Festspielhaus in Bonn Rat hält an Spielstätte fest

BONN · In letzter Sekunde hat der Stadtrat im Kampf um das Festspielhaus noch die Kurve gekriegt: Mit Stimmen der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Bürger Bund Bonn (BBB) sprachen sich die Politiker am Dienstagabend noch einmal für die Umsetzung der Pläne für ein Festspielhaus in der Rheinaue aus.

Grüne und Linke votierten gegen den Dringlichkeitsantrag der CDU. Deren grüner Koalitionspartner hatte zuvor vergeblich beantragt, die Pläne für das Projekt ad acta zu legen. Der gemeinsame Antrag von Schwarz-Grün, parallel einen Zeit- und Finanzplan zur Sanierung der Beethovenhalle für rund 30 Millionen Euro aufstellen zu lassen, fand wiederum eine Mehrheit aus CDU, Grünen, FPD und BBB.

Stephan Eisel von den Festspielhausfreunden zeigte sich erleichtert. Der Verein hatte vor der Sitzung mehr als 7000 Unterschriften an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und die Fraktionen verteilt. Das sei ein guter Tag für die Zukunft Bonns als Beethovenstadt, lobte Eisel nach gut einstündiger Ratsdebatte den Beschluss, der dem privaten Engagement zum Bau des Beethoven-Konzertsaals die Zeit gebe, die Finanzierung sicherzustellen und die Verwirklichung voranzutreiben. Denn eines machte die CDU auch klar: Die Stadt wird sich nicht an den Baukosten, wohl aber angemessen am Betrieb beteiligen.

Hinter den Kulissen hatte die Politik seit Tagen darum gerungen, einen Weg zu finden, um das Festspielhaus trotz bislang vieler ungeklärter Fragen hinsichtlich der Finanzierung, der Bauherrenschaft und des Betriebskonzepts nicht beerdigen zu müssen. Schließlich hatte der Rat im November 2011 der Stadt eine Frist gesetzt: Wenn bis zum 30. Juni 2012 diese Fragen nicht geklärt seien, solle sie das Projekt nicht weiter verfolgen und stattdessen die Beethovenhalle in Schuss bringen.

Andernfalls sei der Zeitplan bis 2020 nicht einzuhalten. „Die Voraussetzungen dazu sind ja noch nicht einmal annähernd erfüllt“, sagte Grünen-Sprecherin Dorothee Paß-Weingartz. Außer einer Vorlage der Verwaltung, die lediglich auf die nächste Ratssitzung vertröste, lägen bis dato keine validen Zahlen vor. „Die Diskussion wird nicht ehrlich geführt“, sagte sie, „hinter vorgehaltener Hand sagen doch ganz viele, dass diese Voraussetzungen auch in absehbarer Zeit nicht erfüllt werden können“.

Guido Déus sieht das anders. Der Vizechef der CDU-Fraktion erklärte, er halte das Festspielhaus aus kulturellen, aber auch aus wirtschaftspolitischen Gründen – „auch unabhängig von Geburtstagen“– für unverzichtbar. „Es wäre wünschenswert, wenn die Finanzierung und Klärung der Bauherrenfrage bald feststeht“, sagte er, machte aber gleichzeitig deutlich, dass all dies spätestens 2013 beantwortet sein müsse.

Die Sanierung der Beethovenhalle als Multifunktionshalle stehe dem Beschluss für das Festspielhaus nicht entgegen: „Wir dürfen das Thema Beethoven nicht nur auf Diskussionen über Gebäude reduzieren“, warnte er. Bärbel Richter (SPD) verteidigte einen gemeinsamen Antrag mit der FDP, der nun im Kulturausschuss behandelt werden soll. Darin fordern die beiden Fraktionen von der Verwaltung, das Notwendige vorzubereiten, damit das Festspielhaus in der Rheinaue realisiert werden könne. „Ich möchte mich nicht freuen, wenn etwas scheitert, sondern würde mich freuen, wenn mal etwas gelänge“, sagte sie.

Für Nimptsch ist das letzte Wort in punkto Sanierung Beethovenhalle noch nicht gesprochen, sagte er dem GA am Rande der Ratssitzung. Er ist nach wie vor zuversichtlich, dass das Festspielhaus im Jubiläumsjahr zur Verfügung stehen kann. Sollte es dennoch nicht klappen, sieht sein Plan B so aus: „Ich könnte mir den WCCB-Kongressaal auch als Konzerthalle gut vorstellen“, sagte er.

Der Zeitplan der Stadtverwaltung
Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 soll angemessen gefeiert werden. Ein neues Konzerthaus, schreibt die Stadtverwaltung, müsste spätestens zu Beginn des Jahres 2019 (am besten aber Mitte 2018) fertig sein, um es "einspielen" und international vermarkten zu können. Für die Herrichtung des Baugeländes, den Bau des Festspielhauses und die Umfeldgestaltung kalkuliert die Stadt 2,5 Jahre ein.

Die vorher nötige Planungsphase und das Bauleitverfahren setzt sie mit 2,5 bis 3 Jahren an. Daraus folge: Der Antrag zur Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens müsse spätestens im ersten Quartal 2013 gestellt werden. Dazu muss aber erst noch eine Gesellschaft als Vorhabenträger gegründet werden.

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