Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Geiselnahme, räuberische Erpressung, Körperverletzung und Nötigung im "Großraum Bonn", im Westerwald und dem nördlichen Rheinland-Pfalz vor. Hintergrund sollen Revierkämpfe mit rivalisierenden Motorradclubs sein. In einem der angeklagten Fälle sei das Opfer lebensgefährlich am Kopf verletzt worden.

Doch es kam am Mittwochmorgen noch nicht einmal zur Verlesung der rund 400 Seiten starken Anklageschrift. Einer der Angeklagten (59), früher Präsident des Charters, wie die Regionalgruppen der Hells Angels heißen, ist offenbar krank. Ein Arzt bescheinigte ihm, noch bis zum Wochenende verhandlungsunfähig sein. Außerdem rügten einige der 14 anwesenden Verteidiger, Teile der Ermittlungsakten erst am Dienstag erhalten zu haben - was die Staatsanwaltschaft zurückwies. Der Vorsitzende Richter Thomas Metzger unterbrach die Verhandlung schließlich bis nächsten Mittwoch.

Unter den acht anwesenden Angeklagten war auch der 49-jährige Karl-Heinz B., der 2010 im Kreis Neuwied einen Polizisten durch seine Haustür hindurch erschossen hatte. Der Bundesgerichtshof hob 2011 ein Urteil des Landgerichts Koblenz auf, das eine neunjährige Haftstrafe wegen Totschlags verhängt hatte: B. habe, als die Polizei sein Haus stürmen wollte, in sogenannter Putativnotwehr gehandelt, weil er sich bedroht gefühlt habe.

Der Hells Angel wurde in Handschellen in den Saal geführt, genau wie zwei weitere Angeklagte, die ebenfalls in Untersuchungshaft sitzen. Das Charter Bonn hat sein Hauptquartier in Unterelsaff bei Neustadt/Wied; einige Mitglieder kommen aus Bonn und der näheren Umgebung.