Fahrradstation am Bonner Hauptbahnhof Radstation in Bonn bietet Fahrradreparaturkurse für Frauen

Bonn · In der Radstation Quantiustraße veranstalten das Frauennetzwerk Bonn und der ADFC Fahrradreparaturkurse für Frauen. Die Plätze sind begehrt, doch es mangelt an Kursleitern.

Kursteilnehmerin Nicola probiert, ihren Reifen zu wechseln.

Kursteilnehmerin Nicola probiert, ihren Reifen zu wechseln.

Foto: Meike Böschemeyer

Handschuhe an, Ärmel hochgekrempelt und los geht’s: In der Fahrradstation an der Quantiusstraße am Bonner Hauptbahnhof gibt es Fahrrad-Reparaturkurse, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind. Alle zwei Monate können lernwillige Bonnerinnen hier die Hand am Rad oder an der Kette selbst anlegen und die richtigen Handgriffe erlernen, wenn es darum geht, das Fahrrad wieder flottzubekommen. „Der Bedarf ist da, aber es fehlt an Kursleitungen“, bemängelt Barbara Böhm, Initiatorin der Reparaturkurse. Deswegen leitet ihr Mann Georg Böhm momentan auch Kurse. „In der Idealvorstellung würden natürlich Frauen die Kurse leiten“, sagt sie, aber, das sei eine Wunschvorstellung.

Seit knapp einem Jahr gibt es die Kurse, maximal sechs Plätze sind es pro Kurs. „Wir haben in der Werkstatt keinen Platz für unendlich viele Räder, die wir auseinanderbauen und uns anschauen“, so Barbara Böhm.

Der Raum ist voller Werkzeug, von der Decke hängen Pumpen, Inbusschlüssel und Schraubenzieher sind akribisch der Größe nach geordnet. In Fensternähe hängen verschiedene Reifen. Ein Fahrrad ohne Vorderreifen ziert die Mitte des Raums und hängt von der Decke herunter.

„Was wollt ihr in dem Kurs lernen? Was erwartet ihr von den nächsten drei Stunden?“, fragt Georg Böhm zu Beginn in die Runde. „Meine Gangschaltung springt, das würde ich gern beheben“, sagt Anna und hat dabei ihre Hände in die Hüfte gestemmt. Der Rest schließt sich ihr an. Dazu kommen also das Reifen flicken, Kette überprüfen, Schlauch aufziehen und Reifen aufpumpen. „Mein Stand ist gleich null. Ich habe als Kind mit meinen zwei großen Brüdern getauscht und lieber Rasen gemäht, wenn was an den Rädern kaputt war“, sagt Nicola und lacht dabei. Sie nimmt zum ersten Mal an solch einem Kurs teil. „Ich wüsste gern, wie ich mein Licht reparieren kann. Die Lampe ist so funzelig“, sagt sie.

Lernen in entspannter Atmosphäre

Georg nickt, die nächsten drei Stunden hat er viel zu tun. „Wichtig ist, dass ihr viel selber macht und ausprobiert, nur so lernt man“, betont er. Seine Frau Barbara stimmt ihm zu. Die Kursteilnehmerinnen sollen in einer entspannten Atmosphäre lernen können. „Frauen haben vielleicht andere Hobbys als an Fahrrädern zu schrauben. Auf einer Tour oder wenn man alleine lebt, ist es aber wichtig, dass man sich helfen kann“, sagt die leidenschaftliche Fahrradfahrerin. „Wir lernen hier unter uns und können alle Fragen stellen, egal was das für eine Frage ist“, so Böhm. Außerdem setzt sie sich dafür ein, dass Frauen mehr für den ADFC und Fahrradfahren begeistert werden, grade für Klima und Umwelt sei das enorm wichtig.

Zuerst werden die Kugellager an den Lenkern überprüft. Bei Bettina Böhms Rad ist etwas locker, das muss behoben werden. In welche Richtung sich die Schrauben drehen lassen, probieren die Teilnehmerinnen selbst raus. In Augenschein werden auch die Ketten genommen. Georg: „Wenn die Kette zu trocken oder stark verschmutzt ist, läuft sie nicht mehr richtig, und das Schalten wird schwer“, erklärt er.

Grundlagenlernen

Mit einem Lappen in der Hand dreht Nicola also den Hinterreifen durch und säubert so die Kette. Am Ende liegen kleine Schmutzklumpen auf dem Boden, Georg ist zufrieden: „Das hat sich schon mal gelohnt. Auch, wenn die anderen Ketten alle vorbildlich sauber sind“.

Jetzt werden die Vorderreifen ausgebaut. Wichtig ist, die Bremse anzuziehen und alle Verbindungen aufzudrehen. Die Teilnehmerinnen haben die Reifen schnell in der Hand, die Hinterräder sind etwas schwieriger auszubauen, die Ketten sind im Weg. „Was mache ich jetzt mit der Kette?“, fragt eine Frau, die ölige Fahrradkette in der Hand haltend. „Einfach hängen lassen“, ist die Anweisung.

Nicola traut sich nach dem Workshop zu, ihr Rad zu reparieren und auf den Kopf zu stellen. Mit einem Handgriff hat sie das Damenrad fachmännisch umgedreht. „Ich würde mir aber für eine Reparatur einen Nachmittag Zeit lassen und mich nicht stressen.“ Die Kursausrichtung findet sie gut, die Teilnehmerin hat gar nicht gemerkt, dass es ein reiner Frauenkurs war. „Die Stimmung war angenehm, man konnte alles fragen“, sagt sie. Der Kurs war ein Einsteigerkurs, sie hat sich aber schon für den Fortgeschrittenen-Kurs angemeldet, „ich traue mir das jetzt zu“.

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