Public Viewing in Bonn Wie Bonner Fußballfans auf die WM in Katar schauen

Bonn · Am Mittwochmittag spielte Deutschland zum ersten Mal in dieser WM. Viele Gastronomen boykottieren die WM. Einige Bars und Kneipen zeigen die Spiele. Doch wie ist die Stimmung unter den Fußballfans in Bonn?

Leon Finemann (2.v.l.) und seine Freunde schauen den deutschen WM-Auftakt im Sion im Carré.

Leon Finemann (2.v.l.) und seine Freunde schauen den deutschen WM-Auftakt im Sion im Carré.

Foto: Benjamin Westhoff

Das erste Deutschlandspiel der Weltmeisterschaft (WM) in Katar – und in der Bonner Innenstadt ist nicht viel los. Es sind kaum Trikots oder Fanartikel zu sehen, und die Kneipen, die das Spiel gegen Japan zeigen, sind größtenteils leer. Die Begeisterung der Bonner bezüglich des Sportereignisses am hält sich am 23. November weitestgehend in Grenzen. „Alle sind irgendwie dagegen“, sagt Georg Sönksen, Ehemann der Betreiberin der Mausefalle, in der das Match gezeigt wird. Es komme keine richtige WM-Stimmung auf.

Es geht um den Sport

Doch ein paar Fußballbegeisterte lassen sich von dem politischen Geschehen rund um die Weltmeisterschaft nicht abschrecken: „Mir geht es einfach nur um den Sport“, sagt Leon Finemann, der das Deutschlandspiel mit seinen Freunden im Sion im Carré – insgesamt ein Dutzend Zuschauer. Die jungen Männer sind sich einig: Die Fifa habe einen Imageschaden erlitten. Das Verbot der „One-Love“-Kapitänsbinde, und die WM in Katar stattfinden zu lassen, sei falsch gewesen. Zwar schauen sie gerne Fußball, doch verstehen sie auch die Kritik an der Sportveranstaltung. „Bei mir im Freundeskreis boykottieren viele die WM, und das finde ich gut so“, so eine Freundin von Finemann, die anonym bleiben möchte.

Ivan Selac, der im Sion arbeitet, findet das Verbot der Armbinde auch schade, „aber das wusste man doch schon, als man Katar als Ausrichter bestimmt hat“, findet er. Der gebürtige Kroate ist Fußballfan und hatte sogar Tickets für die WM in Katar. „Die habe ich allerdings zurückgegeben, als ich hörte, dass es im Stadion kein Bier geben wird“, so Selac. Der Grund, warum auch Leon Finemann und seine Freunde nicht in Katar vor Ort seien, lautet ebenfalls: „Kein Bier!“ Das sagt zumindest Florian Rothe und lacht.

Spendenaktion in der Mausefalle

Das Bier-Verbot ist auch für die Fußballfans in der Mausefalle unverständlich. Einer von ihnen hebt sein Glas, und alle prosten gemeinsam „auf Amnesty International“. Den Hintergrund zu dieser Szene erklärt Sönksen: „Wir haben lange im Team diskutiert und gestritten, ob wir Fußball zeigen.“ Letztlich hätten sie sich dafür entschieden – aber das Fußballschauen mit einem guten Zweck verknüpft: Die Betreiberin und ihr Mann sowie Kellner und Gäste sind dazu angehalten, an Amnesty International zu spenden.

Sönksen: „Wir können die WM nicht verhindern, aber so können wir etwas Gutes tun.“ Die Gäste befürworten die Spendenaktion und finden, die Fußballprofis sollten ihre 400.000 Euro Prämie an gemeinnützige Organisationen spenden, sollte Deutschland gewinnen.

Valerie Helms, eine Mitarbeiterin von The Pub, meint: „Hier waren circa 15 Japaner, um das Spiel zu schauen.“ In der Mausefalle sind es 15 – hauptsächlich Männer. „Man darf nicht vergessen, es ist Mittwoch um 14 Uhr“, erklärt der Wirt. Die Stimmung unter den Fußballbegeisterten ist gut, es wird kommentiert und angefeuert. Auch hier ist die Armbinde Thema, „Es ist lächerlich von der Fifa, sie zu verbieten“, sagt Sascha Sehr. „Ein Armutszeugnis“, stimmt ihm sein Bekannter Dirk Weidefeller zu.

Sönksen fasst die Lage zusammen: „Ich habe einfach kein WM-Gefühl. Das geht glaube ich vielen so.“ Allerdings sei der Wirt gespannt, wie groß der Andrang am Sonntagabend in der Kneipe sei, wenn Deutschland um 20 Uhr gegen Spanien spielt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort