Anti-Flüchtlings-Demo vor dem Alten Rathaus in Bonn Rangelei zwischen Demonstranten und Streifenbeamten

Bonn · Überwiegend russischstämmige Teilnehmer einer Demo vor dem Alten Rathaus haben sich am Sonntag mit Kritikern und Ordnungshütern angelegt. Ein Augenzeuge spricht von Handgreiflichkeiten, die Polizei schildert die Vorfälle harmloser.

 Vor dem Alten Rathaus in Bonn kam es zu der zunächst nicht angemeldeten Demo.

Vor dem Alten Rathaus in Bonn kam es zu der zunächst nicht angemeldeten Demo.

Foto: dpa

Was genau geschah am Sonntagnachmittag vor dem Alten Rathaus? Gab es bei einer Spontandemo überwiegend russischstämmiger Demonstranten Gewaltandrohungen und Handgreiflichkeiten gegen Kritiker der Demo und gegen Beamte der Wache Gabi?

Widersprüchlich sind die Aussagen zu den Vorfällen auf dem Marktplatz. Während ein Augenzeuge dem GA schilderte, Demonstranten hätten aus der etwa 100-köpfigen Menge heraus die von Passanten alarmierten Streifenbeamten geschubst und bedrängt und versucht, auf sie einzuschlagen, sagte ein Beamter der Polizeileitstelle später auf GA-Anfrage lediglich, dass Personen versucht hätten, die Kollegen „etwas beiseite zu drängen“.

Es sei hauptsächlich zu einer verbalen Auseinandersetzung mit den Kollegen von Polizei und Stadtordnungsdienst gekommen, „weil sie herausfinden wollten, wer der Anmelder für die Demonstration war“. Als man jemanden ausfindig gemacht habe, habe sich die Lage beruhigt. Die Polizei sprach von etwa 50 Teilnehmern.

Der Beamte der Leitstelle bestätigte aber, dass es sich um eine nicht angemeldete Veranstaltung gehandelt habe, die von 14.30 bis 16 Uhr dauerte. „Die Demonstration wurde dann im Nachhinein ordnungsgemäß angemeldet.“

Anlass der Demo war die angebliche Vergewaltigung einer 13-Jährigen

„Anlass“ war die angebliche Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens russischer Herkunft durch Migranten in Berlin, die sich im Nachhinein als Gerücht herausstellte, das im russischen Staatsfernsehen und in sozialen Medien geschürt worden war. Dementsprechend beteiligten sich an der Veranstaltung wohl auch zahlreiche Deutschrussen, wie die Polizei die Schilderungen von Augenzeugen bestätigte.

Einer von ihnen berichtete, dass Teilnehmer Plakate mit Sprüchen wie „Merkel zerstört Europa“ und „Multikulti = Bevölkerungsaustausch“ hochhielten. Die Redner hätten von der Freitreppe des Alten Rathauses fremdenfeindliche Statements von sich gegeben wie: „Von den Flüchtlingen geht Gefahr aus.“ Passanten, die ihren Unmut über die Aussagen der Redner geäußert hätten, sei vereinzelt Gewalt angedroht worden.

Die aggressive Stimmung schlug auch den zunächst herbeigerufenen Beamten der Wache Gabi entgegen – wie aggressiv sie war, darüber gehen, wie gesagt, die Schilderungen auseinander. Immerhin hätten andere Demoteilnehmer versucht, „dazwischenzugehen“, woraufhin die beiden Beamten Richtung Bischofsplatz liefen, dabei verfolgt und „weiter attackiert“ wurden.

Als dann mehrere alarmierte Streifenwagenbesatzungen auf dem Marktplatz eintrafen, hätte sich die Lage zwischenzeitlich beruhigt. Wie auch die Polizei bestätigte, sei die Demo dann fortgeführt worden – ohne dass die Personalien handgreiflich gewordener Demonstranten festgestellt worden seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort