Barrierefreiheit in der Bonner City Räder als gefährliches Hindernis

BONN · Bürgerinitiativen haben die Barrierefreiheit am Bonner Loch sowie an der Stadthaus-Haltestelle getestet. Ausgerechnet wild geparkte Fahrräder werden zum gefährlichen Hindernis.

 Wie barrierefrei der umgebauten Bahnhalt am Stadthaus ist, testet Camilla von Loesch und stellt fest: Die Markierung endet abrupt.

Wie barrierefrei der umgebauten Bahnhalt am Stadthaus ist, testet Camilla von Loesch und stellt fest: Die Markierung endet abrupt.

Foto: Barbara Frommann

Dieter Plonkiewicz ist auf Bus und Bahn angewiesen. Souverän bahnt sich der erblindete Bonner mit seinem weißen Stock den Weg durch die City. „Ich habe eigentlich kein Problem, mich zurechtzufinden“, sagt er. Doch wenn er aus dem Bonner Loch hochkommt, um die Straßenbahn zu erreichen, beginnt für ihr ein wahrer Hindernislauf.

„Hier gibt es keinerlei Bodenmarkierungen, ein Treppengeländer, an dem ich mich festhalten und orientieren könnte, fehlt ebenfalls“, beklagt Plonkiewicz. Richtig gefährlich wird es jedoch, wenn er die Haltestelle der Linie 61 gegenüber dem Hauptbahnhof ansteuert. „Überall stehen Räder herum. Nicht nur in den Fahrradständern, sondern wahllos mitten im Weg oder angekettet an Lampenmasten und Hinweisschildern. Es ist wirklich schrecklich. Immer wieder laufe ich gegen ein solches Hindernis mitten auf dem Weg.“

Wenige Kritikpunkte an der Haltestelle am Stadthaus

Doch das ist nicht das einzige Problem am Bahnhofsvorplatz. Um auf Mängel in Sachen Barrierefreiheit hinzuweisen, hatten die Arbeitsgemeinschaft „Selbst aktiv“ sowie das „Verkehrsforum Bonner Bürgerinitiativen“ zu einem Rundgang eingeladen. „Nur über eine einzige Rampe im Bereich des Busbahnhofs ist das Bonner Loch stufenlos zu erreichen“, macht Sprecherin Ilse Maresch auf ein weiteres Problem aufmerksam. „Neben Rollstuhlfahrern sind Senioren mit Rollatoren sowie Eltern mit Kinderwagen auf diesen Zugang angewiesen. Dass diese Rampe erhalten bleibt, ist das Mindeste, das wir fordern.“

Überhaupt sind Maresch sowie Camilla von Loesch von der „Selbsthilfe Körperbehinderter“ und Klaus Mehren von „Selbst Aktiv“ mit der Barrierefreiheit an dem zentralen Verkehrsknotenpunkt in der Bonner City nicht zufrieden. Das sei ein öffentlicher Raum, der täglich von rund 100 000 Menschen passiert und genutzt werde. „Da müsste es doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man ihn barrierefrei gestaltet, damit alle Bürger uneingeschränkt Zugang haben“, meinen sie unisono. Der Klage von Dieter Plonkiewicz kann Maresch nur zustimmen. „An einem ganz normalen Werktag stehen im Bereich der Straßenbahnhaltestelle mehr als 200 Fahrräder. Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist das ein sehr großes Problem.“

Deutlich erfreulicher fällt das Urteil der Betroffenen über die neu gestaltete Bahnhaltestelle am Stadthaus aus. Rund 13 Monate lang wurde der Haltepunkt um- und ausgebaut. Zwar gibt es am Fußgängerüberweg noch einige Kritikpunkte – akustische Signale zu leise, Grünphasen zu kurz, die Rillen in der Bodenmarkierung zu breit –, aber „das ist hier alles sehr viel besser. In Sachen Barrierefreiheit ist der Umbau wirklich gelungen“, lobt Camilla von Loesch.

Auch die Rampe zum Bahnsteig sei mit einer Neigung von sechs Grad problemlos zu bewältigen. Eine Metallstange knapp oberhalb des Bodens hilft zudem, dass Rollstuhlfahrer nicht aus der Spur geraten. „Hier wurde sogar ein zusätzlicher niedrigerer Handlauf angebracht“, stellt Klaus Mehren zufrieden fest. Durch den Aufzug ist es nun möglich, bequem von einem Bahnsteig zum anderen zu wechseln.

„Akustische Ansagen im Lift, die Knöpfe können auch von einem Rollstuhl aus problemlos bedient werden, durch die gläserne Ausstattung fühlt man sich gleich sicher“, attestiert Irmgard Henseler nach der Begutachtung des Lifts. Oben angekommen, weist eine entsprechende Bodenmarkierung Sehbehinderten den weiteren Weg.

Doch die endet plötzlich. „Hier fehlen einfach ein paar Meter. Ohne fremde Hilfe ist man hier aufgeschmissen“, stellt die Gruppe fest. Gut, dass mit Gabi Mayer und Elke Apelt zwei Stadtverordnete mit an Ort und Stelle sind, die sich sofort dafür einsetzen wollen, dass die Kennzeichnung weitergeführt wird. „Barrierefreiheit ist nicht nur für Behinderte, sondern für alle sinnvoll. Dadurch wird das Leben für Junge, Alte, Kranke und Behinderte einfacher“, zieht Camilla von Loesch am Ende Bilanz. Aber: „In Sachen Barrierefreiheit muss man am Ball bleiben. Der Teufel steckt oft im Detail.“

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