Notfallpraxen in Bonn Ratskoalition warnt vor Verschlechterung für Patienten

Bonn · Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) will die drei als Vereine geführten Notdienstpraxen in Bonn schließen. Statt dessen will die KVNO in Kooperation mit Krankenhäusern unter deren Dach und unter KVNO-Regie Notdienstpraxen einrichten.

Alle Appelle der Bonner Ärzteschaft, von Bürgern und Politikern aus Bonn und der gesamten Region haben nichts gefruchtet: Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hält hartnäckig an ihrem Plan fest, die drei von Bonns Medizinern selbst als Vereine geführten Bonner Notdienstpraxen in Beuel, Bad Godesberg und Duisdorf zu schließen. Statt dessen will die KVNO, wie mehrfach berichtet, in Kooperation mit Krankenhäusern unter deren Dach und unter KVNO-Regie Notdienstpraxen einrichten.

Wie der General-Anzeiger erfuhr, wurde ein entsprechendes Pilotprojekt für den Bezirk Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen am 6. Januar in Düsseldorf vorgestellt. Und das sieht vor: In Zukunft soll es nur noch zwei Notdienstpraxen in Bonn geben – am Petruskrankenhaus und an den Unikliniken auf dem Venusberg. Und wieder schlagen Bonner Politiker Alarm.

Denn die Ratsmehrheit aus CDU, Grünen und FDP ist sicher: Eine solche Veränderung für Bonn und die gesamte Region ist eine deutliche Verschlechterung der Notdienstversorgung, die besonders zu Lasten der alten oder kranken Bevölkerung gehen würde. „In Zeiten des demografischen Wandels ein absolutes Unding.“ kritisieren die Politiker. „Eine zentrale Notdienstpraxis ist für die gesamte Region und Bonn als international gefragten Gesundheitsstandort schlichtweg zu wenig.

Drei Notdienstpraxen nicht nur für Bonn zuständig

Die jetzigen drei Notfallpraxen versorgen nicht nur Bonn, sondern auch das Umland im Rhein-Sieg-Kreis, bei Beibehaltung der jetzigen Standorte sind Effizienz und Auslastung gewährleistet, eine Reduzierung könnte hingegen fatale Folgen haben“, stellen Annette Standop, sozialpolitische Sprecherin, und Detmar Jobst, selbst Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen im Rat der Stadt Bonn, fest. Eine flächendeckende Notdienstversorgung müsse sichergestellt werden. Es dürfe nicht sein, dass gesundheitlich eingeschränkte Bürgerinnen und Bürger in den Notdienstzeiten nachts und am Wochenende unnötig lange Versorgungswege und Wartezeiten auf sich nehmen müssten.

Und sie sind sicher: Die gesundheitliche Versorgung in den einzelnen Stadtteilen würde sich durch die Umstrukturierungsmaßnahmen deutlich verschlechtern. „Statt weite Wege auf sich zu nehmen, werden viele Bürgerinnen und Bürger notgedrungen auf die Notfallambulanzen in den Krankenhäusern ausweichen müssen – hier werden dann Ressourcen in Anspruch genommen, die für dringende Notfalleinlieferungen und -eingriffe benötigt werden. Lange Wege, deutlich verlängerte Wartezeiten und eine Überlastung der Krankenhausambulanzen dürfen wir so nicht hinnehmen“, ergänzt Zehiye Dörtlemez, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Ratsfraktion. „Der Beschluss der KV bedeutet einen Rückschritt für die medizinische Versorgung der Bonner“, stellt Alfred Giersberg, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion fest.

Bonner Ärzte befürchten Verschlechterung für Patienten

„Ein Modellversuch macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn etwas verbessert werden soll. Dies ist für Bonn nicht zu erwarten. Bei allem Spar- und Reformdruck müssen das Gemeinwohl und damit der Mensch immer im Vordergrund stehen.“

Wie die Politiker feststellen, sei die Organisation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Bereich Nordrhein in der Zuweisung ihrer Aufgaben und Kompetenzen durch den Bundesgesetzgeber zwar der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein zugeordnet. Deshalb könne der Stadtrat nur an die Vernunft der Verantwortlichen appellieren, keine Verschlechterungen auf dem Rücken der Patienten herbeizuführen.

Eine solche Verschlechterung befürchten auch die Bonner Ärzte, wie der Vorsitzende des Vereins Beueler Notdienstpraxis, Peter Richter, gestern noch einmal betonte. Er verstehe ohnehin nicht, warum ausgerechnet in Bonn alles geändert werden soll. Denn, so stellte er wieder fest: „Alle drei Bonner Notdienstpraxen sind ja schon an Krankenhäuser angegliedert.“

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