Ratsmehrheit zeigt Flagge für Beethoven

BONN · Das neue Beethoven-Festspielhaus soll in die Rheinaue - wenn bis zum Sommer 2012 die Finanzierung von Neubau und Betrieb geklärt werden kann.

Das ist die Botschaft des Rates, der am Donnerstagabend mit breiter Mehrheit einen Grundsatzbeschluss für das Projekt gefasst hat. Ein Abriss der alten Beethovenhalle oder der Oper ist damit vom Tisch.

Alle Fraktionen außer der Linkspartei bekannten sich zum Neubau an der Charles-de-Gaulle-Straße (siehe rechts). Da war von einem "Zukunftsprojekt" die Rede (SPD-Fraktionschef Wilfried Klein), von der Chance, ein Salzburg am Rhein zu werden (FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Hümmrich) und vom "entscheidenden Baustein, sich international als Beethovenstadt zu profilieren" (Bürger-Bund-Chef Bernhard Wimmer). Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles betonte: "Wir wollen, dass der Weg für dieses Projekt freigemacht wird."

Erwartungsgemäß verhaltener sein grüner Koalitionspartner: Gisela Mengelberg begrüßte in erster Linie, dass die alte Beethovenhalle nicht mehr zur Disposition steht. Und mahnte, man müsse im Juni 2012 auch den Mut haben, einen Schlussstrich unter die Neubaupläne zu ziehen, wenn die offenen Fragen bis dahin nicht geklärt seien.

Vor allem klafft eine Finanzierungslücke: Der Neubau könnte bis zu 100 Millionen Euro kosten; 30 Millionen hat die Deutsche Post DHL in Aussicht gestellt. Auch das Nutzungskonzept für das Festspielhaus steht noch nicht endgültig, und die Höhe des städtischen Betriebskostenzuschusses ist unklar.

Für die Stadtverwaltung bleibt also viel zu tun. Die nötigen Arbeitsaufträge vom Rat bekommt sie aber erst, wenn geklärt ist, ob die Post dem Rheinauen-Standort zustimmt - diese Bedingung haben CDU und Grüne durchgesetzt. Danach soll die Verwaltung die Finanzfragen klären, die Gründung einer Betreiberstiftung vorbereiten, einen Grundstücksvertrag aushandeln, Fördermittel beim Land NRW beantragen. Die Koalition bestand auch darauf, dass die Sanierungskosten für die Beethovenhalle für den Fall ermittelt werden müssen, dass diese als "hochwertiger Konzertsaal" genutzt werden soll. FDP und SPD kritisierten, mit diesem "Plan B" werde das Bekenntnis zum Neubau verwässert. Hümmrich: "Das passt nicht zur Aufbruchstimmung, die wir brauchen."

Auch der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen sprach sich unterdessen fürs Festspielhaus aus. Der Verband lobte das Engagement der Post und begrüßte die "Kultur des Mäzenatentums in Bonn", die sich jetzt wieder entwickele - unterstützt durch großen bürgerschaftlichen Einsatz.

Hauptgeschäftsführer Uwe Stephan warnte jedoch davor, den "Gesamtkulturbetrieb aus den Augen zu verlieren". Sein Verband fordere die Stadt auf, umgehend ein Kulturkonzept zu entwickeln: "Die Politik muss klipp und klar sagen, welche Kulturangebote in Bonn zukünftig nicht mehr finanziert werden können." Nur so würden Ressourcen frei, um das Festspielhaus Wirklichkeit werden zu lassen.

Politiker im O-Ton

Wilfried Klein (SPD): "Wir brauchen ein kraftvolles Signal für dieses Zukunftsprojekt, um die Bürger zu begeistern und Leidenschaft zu wecken. Ich bin überzeugt, dann bekommen wir auch das Delta der offenen Fragen, besonders der Finanzierung, geschlossen."

Klaus-Peter Gilles: "Es gibt viele Gründe, für das Festspielhaus zu sein. Wir wollen den Weg freimachen, aber auch Fragen geklärt haben - zur Finanzierung, zur inhaltlichen Konzeption, zum Kultur- und Hallenkonzept der Stadt. Wir begrüßen als CDU ausdrücklich das Engagement des IHK-Präsidenten Wolfgang Grießl."

Gisela Mengelberg (Grüne): "Wir sind zufrieden, dass der Abriss der Beethovenhalle vom Tisch ist. Wir freuen uns über das angekündigte Bürgerengagement für das Projekt, besonders über die Initiative des IHK-Präsidenten."

Werner Hümmrich (FDP): "Ein entscheidender Schritt zu einem der wichtigsten Zukunftsprojekte, die diese Stadt noch selbst gestalten kann! Wie Salzburg mit Mozart, muss Bonn sich mit dem Namen Beethoven verbinden."

Bernhard Wimmer (Bürger Bund): "Das Projekt auf Eis zu legen, war falsch. Jetzt haben sich die Rahmenbedingungen dramatisch verschlechtert. Bonn muss sich national und international weiter profilieren. Das Festspielhaus ist dafür ein wichtiger Baustein."

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