Prozess in Bonn Randale in Kneipe: Zeugen wanken im Prozess

Bonn · Es muss ein regelrechtes Überfallkommando gewesen sein, dass am Abend des 3. Oktober 2014 in eine alternative Kneipe in der Bonner Innenstadt eingedrungen ist.

Vor Gericht geht es um einen Überfall in einer Bonner Kneipe.

Vor Gericht geht es um einen Überfall in einer Bonner Kneipe.

Foto: dpa

Mehrere Männer sollen sich an der Tür positioniert haben, während zwei Angreifer durch das Lokal liefen, dabei Gläser von den Tischen fegten und Gäste angriffen.

Die Identität der Männer ist bis heute fraglich. Nach den Attacken in jener Nacht auf mehrere Kneipen hieß es, die Randalierer würden aus einer rechtsgerichteten und gewaltbereiten Fangruppe des Bonner SC stammen.

Einzig und allein ein 24 Jahre alter Auszubildender wurde nach monatelangen Ermittlungen angeklagt. Er muss sich seit Freitag wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung und Bedrohung vor dem Amtsgericht verantworten.

Er und der unbekannte Mittäter sollen die Gäste als „Punker, Schlampen und Deutschlandverräter“ tituliert haben. Zudem drohten die Männer laut Anklage: „Wir machen euch fertig. Wir fackeln euch ab.“

Mehrere Personen, darunter auch Frauen, sollen geschlagen worden sein. Der junge Mann schwieg am ersten Verhandlungstag zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Sein Anwalt Carsten Rubarth: „Er wird zur Sache keine Angaben machen.“ Wie so oft bei Schlägereien, an denen mehrere Personen beteiligt sind, scheint eine genaue Identifizierung und Zuordnung äußerst schwierig zu sein.

Mehrere der gestern gehörten Zeugen räumten ein, dass sie nicht absolut sicher sind, dass der 24-Jährige einer der Angreifer war. „Von der Statur und der Haarfarbe würde es passen. Aber ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher“, so ein 34-Jähriger, der einen Schlag auf den Hinterkopf abbekommen hatte.

Eine Angestellte der Kneipe berichtete, dass ein Angreifer einen Barhocker in ihre Richtung warf. „Ich konnte mich im letzten Moment noch ducken“, so die 42-Jährige. Der Hocker sei in ein Regal hinter ihr gekracht. Die Zeugin: „Ich träume davon, das beschäftigt mich immer noch.“ Aber auch sie konnte den Angreifer nicht eindeutig identifizieren.

Einzig und allein eine 36 Jahre alte Kneipenbesucherin war sich „hundertprozentig sicher“, dass der 24-Jährige der gesuchte Schläger ist. Als sie einen Schlag gegen die Schulter abbekam, habe sie sich umgedreht und in sein Gesicht geschaut. „Ich habe ihn erkannt, ich kenne ihn aus Lengsdorf“, so die Zeugin. Nach eigenen Angaben ist sie dem jungen Mann mehrfach zufällig auf der Straße begegnet.

Wie bedrohlich das Geschehen war, schilderte eine 51 Jahre alte Zeugin. Sie war nach der Rückkehr aus dem Urlaub noch mit ihrem Mann in die Kneipe gegangen, um ein Guinnessbier zu trinken. „Ich habe gedacht, ich komme nicht lebend raus.“

Nach Meinung des Verteidigers kann sein Mandant nicht der gesuchte Randalierer sein, da der 24-Jährige angeblich zur Tatzeit auffällige Verletzungen an Stirn und Nase hatte. Diese aus einer Prügelei stammenden Blessuren habe aber keiner der Zeugen beschrieben. Der Prozess wird mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

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