Prozess vor dem Landgericht Bonn 19-Jähriger versucht vier Mal, Wettbüro zu überfallen – und ruft dann selbst die Polizei

Bonn · Ein 19-Jähriger steht vor dem Bonner Landgericht, weil er gleich mehrmals versuchte hatte, ein Wettbüro zu überfallen – ohne Erfolg. Dazu soll er allerdings von drei anderen Männern genötigt worden sein.

 Ein 19-Jähriger muss sich wegen mehrerer versuchter Überfälle vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Ein 19-Jähriger muss sich wegen mehrerer versuchter Überfälle vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Foto: dpa/Daniel Naupold

Das Angebot konnte er offenbar nicht ablehnen: Ein junger Mann soll von drei Bekannten „gebeten“ worden sein, er solle doch bitte ein Wettbüro in der Bonner Altstadt überfallen. Demnächst müssen sich alle vier Beteiligten vor dem Bonner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat nämlich gegen die drei Auftraggeber Anklage wegen versuchter räuberischer Erpressung erhoben, der für die Überfälle Auserkorene muss sich zusätzlich noch wegen Körperverletzung verantworten.

In der zweiten Septemberwoche vergangenen Jahres sollen sich drei 19, 21 und 35 Jahre alten Männer mit einem 19-jährigen Bekannten getroffen und ihn relativ unverblümt gefragt haben, ob er nicht einen Überfall machen wolle. Möglicherweise war das für den Auserkorenen kein allzu ungewöhnliches Ansinnen. Der 19-Jährige soll ein jugendlicher Intensivstraftäter sein. Ort des Verbrechens sollte ein Wettbüro in der Altstadt sein, dort seien 25.000 bis 40.000 Euro Beute zu holen gewesen. Für die Ausführung des Plans sollte der Räuber zehn Prozent der Beute selbst behalten dürfen, den Rest wollten die drei Organisatoren unter sich aufteilen. Von dem Trio mit Messer, einem Beutel und Handschuhen ausgestattet soll sich der 19-Jährige dann am 13. September zu dem Wettbüro aufgemacht haben. Vor Ort bekam er es aber offenbar mit der Angst zu tun und so kehrte er unverrichteter Dinge zum vereinbarten Treffpunkt zurück.

Am nächsten Tag setzen ihn der Gleichaltrige und der 35-Jährige persönlich vor dem Büro ab. Dort wartete er eine Zeitlang, betrat das Etablissement aber auch dieses Mal nicht. Dann ging er wieder davon, seinen Auftraggebern berichtete er, dass er von dem Vorhaben abgesehen habe, weil das Ordnungsamt gerade dagewesen sei.

Wettbüro-Mitarbeiter in Bonn verteidigt sich mit Mülleimer

Der verhinderte Räuber und sein Altersgenosse trafen sich laut Anklage am folgenden Tag erneut, wieder wurden das Messer und der Beutel übergeben, dazu hatte der Auftraggeber diesmal auch ein Fahrrad mitgebracht. Mit dem Drahtesel machte sich der 19-Jährige ein drittes Mal auf den Weg in die Altstadt und wartete, bis am späten Abend kurz vor 23 Uhr die letzten Kunden das Wettbüro verließen. Dann schließlich soll er den Laden betreten und mit dem Messer in der Hand Geld von einem Mitarbeiter verlangt haben. Das Opfer schnappte sich aber unverzüglich einen Mülleimer zur Verteidigung und da es dem zögerlichen Räuber nun zu gefährlich wurde, trat er den Rückzug an und floh mit dem Fahrrad, aber ohne Beute.

Am 7. Oktober fuhren alle Beteiligten gemeinsam nach Bad Godesberg, wo der 19-Jährige diesmal neben der obligatorischen Plastiktüte eine Spielzeugpistole in die Hand gedrückt bekam. Dann setzte ihn das Trio am Tatort ab und fuhr weiter. Er solle endlich den Überfall durchziehen, danach wolle man sich zur Aufteilung der Beute wiedertreffen. Diesmal zögerte der junge Mann aber nicht lange, ging statt zum Wettbüro in ein Café und benachrichtigte von dort die Polizei.

Der 19-Jährige musste sich vor Gericht nicht nur wegen der erfolglosen Überfälle verantworten: Bereits im Juni des vergangenen Jahres soll er am Niederkasseler Rheinufer in einen Streit mit vier jungen Frauen verwickelt gewesen sein, bei dem er die Mädchen geschubst, geboxt und geschlagen haben soll.

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