Kundgebung auf dem Münsterplatz Queere Community setzt Zeichen in Bonn

Bonn · Auf seiner Fahrradtour durch Deutschland führte der transsexuelle Schauspieler Brix Schaumburg am Sonntag eine Demo von Bonn nach Köln an. Mit dabei war unter anderem der Gewinner der TV-Datingshow „Prince Charming“.

 Vor der Radtour haben sich die Teilnehmer zu einer Kundgebung auf dem Münsterplatz versammelt.

Vor der Radtour haben sich die Teilnehmer zu einer Kundgebung auf dem Münsterplatz versammelt.

Foto: Stefan Knopp

Rund 2500 Kilometer quer durch Deutschland will Schauspieler Brix Schaumburg auf seinem Bambusholz-Fahrrad zurücklegen. In Etappen natürlich, und am Sonntag kam eine dazu. Die mit 35 Kilometern kürzeste Strecke führte von Bonn aus am Rheinufer entlang über Wesseling zum Kölner Friesenplatz. Der erste deutsche Schauspieler, der sich als transsexuell geoutet hatte, möchte damit Aufmerksamkeit schaffen für die Belange von Schwulen, Lesben sowie bi- und transsexuellen Menschen, also für die queere Community.

Auf diesem Streckenabschnitt war Schaumburg nicht alleine unterwegs: Ihn begleiteten knapp 30 Jugendlichen des queeren Jugendzentrums Anyway in Köln. Außerdem hatte er mit Anastasia Biefang, erster offen transgeschlechtlicher Bundeswehr-Oberstleutnant, und Lars Tönsfeuerborn, Gewinner der TV-Datingshow „Prince Charming“, weitere prominente Unterstützung. Sie trafen sich zum Start der Fahrrad-Demo auf dem Münsterplatz, wo es eine kurze einleitende Kundgebung gab. Außerdem war das queere Jugendzentrum GAP aus Bonn vertreten, dessen pädagogische Leiterin Mirjam Müllen vor der Abfahrt ein GAP-T-Shirt überreichte.

„Sichtbarkeit für die Community“

Warum macht der Schauspieler das? „Ich möchte mehr Sichtbarkeit für die Community schaffen. Und die Menschen daran erinnern, dass wir mal wieder nett zueinander sein sollten“, erklärte er. Für Müllen ist diese Sichtbarkeit „eine der größten Aufgaben, die der queeren Community helfen könnte“. Denn nur dadurch könne Diskriminierung abgebaut werden, sagte sie.

Die Bonner queere Community sei vielleicht von der reinen Zahl her nicht so groß wie die Kölner, aber prozentual mit ihr vergleichbar. „Unter den Jugendlichen haben wir hier genauso viele Queere wie überall.“ Anders als junge Erwachsene könnten Jugendliche nicht ohne Weiteres nach Köln fahren. Das GAP biete ihnen eine Anlaufstelle mit Treffpunkt, Beratung und Orientierung. Sie sei optimistisch, dass mit der grünen Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Community mehr Aufmerksamkeit erhalte. Sie habe bereits festgestellt: „Der Wille ist da.“

Aufmerksamkeit auf Rechten von Menschen

Biefang hatte nicht lange nachgedacht, als die Anfrage kam, ob sie eine Strecke mitfahren möchte. Vor allem deshalb, weil es mal wieder ein Lebenszeichen der Community sei. „Wenn ich auf die Pride Season gucke, findet die seit einem Jahr nicht statt.“ Gemeint sind Veranstaltungen wie der Christopher Street Day, die ebenso ausfallen mussten wie der Karneval. „Es ist außerdem eine Chance, eine Verbindung zwischen den Städten zu schaffen und sichtbar zu sein.“

Die Teilnehmer kamen überwiegend mit der Bahn aus Köln, um mit dem Fahrrad wieder dorthin zurückzufahren. Eine etwas weitere Anreise hatte Marcel: Er kam aus Wipperfürth im Bergischen Land und musste wegen der sonntags stark eingeschränkten ÖPNV-Verbindungen schon früh anreisen. „Ich finde es wichtig, dass auf die Rechte von Menschen aufmerksam gemacht wird, die anders sind“, sagte der 26-Jährige. Idealerweise sollten sie sich irgendwann nicht mehr anders fühlen müssen. „Man sollte alle akzeptieren, wie sie sind.“ Auch er besucht das Kölner anyway. „In Wipperfürth gibt es keine queere Szene.“

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