Mutmaßliche Fahrradbande vor Gericht Fahrräder in Bonn geklaut und nach Polen verkauft

Bonn · Sechs Angeklagte sollen im Sommer 2019 zahlreiche Fahrräder geklaut und zum Teil nach Polen verkauft haben. Jetzt hat der Prozess am Bonner Landgericht begonnen.

Sechs Angeklagte sollen im Sommer 2019 zahlreiche Fahrräder in Bonn geklaut und zum Teil nach Polen verkauft haben.

Sechs Angeklagte sollen im Sommer 2019 zahlreiche Fahrräder in Bonn geklaut und zum Teil nach Polen verkauft haben.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Ob die provokante Frage eine Verständigung einfacher macht, bleibt abzuwarten: Der Anwalt einer der sechs angeklagten mutmaßlichen Fahrraddiebe wollte von den Richtern der 7. Großen Strafkammer wissen, ob denn einer der Anwesenden aktuell selber von einem Fahrraddiebstahl betroffen sei. Da die Kammermitglieder verneinten, lief die Frage, mit der der Verteidiger wohl nahelegen wollte, dass ein Richter, dem kürzlich selber das Rad geklaut wurde, befangen sein könnte, allerdings ins Leere.

Vor dem Bonner Landgericht hat am Mittwochvormittag das Verfahren gegen eine mutmaßliche Bande von Fahrraddieben begonnen. Die fünf Männer im Alter zwischen 39 und 52 Jahren sowie eine 26-jährige Frau sollen laut Staatsanwaltschaft Mitglieder einer Bande gewesen sein, deren Ziel es war, Fahrräder und Fahrradteile zu stehlen und anschließend an diverse „Kunden“, unter anderem in Polen, zu verkaufen.

25 Fälle von Diebstahl und Hehlerei

25 Fälle von Diebstahl und Hehlerei hat die Staatsanwaltschaft insgesamt angeklagt. Der Wert des Diebesguts soll dabei recht heterogen gewesen sein: Zwei E-Bikes im Wert von jeweils 5000 Euro bildeten wohl neben zwei Velos im Wert von je 1800 Euro die preisliche Spitze, in den meisten Fällen hatten die Räder aber nur einen Wert von ein paar Hundert Euro. Sogar ein Auftragsdiebstahl ist unter den angeklagten Taten: Zwei Fahrradreifen soll der 43-jährige Hauptangeklagte bei einem der Mitangeklagten bestellt haben. Der dafür gezahlte Preis lag mit 15 Euro pro Pneu allerdings nicht allzu deutlich unter dem günstigsten Ladenpreis.

Alle Taten sollen sich zwischen dem 28. April und dem 28. August 2019 ereignet haben. Den Auftakt bildete laut Anklage der Diebstahl eines Rennrades am Kaiser-Karl-Ring: Offenbar wurde der Dieb dabei beobachtet, wie er das weiße Sportgerät in einen gleichfarbigen Lieferwagen lud. Jedenfalls wurde nach dem Zeugenhinweis eine spezielle Ermittlungsgruppe der Bonner Polizei eingeschaltet, die in der Folge die Telefone der Verdächtigen überwachte. Die erwähnten hochpreisigen E-Bikes der Marke Riese & Müller kamen in der Nacht vom 4. Auf den 5. Mai nur ein paar Häuser weiter abhanden: Die Diebe durchtrennten das Schloss, mit dem die Bikes aneinandergekettet waren. Die angeklagte Frau soll regelmäßig eine Art Katalogfoto für zwei Mitangeklagte geschossen haben, die den Weiterverkauf organisiert haben sollen.

Zu Beginn des Verfahrens regte der Anwalt des Hauptangeklagten die eingangs erwähnten Verständigungsgespräche nach dem Motto „Geständnis gegen mildere Strafe“ an. Seinem 43-jährigen Mandanten wird die Beteiligung an 21 der 25 Anklagepunkte vorgeworfen. Die Verteidiger der übrigen fünf Angeklagten schlossen sich dem Vorschlag an und so äußerte sich am ersten Verhandlungstag noch keiner der Angeklagten zu den Tatvorwürfen. Der Prozess ist bis Ende März terminiert.

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