreten. Priesterseminare haben immer weniger Zulauf. Durch die Zulassung von Frauen in geweihten Positionen könnte es zu einer Erneuerung kommen”, so Klinke. Mit dem Bonner Stadtdekanat habe es im Vorfeld der Aktion laut Obst keinen Kontakt gegeben. „Wir sind der größte Frauenverband in Deutschlands und Teil einer weltweiten Organisation. Wir handeln absolut unabhängig”, so die Bonner kfd-Vorsitzende.

Picken: Wir müssen zweifellos über die Rolle der Frau in der Kirche nachdenken

„Mit dieser Aktion werben die Teilnehmerinnen für ihr Anliegen. Das entspricht der synodalen Idee des Papstes. Wir müssen zweifellos über die Rolle der Frau in der Kirche nachdenken“,erklärte Stadtdechant Wolfgang Picken auf Nachfrage des GA zu dem Demonstrationszug „Wichtig bleibt bei allen Diskussionen, dass wir in Kirche und Gesellschaft auch dann aufeinander hören und uns respektvoll begegnen, wenn Meinungen verschieden sind.“

Der Papst sei jedoch in seinem Vorhaben bisher immer wieder „von den ihn umgebenden Hardlinern ausgebremst” worden, sagte Klinke. Die Forderung müsse daher von der Basis der Gläubigen ausgehen und bekräftigt werden. „Ich bin sehr optimistisch, dass dies in Zukunft passieren wird“, so Klinke. Die Frage der Gleichstellung und Gleichberechtigung sei dabei immer auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche, wie es Obst ausdrückte. „Die Kirche wird dann eine vielfältigere, reichere, gerechtere und überzeugende Kirche sein”, sagte sie.

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