Umbau des ehemaligen City-Rings Favorit der Stadtwerke Bonn ist ein Radweg vor der Uni

Bonn · Die Bonner Stadtwerke positionieren sich zur Umbauplanung zwischen Uni und Fußgängerzone. Favorit ist ein Radweg in beide Richtungen. Alternative Routen zum Hauptbahnhof halten die SWB für problematisch.

 Auf der Straße Am Hof müssen Busse, Autos, Fußgänger und Radfahrer miteinander zurecht kommen. Die Stadt plant einen Umbau.

Auf der Straße Am Hof müssen Busse, Autos, Fußgänger und Radfahrer miteinander zurecht kommen. Die Stadt plant einen Umbau.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Bonner Stadtwerke (SWB) haben sich mittlerweile ausführlich zu den städtischen Umbauplänen auf den Straßen Rathausgasse/Am Hof/Wesselstraße – ehemals Teil des City-Rings – eingelassen. Einer Stellungnahme der Verwaltung ist zu entnehmen, dass das kommunale Verkehrsunternehmen eine Lösung mit einem Zwei-Richtungs-Radweg favorisiert. Durch eine solch eigene Trasse seien „wesentliche Vorteile für den Linienverkehr zu erwarten“, heißt es darin, denn so könnten Konflikte zwischen Bussen und Radlern vermieden werden. Allerdings weisen die SWB daraufhin, dass es beim Ausfädeln der Radspur vor der Ampelkreuzung Rathausgasse/Am Neutor/Wesselstraße zu „Gefahrensituationen“ kommen könnte. Die Radspur müsste deshalb so gestaltet werden, dass an dieser Stelle Radfahrer sicher mit dem motorisierten Verkehr fahren könnten, ohne Busse auszubremsen. „Auch daher ist es wichtig, dass sämtliche Ampelanlagen in diesem Bereich mit einer ÖPNV-Beschleunigung ausgestattet werden“, so die Stadtwerke. Querungen mit Zebrastreifen wären zu vermeiden. Auch hier befürchten die SWB andernfalls Zeitverluste.

SWB rechnet mit Fahrzeitverlusten

Im Kern begrüße das Unternehmen eine städtebauliche Aufwertung der Achse. Zwischen den Zeilen ist aus der Antwort aber auch herauszulesen, dass der geplante Umbau mit nur noch einer Fahrspur für Autos, Busse und Lieferfahrzeuge wohl in jedem Fall mit Zeitverlusten für die Busse verbunden wäre. Denn Temporeduzierungen, wie sie dort geplant sind, hätten schon andernorts wie in Tannenbusch-Mitte zu „Fahrzeitverlusten“ geführt. Mit Blick auf die Bedeutung des Straßenzugs für den öffentlichen Nahverkehr sei es „umso wichtiger, ein ungehindertes Passieren der Linienbusse zu gewährleisten, gleichzeitig aber auch die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu benachteiligen“. Über Rathausgasse, Am Hof und in der Folge die Straße Am Neutor fahren 20 Buslinien, insgesamt täglich 920 Busse. An der Haltestelle Markt (direkt neben dem Alten Rathaus) steigen pro Tag rund 3500 Fahrgäste ein. Damit gehöre diese Haltestelle zu den am stärksten frequentierten im gesamten Stadtgebiet.

Auch bewerten die SWB Alternativrouten. Die Ratskoalition hatte das gewünscht. Ziel des Straßenumbaus ist schließlich, die Trasse vom motorisierten Verkehr möglichst zu befreien, um Universität und Kaiserplatz für Fußgänger leichter erreichbar zu machen, von einer Erweiterung der Fußgängerzone ist die Rede und städtebaulicher Aufwertung. Andere Routen allerdings halten die Stadtwerke aus verschiedenen Gründen für problematisch. Abgesehen von der beliebten Haltestelle am Markt koste eine Umfahrung um den Hofgarten herum Zeit, und die enge Durchfahrt am Koblenzer Tor stehe ihr im Wege. Zudem plane die Stadt auf der Adenauerallee eine Nord-Süd-Radachse. Eine Linienführung über Thomas-Mann-Straße oder Rabinstraße zum Hauptbahnhof wäre mit den derzeitigen Plänen für einen ebenfalls angedachten Umbau des Zentralen Busbahnhof (ZOB) nicht vereinbar, meinen die SWB.

Ratskoalition will ebene Fläche

Wie berichtet hat die Stadt der Politik zwei Varianten zur Auswahl gestellt. Den Vorschlag mit einem Zwei-Richtungs-Radweg bevorzugen bisher ADFC, die Initiative Radentscheid und im politischen Raum die Volt-Fraktion. Bei der anderen Variante soll der Radverkehr in Fahrtrichtung Busbahnhof mit Autos und Bussen fahren. Dafür haben sich bisher in der Tendenz CDU, FDP und der Einzelhandelsverband ausgesprochen.

Der Stadtrat hat nun in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen von CDU, FDP, Bürger Bund Bonn, AfD und Rheingrün einige Maßgaben beschlossen, die Grundlage für die geplante Bürgerbeteiligung sein sollen. Dazu zählt die Schaffung einer ebenen Fläche, auch „Shared-Space“ genannt, und möglichst viele Baumpflanzungen. Über die Frage der Radverkehrsführung hat die Koalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt bisher offenbar keine Einigung erzielen können. Auf Grundlage der SWB-Stellungnahme soll hierzu eine Entscheidung in der März-Sitzung des Rates fallen. Die bisherige Zeitplanung sieht einen Baubeginn im kommenden Jahr vor.

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