Radfahren in Bonn Radler konkurrieren mit Autos

Bonn · Viele Radfahrer verstehen nicht, warum sie jetzt immer häufiger die vermeintlich sicheren Gehwege verlassen müssen. Kritik an roter Aufstellfläche vor einer Ampel und am neuen Tannenbuscher Kreisel. ADFC erklärt, warum viele Stellen in Bonn nun sicherer sind.

 Der Radweg an der Schlesienstraße endet am Kreisverkehr. Künftig sollen die Radler mit auf die Fahrbahn, was schon markiert ist. Doch diese Spur ist bislang eigentlich noch nicht zu erreichen.

Der Radweg an der Schlesienstraße endet am Kreisverkehr. Künftig sollen die Radler mit auf die Fahrbahn, was schon markiert ist. Doch diese Spur ist bislang eigentlich noch nicht zu erreichen.

Foto: Roland Kohls

Für Radfahrer in Bonn ändert sich einiges. Oft ärgern sie sich, wenn sie nun durch eine neue Verkehrsführung vom Gehweg auf die Straße abgeschoben werden. So sorgt sich GA-Leser Jürgen Sommer zum Beispiel um die Sicherheit am neuen Kreisel an der Kreuzung Oppelner- und Schlesienstraße.

Als es noch die Ampel gab, fuhren Radfahrer durchgängig auf einem abgetrennten Radweg. „Bei dem neuen Kreisel wird der Radweg unterbrochen“, sagt Sommer. Er werde dann auf die viel zu enge Fahrbahn geleitet, in den Kreisel hinein. Danach sei es schwierig, wieder auf den Radweg zu gelangen. So seien Bordsteine nicht abgesenkt, die Markierung verlange, dass die Radfahrer auf der Fahrbahn bleiben. Sommer hätte es lieber gehabt, den Radweg mit dem Fußweg um den Kreisel herumzuführen – ähnlich wie an der Schlesien-, Christian-Laassen- und Otto-Hahn-Straße.

Noch ist nicht alles fertig, „die Radverkehrsführung rund um den neuen Kreisel wird noch angepasst“, teilt das Stadtplanungsamt mit. Ziel im Projektgebiet „Soziale Stadt Tannenbusch“ sei eine einheitliche Regelung. Dann gibt es da noch die Regel, dass die Radwegebenutzungspflicht aus rechtlichen Gründen vermehrt abgeschafft werden muss, was der ADFC unterstützt (siehe zweiten Artikel). So „wird der Radverkehr zukünftig meist über Schutzstreifen geführt“, teilt Andrea Schulte vom Presseamt mit. In der ganzen Stadt. Zuletzt war es auch Thema beim Radweg auf der Straße Am Josephinum (der GA berichtete).

Radfahrer spielen auf der Straße nur die zweite Geige

Am neuen Kreisel sollen nur die eigenständigen Radwege auf der Schlesienstraße Richtung Buschdorf (Autobahn) beibehalten werden sowie auf der Oppelner Straße auf der rechten Seite vom Kreisel bis zur Pommernstraße (Richtung Tannenbusch-Center). An allen anderen Stellen würden künftig Schutzstreifen eingerichtet. Radfahrer haben aber laut Stadt die Möglichkeit, die vorhandenen alten Geh-/Radwege zu nutzen, besonders auf den Schulwegen. „Dort wird dann die Beschilderung “Gehweg„ mit dem Zusatzschild “Radfahrer frei„ eingerichtet“, sagt Schulte. Der ADFC befürwortet solche Regeln im Kreisel, hat sich die Situation in Tannenbusch aber noch mal angesehen.

Doch auch an anderen Stellen scheinen Radfahrer im Straßenverkehr nach den Autos nur die zweite Geige zu spielen. Till Wiesner aus Ippendorf fährt jeden Tag mit dem Rad den Venusberg runter über die Graf-Stauffenberg-Straße zur Arbeit. Dabei störte es ihn immer, dass er sich an der Ampel Lotharstraße hinten an die Autoschlange anstellen musste.

Nun wurde die Fahrbahn dort erneuert, da hatte der Ippendorfer vor ein paar Monaten eine Idee: Wir wäre es, rechts einen Schutzstreifen zu markieren, damit die Radler vorfahren können? So etwas kennt er von der Kreuzung Eduard-Otto- zur Hausdorffstraße. „Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das ist immer Stau morgens. Da kann man jetzt locker vorbeifahren.“ Die Stadt und ADFC hätten seine Idee im vergangenen September gut gefunden. Doch beide hätten sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Mittlerweile gibt es jetzt bergauf einen Radstreifen bis zum Marienhospital. Doch: Wer hochfährt, muss auch irgendwann mal runter. Immerhin befindet sich an der Ampel Lotharstraße nun eine rote Aufstellfläche für Radfahrer, was ADFC-Sprecher Werner Böttcher für sinnvoll hält. „Man muss nun kreativ schauen, wie Radfahrer zu der gut gemeinten Aufstellfläche hinkommen. Denn da vorn werden sie auch gesehen“, sagt er auf GA-Anfrage.

Schutzstreifen nur für bergauf fahrende Radler

Das Problem liegt an der Fahrbahnbreite von gut 7,10 Metern. „Das reicht nicht für ausreichend breite Schutzstreifen auf beiden Seiten“, sagt Axel Reiß vom Straßenverkehrsamt. So habe man sich im Arbeitskreis Rad mit dem ADFC für den Schutzstreifen bergauf entschieden. „Das ist auf Straßen mit starkem Gefälle der Regelfall, da der bergab fahrende Radverkehr fast mit dem Kfz-Verkehr mithalten kann.“ Bergauf würden Radler meist überholt und würden auch häufiger zu den Seiten schwanken.

„Ein weiteres Ziel war es, möglichst viele Parkplätze zu erhalten“, sagt Reiß. Bergauf wurde das Parken gekippt auf dem Gehweg markiert, um dem Fußgängerverkehr mehr Raum zu verschaffen. Gegenüber darf ganz auf dem Gehweg geparkt werden, dort sind auch weniger Passanten unterwegs. Wäre nun da ein Radstreifen markiert worden, hätte es auch einen Sicherheitsabstand wegen sich vielleicht plötzlich öffnender Autotüren geben müssen. Doch am Ende wäre da auf der Straße nicht genügend Platz gewesen.

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